SPOILER AHEAD!
Eine weitere subjektive Einschätzung mit Randbemerkungen. Irgendwie fällt es so leichetr, zu schreiben.
Sooooooooo, der Hype ist schon lange vorbei, um Hostel 2 gab es erst gar keinen Hype und somit konnte ich jetzt mit ordentlich Distanz zu jeglicher Erwartungshaltung diesen Film einwerfen.
Ich wollte eigentlich schon vor gut 15 Minuten eintragen, aber ich musste erstmal überlegen, was ich gestern überhaupt gesehen hatte. Es ist wirklich nichts hängen geblieben, was nicht wirklich für die Substanz des Films spricht.
Wir haben drei geneigte Protagonisten, die sich dumm verhalten. Logisch, denn es sind ja Amerikaner. Ich musste laut auflachen, als sie in Amsterdam aus dem Club geschmissen werden und Josh ruft "I'm an American, I have rights!" Als ob man für diesen "Status" irgendwo ein freies Essen bekommen würde.
Egal, ich war darauf vorbereitet, dass es etwas dauert, bis das Foltern losgeht. Und so braucht es auch knapp eine halbe Stunde, bis in Bratislava die Sau rausgelassen wird. Bis dahin wagt sich der Film in Sphären vor, in die sich keine Teenieklamotte trauen würde. Unsere drei recht unsymphatischen Jungs laufen sabbernd und geifernd rum, als gäbs in den Staaten nichts Knackiges zum vögeln, Amsterdam scheint nur aus Bordells und Hashbars zu bestehen und im Ostblock hat man von wirtschaftlicher Entwicklung noch nichts gehört. Klischees können ja ganz witzig sein - ich liebe Eurotrip - aber was Hostel darstellt, erlaubt sich nicht mal mancher Exploitationfilm.
Man kommt also in Bratislava an, nachdem irgendein Fremder davon erzählt, dass die Frauen dort noch rattiger sind (was praktisch bedeutet, dass sie 25 Stunden am Tag am vögeln sind). Auch hier wird wieder restlos übertrieben. Osteuropäer sind grimmige Menschen, nur die Tussis sind scharf wie Pepperoni und Kinder sind die schlimmsten Schwerverbrecher. Selten so gelacht. Das hier allerdings irgendwas im Busch ist, kann man schon erahnen. Unseren Protagonisten ist das natürlich egal, solange noch Brüste rumlaufen.
Oli verschwindet plötzlich, was Josh und Paxton ein wenig stutzig macht, doch schnell ist ein glaubhafter Grund gefunden und weiter gehts mit Party. Josh ist der nächste, der hopps geht. Und endlich darf mal etwas gefoltert werden. Hier spielt der Film auch endlich ein paar Stärken aus (ich hatte schon aufgegeben). Die Folterszenen empfand ich als recht intensiv, denn hier wird es gut verstanden, mit dem Gefühl des Ausgeliefert Seins zu spielen. Und auch wenn der Film niemals die Gewaltorgie ist, die die Medien aus ihm gemacht haben, so ist noch genügend Gewalt vorhanden. Als die Bohrmaschiene angesetzt wurde, war noch alles okay, aber als The Dutch Businessman Joshs Achilles-Sehnen gekappt hat, musste ich kurz schlucken. Auch war ich recht überrascht, dass Josh draufgeht. Er war ja vorher der Nicht-Vögler und wollte eher nett sein und Kultur genießen. Hätte gewettet, dass er am Ende alle rettet.
