Einen so speziellen Film wie "Duelist" kann man wohl nicht fair einordnen und schon gar nicht fair bewerten. Er ist innovativ experimentell und sehr gewagt in seiner Rollenverteilung. Daneben legt Regisseur Lee Myeong-se mal wieder sehr viel Wert auf alles was man mit dem Wort Ästhetik verbindet. Der Film ist ein optisches Gesamtkunstwerk, die Ausstattung edel, die Kostüme pompös und die Lauflänge wie bei allen von sich überzeugten koreanischen Filmemachern selbstverliebt überzogen.
Bei soviel ästhetischem Anspruch leidet leider die Story an chronischer Unterversorgung ; sie fällt im Gesamtkonstrukt nach unten durch und ist schlicht und simpel gestrickt. Eine solch unausgewogene Balance zwischen Story und Filmästhetik wird dem Film fast überall als Hauptkritikpunkt entgegengebracht. Dies ist durchaus nachvollziehbar, doch ist dies für mich nicht der Grund weshalb er scheitert. Das ungute und nicht stimmige Gefühl kommt bei mir vielmehr durch die gewagte Rollenverteilung zustande. Darauf komme ich nach der kurzen Inhaltsangabe zurück.
Korea irgendwann in der Chosun Dynastie. Die Polizistin Namsoon ( gespielt von Ha Ji-won ) und ihr Vorgesetzter und Lehrer Ahn ( gespielt von Ahn Seong-gi ) sollen undercover einen Falschgeldskandal untersuchen. Überall im Königreich tauchen gefälschte Münzen auf und drohen das Finanzsystem des Landes zu zerstören. Die Preise explodieren und das Königreich droht im Bankrott zu enden.
Während ihrer Untersuchungen treffen beide auf einen geheimnisvollen Schwertkämpfer ; besagter "Sad Eyes" ( gespielt von Kang Dong-won ) weckt das Interesse von Namsoon. Einerseits ist sie von ihm fasziniert, andererseits scheint er in dem Skandal eine wichtige Rolle zu spielen. Die beiden finden heraus, dass "Sad Eyes" eine Art Auftragskiller und Ziehsohn des mächtigen und undurchsichtigen Verteidigungsministers Song ( gespielt von Song Yeong-chang ) ist. Minister Song wird im Laufe der Ermittlungen immer verdächtiger und mit ihm gerät "Sad Eyes" auch in die Schusslinie. Dumm nur, dass Namsoon sich längst in den Schönling verliebt hat.
Der Plot ist somit extrem simpel gestrickt und es kommt auch zu keiner grossen Überraschung bei seiner Abarbeitung. Die Bilder und die gewagten Geschlechterrollen sind die Überraschungen des Films.
Ha Ji-won spielt von Beginn an einen Jungen und keine Frau ; das kann sie recht ordentlich und in manchen Szenen läuft sie männlicher als nötig und man ist versucht, ihr einen Termin beim Andrologen zu besorgen. Natürlich leidet ihr Spiel unter dem permanenten Overacting und passt nicht in die Zeit des Films. Kang Dong-won wiederum spielt den überaus begabten Schwertkämpfer sehr introvertiert und vornehm. Mehrmals fordert Namsoon ihn auf wie ein richtiger Mann zu agieren, doch "Sad Eyes" agiert metrosexuell und für die Chosun-Dynastie somit unpassend. Diese Gegensätze ziehen sich an und kommen dennoch nicht zusammen. Ihre Schwertkämpfe sind wie ein Ballett angelegt, leicht erotisch und ästhetisch von grosser Anmut geprägt. Namsoon darf dabei vergessen eine Frau zu sein und "Sad Eyes" darf in seiner maskulinen Schale eine feminine Ausstrahlung haben. Diese verdrehte Rollenverteilung ist einerseits reizvoll, doch sie wirkt deplaziert im Kontext des Filmes.
Neben der Schlichtheit der Story ist dies für mich der zweite Grund den Film abzuwerten ; die Stimmung und Stimmigkeit schwappte auf mich einfach nicht über und der Film packte mich als Zuschauer nie richtig.
Die Bilder und die Inszenierung dagegen ist meisterlich und wahrlich pompös gestaltet. Tolle Kulissen und farbenprächtige Kostüme umschmeicheln das Auge des Zuschauers. Gewagte Einstellungen und Bewegungsstudien in Zeitlupe wirken experimentell und sehr innovativ. Die wenigen Slapstickeinlagen in Zeitraffer sind unpassend aber verschmerzlich.
Noch eine Anmerkung zu Ahn Seong-gi ; ein wirklich grosser Name des koreanischen Kinos wird hier in eine lächerliche Rolle gesteckt. Manchmal wirkt er wie demontiert und erst fast zum Ende des Films kann er sich aus dieser Situation befreien. Natürlich sollen diese Rollenverteilungen provokativ wirken, doch sie verfremden den Film zu sehr und kosten Glaubwürdigkeit.
Ein Film muss am Ende aber in seiner Gesamtheit funktionieren, tolle und herausragende Einzelteile reichen nicht aus. Somit gibt es Abstriche für die sehr simple Story und ein befremdliches Gefühl beim Kampf der beiden verdrehten Geschlechter ; diese kunstvollen Kampfszenen sind zwar ästhetisch äusserst anspruchsvoll, doch zeitlich leider ebenso selbstverliebt überzogen.
Es sind am Ende gefühlte 6 Punkte für "Duelist", das Experiment eine moderne Liebesgeschichte in alte Gewänder zu hüllen hat bei mir leider nicht funktioniert.