Review

„Sadistico“ ist ein selten blöder deutscher Titel für einen gar nicht mal so schlechten Film, der das Regiedebüt von Clint Eastwood war. Clint selbst schlüpft in die Rolle des Radiomoderators Dave Garver, der in einer Bar eine Frau abschleppt. Leider merkt er erst später, dass diese Frau schwer ein an der Waffel hat und ihn schon lange zum Objekt ihrer Begierde auserkoren hat. Sie will Dave für sich behalten und wendet sich gegen jeden, der den Anschein erweckt, ihr den Traummann weg zu nehmen. Am Ende wird selbst Dave das Ziel ihrer Angriffe.

Clint zeigt hier schon all das, was ihn später als Regisseur auszeichnet. Er dreht keine übertriebene Geschichte, sondern lässt alles beschaulich und dadurch realistisch ablaufen. Er verwendet viel Zeit für das Porträt seiner Stadt Carmel und für die Schönheit von Kalifornien. Und er sorgt dafür, dass er als Schauspieler im absoluten Mittelpunkt steht. Was bei seinen späteren Werken noch deutlich besser funktioniert, nimmt seinem Erstling, der ein Thriller sein soll, leider phasenweise die Spannung. Trotzdem bleibt der Film durchaus unterhaltend.

Von der logischen Sicht des geneigten Zuschauers ist es erfreulich, dass Eastwood auch ein schnelles Ende abwickelt. Da steht niemand, der tot geglaubt ist, wieder auf. Seine Liebschaft fällt spontan die Steilküste runter, schlägt ein paar Mal auf und ist einfach tot. Wie gesagt, die Logik freut sich darüber. Aber es ist scheinbar so, dass man trotzdem irgendwelche Schockelemente braucht, damit einen ein Thriller wirklich in Spannung versetzt. Clint bietet praktisch keine dieser Momente. Und die paar Szenen, aus denen man etwas hätte machen können, lässt er voller Begeisterung für seinen eigenen Anspruch ungenutzt verstreichen.

Was Eastwood recht gut gelingt, ist das Gefühl zu vermitteln, von der noch nett gemeinten Anhänglichkeit eines Menschen eingeengt zu werden. Und er schafft es, nicht zuletzt durch die ausgezeichnete schauspielerische Leistung von Jessica Walter, die Psychose der ihn verfolgenden Frau durch das Einbringen spontaner Wutanfälle so voranzukündigen, dass es der Zuschauer nicht erwarten kann, bis die Frau mal so richtig loslegt.

Wobei sie so richtig gefährlich gar nicht ist. Sie bringt immerhin nur einen um (und das mehr oder minder zufällig) und verletzt Daves Haushälterin und am Ende ihn. Explizite Gewalt bietet uns Clint nicht, wobei sich die Frage stellt, wieso der Film immer noch ab 18 ist. Diese Einstufung ist schade, da so ein Teil des Publikums ausgegrenzt wird, dass vielleicht Interesse daran haben könnte, auf anspruchsvolle Weise mitgeteilt zu bekommen, wie aus Liebe Besessenheit und aus Unterordnung Zerstörung wird.

Alles in allem hat Eastwood mit „Sadistico“ einen ansatzweise recht spannenden Film über die Gefahr durch Nachstellen und Begierde gedreht, der schön in Szene gesetzt ist, gut gespielt wird und oben drein noch einen interessanten Soundtrack hat. Einen Nerven zerfetzenden Thriller hat er nicht hinbekommen. Dazu ist er phasenweise zu langatmig und das Ende zu unspektakulär. Wer so was sucht, sollte bei Dirty Harry bleiben. Ich gehöre zu den Suchenden und gebe diesem Film in Anerkennung seiner handwerklichen Qualität 6 von 10 Punkten.

Details
Ähnliche Filme