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Drei Brüder, ein Polizist, ein moralisches Dilemma

Man kann manche Filme nicht einordnen. Zuwenig Action für einen Pseudowestern, aber zuviel für ein reines Psychodrama. Zuwenig Blut für ein fröhliches Splatterfest, aber zuviel, um als nachdenklicher Film durchzugehen. Was also ist „The Proposition“? Zunächst einmal ein Film der Bilder. Aber es wäre auch unverzeihlich, wenn ein Film, der in den Outbacks Australiens spielt, nichts von deren seltsamen Zauber einfangen würde. Aber dann kommt auch schnell die Ernüchterung, denn es ist dreckig dort, Fliegenverseuchte Städtchen flimmern in der Hitze der glühenden Sonne, Staub macht das Leben zur Hölle, und die Menschen leiden und verändern sich aufgrund der harten äußeren Umweltbedingungen. So gibt es auch Mord und die Jagd auf Aborigines, die Neger Australiens, wie uns die Häscher im Film glauben machen wollen. Aber all das sind nur Fakten, denn tief im Kern des Films haben wir es mit zwei moralisch schwer zu lösenden Situationen zu tun.

Man schreibt irgendwas um das Jahr 1900, und Captain Stanley, Polizist der Majestät der Krone, verheiratet, möchte der Burns-Gang das Handwerk legen. Zwei Brüder kann er fangen, einer davon soll den dritten töten, um den ersten und sich selbst zu retten, denn der dritte und älteste ist zugleich auch der schlimmste, ein Psychopath, wie er im Buche steht. Also macht sich der Bruder auf, seine schwere Wahl zu treffen. Mord oder nicht? Wen retten? Und wie sich selbst aus diesem Dilemma befreien? Doch auch Stanley hat so seine Sorgen, denn sein Vorgesetzter läßt den jüngsten Bruder fast zu Tode peitschen, gegen die Abmachung, die Stanley getroffen hat. An sich will der Mann nur eines: dem Gesetz zur Geltung verhelfen und seine Frau von all dem Dreck fernhalten. Doch durch gebrochene Verträge sind schon manche zu Tode gekommen, und so meint es denn das Schicksal mit allen Beteiligten nicht gut. Und am Ende hat wirklich keiner das, was er will.

Es ist ein seltsamer Film, sehr ernst, ohne jegliche Form von Frohsinn oder gar Spaß. Sicher haben die Auswanderer ein hartes Schicksal gehabt, aber England gegen ein derart freudloses Dasein einzutauschen…nun ja. Es geht geruhsam zu, sicher wird hier und da gestorben, das auch gerne blutig, doch wir haben es mit keinem Western im Stil eines Peckinpah oder Walter Hill zu tun, sondern eher mit einem Kammerspiel. Die intensivsten Szenen haben nicht die Brüder, sondern der Captain, ein bulliger Mensch mit einem nur seiner Frau gegenüber zärtlichen Gemüt. Ray Winstone verkörpert diesen zum Ende gebrochenen Mann hervorragend, auf seinem Gesicht und durch seine Gesten lassen sich die vielseitigsten Emotionen ablesen. Die zweite Hauptrolle spielt nicht etwa Guy Pearce, sonder die leere Landschaft Australiens, die mittels breiten Aufnahmen und passender Musikuntermalung ein Bild desjenigen geben, auf was sich die Auswanderer gefreut haben und was sie nun hassen lernen. Es war wohl nicht so schön da, um 1900, und dann auch noch Blut und Morde….ein dreckiger Film, aber auch ein wirklich guter – 8/10.

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