Ich sag' es gleich: Mit den Filmen von Herrn Clark kann ich nur selten etwas anfangen. Die einzigen beiden, die mir recht gut gefielen, waren „Bully" und „Another Day In Paradise". Die hatten, im Gegensatz zu seinen restlichen Werken, nämlich zumindest eine minimale Story zu erzählen. „Ken Park" hingegen ist nichts weiter als eine Aneinanderreihung von Pornoszenen und dämlichen Dialogen, und auch mit „Kids" kann ich gar nichts anfangen, denn in Clarkes Darstellung sind alle Teenager nur sexgeile und verantwortungslose Halbwüchsige.
Daher ging ich an seinen neuen Film mit eher gemischten Gefühlen heran. Allerdings ist er dann deutlich besser geworden, als die beiden oben genannten Katastrophen. Eins jedoch vorweg: Ich habe für alle Fans des Regisseurs eine traurige Nachricht zu vermelden. Hier sieht man nicht einen nackten Dödel, keine blanken Brüste und keine einzige Sexszene. Ich weiß, das tut weh, ist aber leider so, weiter als küssen geht der Regisseur diesmal glücklicherweise nicht
„Wassup Rockers" zeigt das Leben jugendlicher Latinos in Los Angeles, die sich bewusst vom Rest der Masse unterscheiden, indem sie punkige Skatermucke hören und enge Klamotten (das wird im Film mindestens zehnmal erwähnt, obwohl hier wo ich wohne fast jeder so aussieht) tragen. Eines Tages wagen sie sich aus ihren Slums in South Central in das piekfeine Beverly Hills und prallen mit einer Welt zusammen, die sie nicht kennen. Am Ende des Tages kehren von den sieben Jungs nur fünf zurück...
Wie man das von Clarke kennt, wirkt alles eher improvisiert, und es lag bestimmt nur ein ganz grobes Drehbuch vor. Man muss aber eben mit dem halbdokumentarischen Inszenierungsstil etwas anfangen können, ansonsten wird man den DVD-Player spätestens nach dreißig Minuten abschalten.
Was mich persönlich aber wieder nervt, sind die teilweise endlos langen Einstellungen. Bei ihrem Ausflug in die neue Welt finden die Jungs einen Platz zum skaten und führen uns dort waghalsige Sachen vor. Das ist ja auch alles in Ordnung, denn so bekommt der Zuschauer ja erklärt, dass dies eben ihre große Leidenschaft ist. Allerdings weiß ich nicht, ob es für einen Spielfilm (und das ist „Wassup Rockers" ja nun letztendlich doch) notwendig ist, das satte zehn bis fünfzehn Minuten am Stück zu zeigen - ohne jegliche Unterbrechung.
Aber solche Sachen liebt Mister Clarke eben und soll wahrscheinlich auch den realistischen „Touch" untermauern, den er uns immer zu vermitteln versucht. Bei der Skateorgie werden die Jungs von zwei Beverly Hills Tussen bestaunt, zumal es solche Exemplare in deren Umfeld nicht gibt, und man verabredet sich lose. Natürlich um zu rammeln. Gäääähn.
Trotzdem, und das ist das Merkwürdige, hat der Film gerade ab diesem Zeitpunkt seine Stärken, denn als die Jungs mit der für sie vollkommen unbekannten Welt und den Menschen konfrontiert werden, fängt Herr Clarke ja wirklich mal an eine Story zu erzählen, und zeigt auf, welche Vorurteile die „feinen" Herrschaften gegen die Slumkids hegen und wie sie mit ihnen umspringen. Und das sogar (fast) ohne dabei in die Klischeekiste zu greifen (sieht man mal von dem schwulen Partyveranstalter ab).
Daher haben mir die letzten dreißig Minuten richtig gut gefallen, da der Film seinen Doku-Stil dort auch fast komplett aufgibt, eine stringente Handlung erzählt und an manchen Stellen fast sogar spannend wird.
Trotzdem sind die ersten zwei Drittel Clarke-typisch langatmig inszeniert, so dass Menschen, die es gewohnt sind, „normale" Spielfilme zu schauen, es kaum schaffen werden, den guten Teil noch zu erleben. Aber für diese Personen gibt es ja schließlich auch das Mainstreamkino.
Ich weiß, es gibt viele, die von diesem Regisseur schwärmen. Auch nach „Wassup Rockers" kann ich das zwar nicht unbedingt nachvollziehen, trotzdem zählt der Film durchaus zu seinen besseren Werken.
5,5 Punkte