Eine rücksichtslose Gefühlsmühle, durch die man bei Ansicht dieses Films gedreht wird. Das kann man sich in der richtigen Stimmung zwar mal antun, aber diese Produktion geht so plump und plakativ vor und zieht seine schicksalsträchtige Handlung dermaßen in unendliche Längen, daß es fast an Körperverletzung grenzt.
Von der Prämisse her allright, denn Gewissensentscheidung ist Gewissensentscheidung. Will man denn nun für einen alten Freund in den Asiatenknast gehen, auf daß dem der Strang erspart bliebe oder nicht? Das will gut überlegt sein. Aber damit sollte man keine 111 Minuten füllen.
Denn der Film besteht aus nichts anderem als diesen Zutaten, die sich in erster Linie an Vince Vaughans widerstrebendem Charakter Sheriff orientieren. Der ziert sich, bekommt Zweifel, hat Schiß, nähert sich dem Thema an, rückt wieder ab. Währenddessen will mal sein Kumpel Tony die Chose durchziehen, dafür muckt dessen Freundin, dann überlegt er es sich auf die letzte Minute wieder anders. Und Anne Heche rennt von Pontius nach Pilatus, redet, salbadert, heult, diskutiert, menschelt wie ein Weltmeister weil ja, potz surprise der Delinquent ihr Brüderlein ist. Dazu noch die sensationsgeile Presse, die sich das Mäntelchen der Menschenrechte umhängt und die pösen Malaien, die sich nicht an Abmachungen halten.
Wenn wir dann mit der Geduld am Ende und endlich in Malaysia angekommen sind, gibt es doch im Gerichtssaal auf die letzten fünf Minuten einen Plot-Twist, auf den wir schon längst gekommen wären, wenn er nicht so banal wäre. Uiih, das macht Vince Vaughan wieder zu einem wertvollen Menschen, entwertet mit diesem Kniff aber sonst den ganzen Film und das ewiglange Gezuppel.
Vaughan hat wohl eher das Thema interessiert, denn wahrlich glänzen kann er hier nicht. Immerhin hängt der Film an ihm, doch er provoziert nur Reaktionen a la "Nun entscheide dich endlich und zieh es durch!". Heche hat nichts wesentliches zu tun und David Conrads Rolle ist schwach geschrieben. Phoenix hat ein paar beeindruckende Augenblicke, doch die sind zu kurz, um den Film zu retten.
So ist es dann auch der Todesstoß, permanent mit der Botschaft beim Zuschauer hausieren zu gehen. Das wird zurückhaltend bebildert und ist doch umso dicker aufgetragen, weil es im Zentrum der Handlung steht. Da möchte man bald reinrufen: ja, wir haben es ja begriffen und wir überlegen auch schon, was wir in dieser Situation machen würden. Wenigstens kommt hier keiner mit Zuckerguß, aber wer denkt, mit der Ansicht dieses Film was wahnsinnig Kontroverses angepackt und endlich mal wieder was zum Nachdenken zu haben, sieht schon zu lange "Nachtschwester Stefanie".
Sorgfältig gemacht, aber inhaltlich und moralischer Murks, der sich als brisantes Thema tarnt. Und was haben wir gelernt: im asiatischen Ausland sollte man besser nicht kiffen. (3/10)