Review

US-Regisseur Dennis Donnelly, der für Serien wie „Falcon Crest“, „Das A-Team,“, „Airwolf“ und „Drei Engel für Charlie“ arbeitete, drehte mit dem 1978 veröffentlichten Horrorfilm „Der Bohrmaschinenkiller“ seinen einzigen Spielfilm. Im selben Jahr wie John Carpenters „Halloween“ erschienen, handelt es sich um eine Art Frühslasher.

In einem Hochaus in L.A. treibt ein mit einer Skimaske vermummter Mörder sein Unwesen, der seine ausschließlich weiblichen Opfer mit dem Inhalt seines Werkzeugkoffers zu massakrieren pflegt. Der Film beginnt mit einer sleazigen Aneinanderreihung brutaler Morde an jungen Frauen, die sich zuvor unbekleidet dem Zuschauer präsentierten. „Sex and Violence“ also, wobei die Morde brutal ausfallen, aber noch kein Vergleich zu späteren Genre-Explizitäten sind. Unfreiwillig komisch wirkt leider die Opferungsbereitschaft der Damen, die kaum ernsthafte Gegenwehr leisten. Als äußerst angenehm, weil ungewöhnlich hingegen fällt auf, dass stets ruhige Heile-Welt-Mainstream-Country-Klänge aus dem Radio erklingen, wenn der Mörder zum Werkzeug greift, und damit nicht nur einen starken akustischen Kontrast zum Geschehen liefern, sondern bereits erste Einblicke in die inhaltliche Ausrichtung des Films gewähren.

Leider folgt dem interessanten, dreckigen Beginn eine lange Durststrecke im Mittelteil, in dem man einige Charaktere vorgestellt bekommt und die Polizei dabei beobachten darf, wie sie auf der Stelle tritt. Spannung oder Atmosphäre kommen hier keine auf, stattdessen wirkt das ganze Theater mit seinen bemühten, unmotivierten Dialogen alibihaft, um den Flick auf Spielfilmlänge zu trimmen. Es lohnt sich jedoch, nicht abzuschalten, denn das letzte Drittel ist geprägt von pathologischem Wahnsinn. Der Zuschauer bekommt den Killer vorgestellt – ein biederer Mann mittleren Alters (Cameron Mitchell, „Blutige Seide“, „Die Nacht der Schreie“), der seine geliebte Tochter bei einem im Prolog angedeuteten Autounfall verlor. Die ihm „schmutzig“ und „verdorben“ erscheinenden Bewohnerinnen des Hauses hat er bestraft, die blutjunge, als einzige auf ihn „unschuldig“ und „rein“ wirkende Laurie (Pamelyn Ferdin, Kinderdarstellerin in Serien wie „Lassie“ und „Verliebt in eine Hexe“) aber hat er entführt und ans Bett gefesselt, um sie mit Lollis zu füttern und für die Reinkarnation seiner Tochter zu halten. Doch nicht nur er ist herrlich irre, auch sein Neffe ist geistig nicht ganz auf der Höhe, von einer fragwürdigen Moral getrieben und dreht im Finale ordentlich auf. Details werden nicht verraten, aber nach einigen wenig vorhersehbaren Wendungen ist das Ende ist ein kleiner Magenschwinger und sämtlicher Humor, auch der unfreiwillige, ist aus dem Film gewichen.

Damit nimmt „Der Bohrmaschinenkiller“ die US-amerikanische Spießbürgerlichkeit aufs Korn, indem er sie als kranker und gefährlicher zeichnet als gerne von ihr als krank und gefährlich bezeichnete Lebensentwürfe. Eine gute Intention, deren Umsetzung man aber anmerkt, dass Regisseur Donnelly lediglich Erfahrungen auf dem Gebiet höchstens 55 Minuten langer Serienepisoden hat. Einen Film über die Gesamtlaufzeit spannend und ansprechend zu gestalten, ist ihm nicht gelungen. Dennoch ein sehenswerter Beitrag für Freunde des Genres im Speziellen und des Wahnsinns im Allgemeinen.

Details
Ähnliche Filme