Paxton ist also plötzlich ganz allein, und trotzdem rennt der Trottel der blöden Natalya in die Fabrik hinterher. Dumm wie Brot, der Typ. Und schon steckt auch er mitten drin im Folterzirkus. Der Typ, der ihn foltern will (The German Surgeon) macht das wohl zum ersten Mal, denn er scheint ein wenig nervös zu sein. Als Paxton ihn dann auf Deutsch zulabert, hab ich schon aufgestöhnt, weil ich der Meinung war, dass der Typ ihn jetzt freiläßt. Wäre dem so gewesen, hätte ich vielleicht sogar ausgeschalten. Glücklicherweise kam aber die Wache und hat Paxton stillgelegt. Fand ich gut. Dann wurde auch die Kettensäge ausgepackt. Ich bin mir nicht sicher, ob der Deutsche zu blöd war, oder ob er die Handschellen absichtlich durchgesägt hat, jedenfalls gabs dort Gore (toll auch, wie Paxton seine Finger dann wieder mit sich schleppt). Und schwupps war das Bein ab. Nett. Paxton kann sich befreien, killt den Deutschen und gleich noch den Wärter und versucht in Folge, zu entkommen. Die Begegnung mit dem Typ im Obergeschoss (The American Client) war dabei noch recht cool, auch wenn ich der Meinung war, dass so blöd, wie Paxton dasteht (wie ein Reh vor nem Auto) er gleich auffliegt. Als er dann draußen ist rennt der nicht tatsächlich nochmal rein, nur weil er Kana schreien hört? Das stieß mir so vor den Kopf. Erstens: scheiß auf die anderen, erstmal selbst weg (klingt hart, aber in so einer Situation...). Zweitens: diese ganze Aktion, die kleine Asiatin zu retten, war so ein dämlicher dramaturgischer Griff, der keine wirkliche Funktion an sich hat, da die Figur später sowieso Selbstmord begeht. Aber alles der Reihe nach. Schön, dass man nicht gleich sieht, was der Amerikaner mit Kana anstellt, denn der Schweißbrenner ist wirklich grausam und kommt durch das anfängliche Nicht-Zeigen besser zur Geltung. Kanas Make-Up mit dem heruashängenden Auge sah irgendwie billig aus, das kann KNB wirklich besser. Nach Kanas Befreiung die Flucht, die recht übertrieben wirkt, da jeder in diesem bösen Land mit drinnen steckt, auch die Polizei. Man bekommt noch schnell seine gelobte Rache an Natalya, Svetlana und dem bösen Alex, der die Jungs überhaupt erst nach Bratislava geführt hat und die Kinder-Gang killt die Verfolger für einen Beutel Candy...tz.
Am Bahnhof in Bratislava folgt dann Kanas Selbstmord, was die vorherige Befreiung unsinnig macht und dann darf Paxton endlich abhauen. Auf dem Bahnhof in Prag (??? denke ich zumindest, da sich im Fenster "Praha" spiegelt), wo man natürlich deutsche Werbeplakate sieht, deutsche Durchsagen kommen und alles in Deutsch, Englisch und Französisch beschildert ist, trifft Paxton nochmal auf den Bösen Dutch Businessman und darf seine endgültige Rache vollziehen. Roth appelliert in der ganzen letzten halben Stunde an niederste Rachegelüste im Zuschauer, an unser liebes Neandertaler-Denken. Wem's gefällt.
Jedenfalls ist der Film zu diesem Zeitpunkt vorbei und was genau hat man jetzt gesehen? Man hat NICHT die ultrabrutale Gewaltorgie gesehen. Man hat NICHT die Zukunft des Sado-Horrors gesehen. Man hat aber auch NICHT einen ultimativ schlechten Film gesehen. Unterhaltsam fand ich das Gezeigte schon. Leider war es aber vollgestopft mit übertriebenen - ja, direkt schon beleidigenden Klischees, dummen Hauptfiguren, einem langatmigen ersten Drittel und einem hanebüchenem Ende. Im Mittelteil jedoch wurden alle Trümpfe geschickt ausgespielt, es gibt Atmosphäre, Ausweglosigkeit und auch ein wenig Gore. Das reicht aber nicht, um den Hype zu rechtfertigen, der um dieses Werk gemacht wurde. Unterer Durchschnitt. Auf einer Punktskala würde ich 6 von 15 vergeben, was einer 4+ gleichkommt.