Es gibt nur wenige Filme, die mir über den Moment des Ansehens hinaus irgendwie Furcht eingeflößt hätten. Im Grunde sind es nur zwei Filme, die ich im Kindesalter ungeachtet jeder pädagogischen Verantwortung zu Gesicht bekam. Zum einen haben wir da „Der weiße Hai“, der der Recherche nach am 30. Juni 1985 seine Erstausstrahlung erfuhr und mich somit durch tatkräftige Hilfe älterer Geschwister mein Leben lang in ein kritisches Verhältnis zum Element Wasser bringen sollte. Mit fünf Jahren war das ein wahrlich einschneidendes Erlebnis.
In den nächsten Jahren wuchs dann mein kindliches Interesse am Grusel, das durch Comics und Fernsehausstrahlungen, angesiedelt zwischen Der kleine Vampir und Christopher Lee als Dracula, gestillt wurde. Dieses Interesse teilte ich mit meinem besten Freund, dessen Vater eines Tages mit uns vor einem Provinzkino stand, in dessen Schaufenster ein Stephen King-Film beworben wurde. Da dieser Name eine große Marke im Horrorgenre war, lud er uns kurzerhand ein. Die Kartenverkäuferin stutzte und kommentierte kurz, war aber wohl zu alt und müde, um in Aktion zu treten... und dadurch drei Karten weniger zu verkaufen.
Von der ersten Sekunde an packte mich der Film mit seiner fiesen und irgendwie tragischen Atmosphäre. Das Auftreten der Kinder in den ersten Sekunden bewirkte eine extrem unheilvolle Stimmung und als der Film in Fahrt kam, wurde mir schon ein wenig anders. Beim Finale drückte der wohl doch etwas entsetzte Vater dann unsere Köpfe nach unten und klemmte mein Gesicht so zwischen die Vordersitze, dass ich mit aufgerissenen Lidern das Schlussgemetzel ansah. So wie in „A Clockwork Orange“. Zumindest ist das in meiner Erinnerung so.
Bei aller Gemeinheit, die der Film kreieren möchte, hatte mich aber die Schwester Zelda da bereits so mitgenommen, dass mich die Splatterszenen schon gar nicht mehr schockieren konnten. Als ich ein halbes Jahr später bei meiner Großmutter Urlaub machte, war ich so erleichtert, da ich beim Einschlafen dachte, dass diese furchtbare Figur mich dort nicht finden könnte. Ein handfestes Filmtrauma.
Gepaart mit dem Tod des kleinen Jungen hat der Film mich tatsächlich fix und fertig gemacht. Zur Vorsorge habe ich meine Filmsammlung heute unter Verschluss, um meinem Kind solche Erfahrungen zu ersparen. Dafür hört er gerne Ramones. Obwohl er beim Titelsong, der am Ende einer Best Of-Scheibe kommt, fragte, ob das überhaupt noch die Ramones seien. Ich finde jedoch den Titelsong sehr gelungen.
Aus heutiger Sicht erweist sich „Friedhof der Kuscheltiere“ als in weiten Teilen routiniert inszenierter und meist solide gespielter Horrorfilm und eine der besseren King-Verfilmungen, die durch die eigens geschaffene Mythologie besticht. Hauptdarsteller Dale Midkiff wirkt am Ende dann leider etwas überfordert.
Durch die Tragik in der Geschichte zwingt der Film auch heute noch den Zuschauer aus seiner Komfortzone und lässt Beklemmungen zu, ohne auf rein gewaltpornografische Akzente zu setzen, wie sie gegenwärtig immer wieder verwendet werden. Die Gewaltspitzen hätten dabei sogar ausgelassen werden können, fügen sich aber dennoch passend in die durchgehend unheilvolle Atmosphäre ein. Letztlich lebt der Film allein von der bedrückenden Grundidee, ein kleines Kind zu verlieren, die wohl kaum jemanden unberührt lässt.
Abzüge gibt es neben schauspielerischen Engpässen lediglich für die teils etwas TV-lastige Machart, da gerade die Kameraarbeit selten über Fernsehniveau liegt. Auch auf den oft zu schlicht “orchestrierten“ und zeittypischen Score trifft das zu, wobei der Film für eine Fernsehproduktion der Achtzigerjahre sehr gut wäre. Für einen Kinofilm reicht es nüchtern betrachtet für einen noch ganz guten Film.