Review

„Wir brauchen einfach ein bisschen Zeit für uns alleine!“

Mit „Teufel im Blut“, wie meine DVD-Fassung des US-amerikanischen Spielfilms „Devil in the Flesh“ aus dem Jahre 1998 lautet, schuf Regisseur Steve Cohen („Tough and Deadly“) einen Psycho-Thriller aus der B-Reihe direkt für den Videothekenmarkt. Nachdem ihre Mutter und ihr Stiefvater scheinbar einem Wohnungsbrand zum Opfer fielen, wird die 17-jährige Schülerin Debbie Strand (Rose McGowan, „Scream – Schrei!“) von ihrer Großmutter (Peg Shirley, „Buried Alive - Lebendig begraben“) aufgenommen, einer religiösen Fundamentalistin, die sie fortan schikaniert und mit Gewalt zu einem „gottesfürchtigen“ Leben zwingen will. Doch Debbie hat andere Pläne: Sie hat sich krankhaft in ihren Lehrer Peter Rinaldi (Alex McArthur, „Fletcher’s Visionen“) verknallt und möchte ihn für sich gewinnen – koste es, was es wolle...

Cohens Film entpuppt sich als wenig origineller, aus zahlreichen Genrevorbildern zusammengeklaubter, holpriger Gehversuch in Sachen Psycho-Thrill, der seine Unsicherheit und seine Berechenbarkeit hinter einem exploitativen und schwarzhumorigen Stil mehr schlecht als recht zu verstecken versucht. Dabei bleibt vieles auf der Strecke, was einen gelungenen Psycho-Thriller ausmacht: Spannung, tiefgründige Charakterisierungen seiner Rollen und ein Spiel mit den Ängsten des Zuschauers. Stattdessen wirkt „Teufel im Blut“ vielmehr wie ein seichterer Vertreter des leichtfüßigen Teenie-Slashers, nur eben wesentlich blutärmer. Dass Debbie vermutlich mit dem Tod ihrer (Stief-)Eltern mehr zu tun hat, als es zunächst den Anschein hat, wird schnell klar und so darf man fortan auch den Ermittlungsarbeiten zweier Polizisten in diesem Fall beiwohnen sowie deren unlustigem Running-Gag, einer Art Buchstabierspiel. Zu gefallen wissen jedoch die plakative antireligiöse Aussage in Form der bösen Großmutter sowie ein angenehm derbe umgesetztes Anti-Vergewaltigungs-Statement. Das Problem, das diese Szenen mit sich bringt, ist, dass Debbie in ihnen als eindeutige Sympathieträgerin agiert, während sie in den den Film bestimmenden Szenen mit ihrem Lehrer als lebensgefährliche Psychopathin aufzubauen versucht wird. Dem Unterhaltungsfaktor – der Stärke des Films – tut das indes kaum einen Abbruch, ebenso wenig wie die zahlreichen Klischees, von denen die als gnadenlos und unfassbar doof gezeichneten Sportprolls der Schule eines der auffälligsten sind. Abstriche machen muss man beim Erotikfaktor, für den „Teufel im Blut“ eigentlich prädestiniert gewesen wäre. Eine anregende Sexszene zwischen Rinaldi und seiner attraktiven Lebensgefährtin Marilyn (Sherrie Rose, „Ritter der Dämonen“) wurde leider etwas hektisch geschnitten, McGowan als Debbie agiert hingegen nahezu gänzlich züchtig, zwängte sich lediglich mühsam in lolitahafte knappe Kleidung. Unter diesem Aspekt wäre wesentlich mehr drin gewesen, hätte man erkannt, dass man in erster Linie an einem nicht sonderlich ernst zu nehmenden Gute-Laune-Film arbeitet und wäre dementsprechend weniger prüde zu Werke gegangen.

So aber bleibt „Teufel im Blut“ zwar größtenteils solide bis gut geschauspielert, jedoch in jeder Hinsicht reichlich oberflächlich und erscheint mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr ohne Rücksicht auf innere Logik unglücklich herbeikonstruiert, worunter auch der ansonsten gar nicht so üble Showdown leidet. Da es generell aber durchaus Spaß macht, Debbie bei ihren Gemeinheiten zuzusehen und die bereits während ihrer ersten Begegnung mit Debbies egomanischer Energie aufgeladene Stimmung zwischen ihr und dem tatsächlich wie ein feuchter Traum eines jeden Backfischs aufspielenden Rinaldi zu beobachten, eignet sich Cohens Film als netter „No-Brainer“ an einem verkaterten Sonntag oder einfach als anspruchsloser Appetithappen für Genre-Vielglotzer.

5,5/10 Punkten.

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