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Mit "April Snow" kam im September 2005 ein lange erwarteter Film in die südkoreanischen Kinos. Die Werbung im Vorfeld war gross, die beiden Darsteller rechtfertigten sie mühelos und eine fest geplante Veröffentlichung in Japan liessen das Einspielergebnis in Südkorea schon fast zur Nebensache werden.
Bae Yong-joon war in Japan damals schon durch die Serie "Winter Sonata" ein absoluter Megastar, seine Partnerin Son Ye-jin war im asiatischen Raum ebenfalls durch frühere Rollen recht gefragt. Der Erfolg war somit schon fest eingeplant und stellte sich zumindest in Japan auch ein. In Südkorea sahen den Film knapp über 600.000 Menschen ; nicht schlecht aber kein Topergebnis für zwei so berühmte Darsteller und einen ebensolchen Regisseur.
Wie auch bei seinen früheren Filmen "Christmas in August" und "One fine Spring Day" erzählt Regisseur Heo Jin-ho eine bittersüsse Liebesgeschichte. Dies tut er fast schon etwas selbstverliebt langsam und ungemein real, weil ohne neumodischen Schnickschnack und überzogene Twists in der Story. Solche Filme muss man mögen und sich ihrem Erzähltempo anpassen können ; je weniger Schnitte und weniger Moves der Kamera, desto wichtiger sind die Schauspieler, weil sie fast ausschliesslich ins Zentrum der Wahrnehmung rücken. Die Last auf den Schultern der beiden Hauptdarsteller ist somit gross, wie mühelos leicht ihr Spiel dennoch erscheint ein Kompliment auch für Heo Jin-ho.

Unerwartet und während seiner Arbeit als Beleuchtungstechniker erfährt In-su ( gespielt von Bae Yong-joon ) von einem schweren Verkehrsunfall seiner Frau Kang Su-jin ( gespielt von Im Sang-hyo ). Sie liegt ausserhalb von Seoul in einem Krankenhaus und ist schwer verletzt. Sofort macht er sich auf den Weg dorthin und findet seine Frau nach einer Notoperation im Koma liegend vor.
Da der Fahrer eines anderen Fahrzeugs bei dem Unfall zu Tode kam, untersucht die Polizei den Vorfall. In-su ist verwirrt und geschockt, er bemerkt erst garnicht den Zusammenhang mit einer jungen Frau die ebenfalls im Krankenhaus wartet und gemeinsam mit ihm zur Polizei gebeten wird. Besagte Seo-young ( gespielt von Son Ye-jin ) soll die Ehefrau eines ebenfalls in den  Unfall verwickelten Mannes sein ; dieser Mann soll mit Kang Su-jin zusammen im Auto gesessen haben. Langsam aber unaufhaltsam kommt nun die Wahrheit ans Licht ; die beiden Verunglückten hatten eine Affäre und die beiden betrogenen Ehepartner sitzen sich nun an den Krankenbetten ihrer untreuen Ehepartner gegenüber. Beide liegen im Koma und ringen mit dem Tod.
Während die beiden einerseits den Betrug realisieren und ihre Sprachlosigkeit im Schockmoment langsam der Wut und der Verzweiflung Platz macht, kommen sie sich andererseits bei ihrer Verarbeitung näher und entdecken, dass ihr Interesse am anderen mehr als nur Rache an den Ehepartnern ist. Doch die beiden sind nunmal nicht tot und was wenn sie wieder erwachen?

Die Geschichte ist reizvoll wenn auch nicht neu, somit gilt es sie in einer besonderen Form zu erzählen. Da macht Heo Jin-ho auch wenig Worte und nutzt mehr die Stimmung seiner Bilder und die Mimik seiner beiden vorzüglichen Schauspieler. Er beherrscht es nunmal in Bildern zu erzählen und die beiden Darsteller beherrschen ihre Rollen. Bae Yong-joon ist wie geschaffen für diese Rolle, er spielt zurückhaltend und ruhig, immer gefasst und nie aus der Haut fahrend. Seine Ruhe ist bisweilen aufreizend und die Inszenierung von Heo Jin-ho ist nah an der Grenze zur Selbstverliebtheit, dennoch wirkt der Film niemals unrealistisch oder gar zynisch. Für die Ehrlichkeit und die greifbare Natürlichkeit steht Son Ye-jin.
Verwirrt und verletzt steht sie mitten im Film, sie hat ihre Karriere für die Ehe geopfert und ihr Mann brennt mit einer Karrierefrau durch. Sie sucht nach Antworten und findet bis zum Ende des Films keine. Sie wirkt zerbrechlich doch sie zerbricht nicht, vielmehr blüht sie langsam und ganz behutsam wieder auf und sie traut sich das auch zu. Die erotischen Szenen des Films gehören zu den gelungensten des ganzen Films. Äusserst geschmackvoll und absolut stimmig lässt Heo Jin-ho seine beiden Stars aufeinander los, die Nähe der Kamera lässt uns fast unter die Decke krabbeln und genau diese Nähe zwischen beiden vermittelt er dadurch an den Zuschauer.
Neben diesen Momenten ist natürlich die Entwicklung der Geschichte das reizvolle Thema ; wer überlebt den Unfall und wie gehen die Beteiligten damit dann um?
Diese Aspekte sind vielleicht etwas zu kurz gekommen doch auch so ist "April Snow" eine eindeutige Empfehlung an alle die koreanische Liebesfilme mögen und die durch Ruhe auf dem Bildschirm nicht nervös werden. Starke 8 Punkte.

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