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Als phantastischer Film stellt "Die Macht der Elemente" leider ein ziemlicher Rohkrepierer dar. Der Begriff "Klischee" bezeichnet für gewöhnlich eine Nachahmung, die durch Überbenutzung zu einem Abklatsch der ursprünglichen Inhalte wird. Insofern muss bereits anfangs die Frage erlaubt sein, ob die Bezeichnung "Fantasyfilm" überhaupt verdient ist, denn Gerry Livelys Fortsetzung von "Dungeons & Dragons" von 2000 zeichnet sich viel eher dadurch aus, dass er die Bedingungen des Klischees eines Fantasyfilms erfüllt, als den eigentlichen Anforderungen des Genres der Phantastik gerecht zu werden. So sollte man meinen, dass ein wahres Werk der Phantastik sich eben gerade durch wundersame, versponnene Elemente definiert, die sich von der drögen Welt des Alltäglichen und des sattsam Bekannten unterscheiden. "Die Macht der Elemente" wartet dagegen lediglich mit all dem auf, was durch hemmungslos inflationäre Verwendung mittlerweile von jeglicher Wunderwirkung befreit ist. 

"Beyond the fields we know" lokalisierte Lord Dunsany, einer der Gottväter der modernen, phantastischen Literatur, einst (und übrigens lange vor Tolkien) eben jene Gefilde, die alleine durch die Kraft der menschlichen Imagination und durch die Fähigkeit zu staunen und sich zu wundern betreten werden können. Um genau diese Gefilde macht Gerry Livelys Filmkatastrophe einen gewaltigen Bogen. Wundern kann man sich hier allenfalls nur über die Gewaltigkeit der Klischees!

Dabei war das Endresultat wohl zwangsläufig vorbestimmt, wenn man sich einmal die Vorlage betrachtet - das gleichnamige Rollenspiel - welches bei der Umsetzung der Story nun einmal die entsprechenden Rahmenbedingungen vorgegeben hat. So wie das Spiel (seit seiner Urfassung 1974 übrigens) gezwungenermaßen die eigentlich unfassbare Welt des Phantastischen durch ein Regelwerk in rational fassbare Kategorien einteilt und sich somit gar die Wirkung von Magie und Wundern in Tabellen penibel nachschlagen läßt - so bedient der Film "Die Macht der Elemente" zwangsläufig eben auch genau jene Stereotypen, die sich in der Welt von "Dungeons & Dragons" beispielsweise durch die Vorgabe von sogenannten Charakterklassen (etwa der archetypische Kämpfer, Dieb, oder Zauberer) ausdrückt.
 
Nun sind Archetypen Urbilder, wie sie seit Menschengedenken unsere Vorstellungen prägen und uns ergo auch seit frühester Zeit in den kulturellen Schöpfungen des menschlichen Geistes begegnen. Was meine Vorstellungen von fantastischen Wesen - Helden wie Monster gleichermaßen - angeht, so sollte das Phantastische jedoch für den Verstand ungreifbar und lediglich für die Kraft der Imagination nahbar sein. Werden Kreaturen wie untote Zauberer, Vampire, Kobolde, gar uralte Drachen jedoch unfreiwillig zu Karikaturen degradiert, die allen mystischen Charm einbüßen, so unterscheiden sich diese bedauernswerterweise auch bald nicht mehr von so profanen Erscheinungen wie Pizzaboten oder Filmkritikern und selbst legendären, magischen Artefakten haftet irgendeinmal nur noch die schnöde, irdische Aura einer Parkuhr an. Und das sage ich, als überzeugter, langjähriger Rollenspieler!

Dass es auch anders geht, zeigt - trotz einer wohl nur innerhalb des Horrorgenres noch vergleichbaren Inflation an Klischees - glücklicherweise noch immer die ein oder andere Produktion im Bereich des phantastischen Films, welche die Unvereinbarkeit von wundersamer Imagination und  stereotyper Plattheiten berücksichtigt und letztere vermeidet. Immerhin unterläßt "Die Macht der Elemente" zumindest weitgehend den klamaukhaften, albernen Humor vergleichbarer Fantasyfilme, wenn auch einige Szenen, etwa bei einer Schlägerei, unangenehm an den Slapstick diverser US TV-"Fantasy"-Serien  erinnern. Durch die geradezu drollige Ernsthaftigkeit wirkt der Film jedoch erst recht wie eine Parodie aufs Genre und die teils markige Sprücheklopferei, sowie der fast schon peinliche Versuch(!), in poetischer Bildsprache zu reden, unterstreicht den satirehaften Charakter der ganzen Farce nur noch. Somit ist reichlich unfreiwilliger Humor geboten, was dem Film immerhin noch einen gewissen Unterhaltungswert verleiht.

Den letzten Rest dessen, was beim Zuschauer noch zeitweise für ein "willing suspension of disbelief", wie es S. T. Coleridge einst formulierte, sorgen könnte - also genau die entrückende Wirkung, die ein unterhaltsamer Fantasyfilm haben sollte - wird schließlich durch einen denkbar unpassenden, amerikanischen Flair zerstört, der wie ein böser Zauber über der ganzen Produktion liegt. Nicht nur die menschlichen Protagonisten, nein, selbst Elfen und Zwerge kommen hier wie prototypische Nordamerikaner rüber (und das obwohl die Partizipation der nichtmenschlichen Rassen und Kreaturen im Film bereits sehr eingeschränkt ist).  

Fazit: Leider trägt der Film in seiner Wirkung vor allen Dingen zu einem gewissen Überdruss an den gezeigten Inhalten bei, ein Überdruss, der sich zwangsläufig dann einstellt, wenn die Darstellung jenen Inhalten nicht gerecht wird und diese ergo über Gebühr strapaziert werden. Im Horrorgenre ist dies seit Jahren schon der Fall (wer zeigt sich heutzutage noch von einem Zombie oder einem Werwolf beeindruckt?) und leider werden auch die Beiträge in anderen Bereichen des phantastischen Films weniger, die es noch schaffen, phantastische Sujets mit dem gebotenen, nötigen Respekt und ausreichend kreativer Originalität zu behandeln, um die wunderbare Wirkung dieser Sujets nicht zu erschöpfen. (3 / 10 Punkten).
 
  

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