Kriegt Steven Seagal eigentlich nur die falschen Rollen zugeschustert oder wählt er selber oft so schlecht? Denn wenn es darum geht sein Geld in Filme zu investieren, hat er ein besseres Händchen, wie er als Produzent von „Dragon Squad“ beweist.
„Black Mask“-Regisseur Daniel Lee legt hier auch direkt ein sehr fixes Tempo vor, wenn er die fünf Protagonisten mit Texttafeln und kurzen Rückblenden vorstellt: Eine Undercoverpolizistin, ein asiatischer SAS-Agent, zwei Sniper und ein Agent, der gerne Autorennen fährt. Damit wäre jeder Figur zumindest ein Charakteristikum zugeschustert, mehr braucht man für den Anfang auch nicht. Auf die gleiche Weise werden auch die fünf Hauptbösewichte vorgestellt, bei denen die Screentime aber nicht so ausbalanciert ist wie bei den Helden, denn schnell kristallisieren sich hier die Söldner Petros Davinci (Michael Biehn) und Ko (Jun-ho Heo) als dominante Figuren heraus.
Die fünf Agenten treffen allesamt in Hongkong zusammen, um dort jeder gegen den Gangster Panther Duen (Hugo Ng), den Bruder des Gangsterbosses Tiger Duen (Ken Tong), auszusagen. Der örtliche Polizeichef Hong Sun (Simon Yam) versucht mögliche Befreiungsversuche zu vereiteln, indem er den Transporter, den die fünf bewachen, leer ist. Doch Davinci und sein Team überfallen den Transporter, in dem Panther in Wahrheit ist und krallen sich den Gangster in einer schicken Actionsequenz.
Doch die Söldner arbeiten nicht im Auftrag Tiger Duens, sondern haben eigene Pläne. Derweil fassen die fünf Gesetzeshüter nach einer kurzen Bondingsszene an einem Kinderschießstand, gemeinsam der Sache nachzugehen…
Unterhaltsam ist „Dragon Squad“ ja, aber zu wirklich Großem fehlt noch ein Stück, da Regisseur Daniel Lee sich nicht ganz entscheiden kann, ob er dem aktuellen Hongkongtrend nachgesehen soll seine Geschichte mit Tiefgang zu erzählen (wie „Sha Po Lang“ oder „New Police Story“) oder ob er lieber eine klassische HK-Actionorgie wie „Black Mask“ inszenieren soll. Auch inszenatorisch ist „Dragon Squad“ nicht vollkommen stilsicher, denn Lees Verwendung von schnellen Schnitten, Splitscreens und hektischen Kamerafahrten ist zwar dynamisch, aber manchmal auch zu hektisch (gerade in der 15 Minuten flitzt die Kamera unruhig wie ein wuschiges Karnickel zur Paarungszeit umher).
Die Idee mit der Actionorgie wäre sicher nicht schlecht gewesen, denn in diesen Momenten überzeugt „Dragon Squad“ am meisten. Realismus ist zwar kaum vorhanden (Profis ballern minutenlang aufeinander ohne einen Treffer zu landen), doch dafür wird hier verdammt stylisch geprügelt, geschlitzt und geschossen bis die Fetzen fliegen. Gerade der vereitelte Hinterhalt in dem Gebäude und der exzessive Showdown sind echte Highlights, aber insgesamt könnte es bei einer Laufzeit von etwas unter zwei Stunden doch noch mehr zur Sache gehen.
Da liegt dann auch der Hund begraben, denn gute 90 Minuten hätten es sicher auch getan. Viele Szenen wirken einfach etwas unnötig, da sich Daniel Lee nach der kurzen, knackigen Einführung der Hauptfiguren dann doch noch entscheidet einen auf Charaktertiefe zu machen und denen den Cops noch eine besorgte Mutti ans Telefon klebt, einen schwer verletzten Bruder ins Krankenhaus packt und dergleichen. Nervig ist das nicht, doch so wirklicher Tiefgang kommt bei der Darstellung der Einzelschicksale nicht rüber, da das Ganze etwas zu gewollt wirkt. Vor allem in dem unrealistischen, teilweise sogar etwas dummen Gesamtkontext des Films. Da verhält sich ein professionelles Scharfschützenteam inmitten einer Gefahrensituation so unaufmerksam und sorglos, dass es einer einzigen Person zum Opfer fällt, und das ist nur einiger von vielen logischen Klopsen, die „Dragon Squad“ dem Zuschauer um die Ohren hat.
Zu guter Genreunterhaltung reicht es dann aber doch, da Daniel Lee dann stellenweise schon ordentlich aufs Gaspedal drückt und so die etwas aufgesetzten Charakterisierungsversuche ausbügelt. So kommt „Dragon Squad“ vielleicht nicht hochspanned, aber immerhin kurzweilig daher und die Story bekommt durch diverse persönliche Fehden zwischen den Kontrahenten noch zusätzliche Würze.
Darstellerisch lässt sich hier zwar kein überragendes, aber doch angenehm hohes Niveau feststellen, wobei sich die Jungdarsteller doch gegenüber den alten Recken geschlagen geben müssen. Damit ist jedoch nicht Simon Yam gemeint, der hier nur eine kleine Rolle hat, sondern Sammo Hung und Michael Biehn. Der eine als Einsatzleiter der Cops, der andere als Söldner, beide sind wirklich gut und können ihren Figuren dann den Tiefgang verpassen, um den sich „Dragon Squad“ bei den Hauptpersonen vergeblich bemüht.
Schlussendlich ist „Dragon Squad“ nicht der neue Actionoberhit aus Hongkong, doch gute Genreunterhaltung. Vor allem Daniel Lees Inszenierung (trotz einiger Schnitzer) und die ausführlich zelebrierten Kampfhandlungen sorgen für Laune, doch die vergeblichen Versuche Tiefgang zu kreieren und die teilweise üble Dummheit der Logiklücken trüben den Spaß ein wenig.