Tracy Heart kommt aus einem miserablen Umfeld. Sie selbst war genauso drogenabhängig wie ihr Freund, ihr Bruder und ihr Stiefvater. Vier Jahre später ist sie clean, hat ihr Leben recht gut im Griff und arbeitet in einer Videothek. Dessen Besitzer bietet ihr sogar die Teilhaberschaft an, doch bei den Banken bekommt sie aufgrund ihrer Vergangenheit nur Absagen bei ihren zahlreichen Kreditanfragen. Noch dazu taucht aus dem Nichts ihr Ex-Freund Jonny auf, der sie vor vier Jahren ohne Vorwarnung verließ. Er scheint aber mittlerweile eine erstaunliche Karriere gemacht zu haben und ist Broker in Amerika. Nachdem beide wieder zusammenkommen, verspricht er ihr, in wenigen Tagen das nötige Geld für die Teilhaberschaft zu besorgen. Doch dann entdeckt sie, dass seine angebliche neue Existenz nur auf Lügen basiert. Als sie dann auch noch von ihrem verzweifelten Stiefvater angebettelt wird, ihm Drogen zu besorgen, ist die Gefahr des erneuten Absturzes allgegenwärtig.
Die Besetzungsliste dieses Dramas ist schon hochkarätig. Cate Blanchett zeigt auch hier wieder ihre herausragenden schauspielerischen Fähigkeiten. Meiner Meinung nach ist sie momentan (zusammen mit Naomi Watts) die beste Darstellerin, die Hollywood zu bieten hat, lässt es sich aber auch nicht nehmen, immer wieder mal in kleinen Independent-Streifen wie diesem aufzutauchen. Hugo Weaving beweist hier Mut zur Hässlichkeit und präsentiert sich als genaues Gegenteil seiner legendären „Agent Smith" Rolle in Matrix. Sam Neill hingegen verkörpert einen eher merkwürdig angelegten Charakter, der auch im Laufe des Films nie so ganz richtig erklärt wird. Außerdem scheint er in den letzten Jahren mindestens 15 Kilo zugenommen zu haben und wirkt doch ziemlich behäbig.
An dem Film selbst gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen, außer, dass man in den ersten dreißig Minuten Probleme hat, die Familien- und Freundschaftsverhältnisse auseinander zu halten. Das wird jedoch mit fortlaufender Dauer recht geschickt (meist in Nebensätzen) aufgeklärt. Natürlich regieren hier genretypisch überwiegend Dialoge - Actioneinlagen gibt es praktisch gar keine und übermäßig spannend ist „Little Fish" auch nicht. Trotzdem gelingt es Rowan Woods ein authentisches Bild einer zerrütteten Familie aufzuzeigen, die langsam wieder zusammen zu finden scheint, gleichzeitig jedoch genauso kurz vor dem erneuten Abgrund steht.
Jetzt muss ich aber noch auf die andere hier vorliegende Rezi von „dolbyjock" eingehen. Ich finde zwar den Film wesentlich besser als er, allerdings ist seine Kritik, was die Synchronisation angeht, vollkommen gerechtfertigt. Am schlimmsten erwischt es hierbei den Charakter von Frau Blanchett, deren deutsche Stimme wirklich überhaupt nicht zu ihr passt. Die anderen Sprecher sind zwar auch nicht der Brüller, doch an die gewöhnt man sich mit zunehmender Laufzeit. Dafür kann und will ich allerdings keine Abzüge geben, da weder Regisseur noch Produzent noch Darsteller etwas dafür können, dass ihr Werk so übel synchronisiert wurde. Außerdem kann man ja auch noch auf die Originaltonspur zurückgreifen. Ärgerlich ist es dennoch.
Unter dem Strich bleibt ein realistisches und durchaus ambitioniertes Drogendrama übrig, dessen Story nicht unbedingt neu ist, dafür aber mit großartigen Schauspielern veredelt wurde.
6,5 Punkte