Review

Auch wenn schon vieles über "Hostel" gesagt und geschrieben wurde, so habe ich dennoch den Drang etwas eigenes hinzuzufügen, da mir die bisherigen Reaktionen nicht ausgleichend genug erscheinen. Sicher, dieser Film ist umstritten und verfügt sowohl über Fans wie Kritiker. Diese Tatsache allein wäre an sich nichts neues oder besonderes, wenn es sich hierbei nicht um ein "Genre Highlight" handeln würde welches zu sehr kritisiert wird. Was "Eli Roth" hier erschaffen hat, ist ein lupenreiner " Survival Horror Schocker" der ohne jeglichen Kommerz den Nerv eines jeden Genre Fans anspricht. Die Stärken des Films liegen ganz klar in seiner kompromisslosen Haltung und Härte. Man versucht beispielsweise keinen 'neuen' Bad Guy zum Kult aufzubauen, sondern wittmet sich hier ganz und gar dem wirklich wichtigen: Der Story! Diese ist unangenehm, erschreckend, durchaus denkbar (!) und deshalb auch unweigerlich verstörend und abgrundtief böse...

Nachdem der Begriff 'Horror-Film' in den letzten Jahren gerne mit Humor vermischt wurde, und durch die Massentauglichkeit 'Hinz und Kunz' anlockte, bekommt er nun endlich wieder den Stellenwert den er haben muß, nämlich die des Genre übergreifenden Grundkonzeptes: 'Angst' zu erzeugen. Sich einer Atmosphäre auszusetzen die nicht jeder ertragen und aushalten kann, ein Gefühl des Unbehagen entstehen und dem Zuschauer langsam Furcht spüren zu lassen. Horror ist wieder das wofür er steht, dazu trägt "Hostel" enorm viel bei. Wenn man auf all die kleinen Details im Film eingehen möchte, so ist es beinahe unmöglich es mit wenigen Worten zu beschreiben. Selbst wenn man sich nur auf bestimmte Szenen und Situationen beschränkt, so würde man doch etwas übergehen und dem Film damit nicht 100% gerecht werden. Deshalb werde ich nur grob umschreiben was mir an diesem Film so sehr gefällt...

Die Story in Verbindung mit den düsteren Drehorten ist einfach grandios umgesetzt. Das 'Böse' lauert versteckt in einem kleinen Ort, weit weg von der vertrauten Heimat. Hübsche Frauen sind die fatalen Verführer um jene anzulocken, die letztendlich selbst zu dem werden was sie suchen: Menschliche Objekte die nur einem 'Zweck dienen' und jederzeit austauschbar sind...

Die Optik ist unglaublich real. Angefangen mit dem Dorf welches wie aus einer alten, längst vergangen Zeit erscheint. Man spürt wie sich die Umgebung verändert und wie die drei Reisenden langsam in ein 'Spinnennetz' geraten aus dem es kein Entrinnen gibt. Der eigentliche Ort des Entsetzens ist die alte Fabrik die wie ein Vorort zur Hölle scheint, trostlos grau und völlig zerfallen...

Die Musik verdient ebenfalls ein dickes Lob. Da wären zum einen der eigentliche Score welcher für sich steht, gewisse Emotionen begleitet und jene auch zielsicher unterstreicht. Was aber besonders auffällt sind die Songs welche im Film vorkommen. Es handelt sich dabei um viele slowakische Stücke, die bestens zur Optik des Dorfes passen. Allein in dieser Disco bekommt jene Umgebung durch die Musik etwas richtig unheilvolles. Diese Kombination ist unglaublich gut gewählt...

Die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut. Man nimmt jedem seine Rolle ab und hat aufgrund der Darsteller tatsächlich das Gefühl dieser Welt, diesem Geschehen beizuwohnen. Es war die richtige Entscheidung auf viele Einheimische zurückzugreifen und gewisse Rollen nicht an bereits 'bekannte Gesichter' zu vergeben...

Die Synchronisation ist leider nicht so gut geglückt. Wer dem Englischen mächtig ist der sollte "Hostel" unbedingt! im O-Ton sehen. Vieles, vor allem der Wortwitz, kommt in der deutschen Fassung einfach nicht rüber. Bestes Beispiel ist die Rolle des Oli, der mit seinem englischen Akzent wirklich lustig ist: (Of course my Horse *g*), und auf deutsch eher nervig seine Sprüche: (Na sicher du Stricher ?!) von sich gibt. Das wirkt einfach nicht...

Oder nehmen wir eine andere, sehr entscheidende Dialog Szene. Der Moment wo Paxton Natalya in dem Fabrik-Keller beschimpft: "You Bitch!" Sie antwortet darauf: "I get a lot of money for you, and that make you MY bitch!" Damit ist der Spies umgedreht und er wird 'ihre Schlampe'. Auf deutsch wurde dieser Satz folgendermaßen übersetzt: "Ich krieg ganz viel Geld für dich, du kannst mich nichtmal mehr am A** lecken." Na super, wer war denn da für die Übersetzung zuständig? Ärgerlich! Das Ende, welches man sowohl im Kino wie auch auf DVD sehen kann, ist nicht das ursprüngliche. Jenes wurde nach einer Testvorführung ausgetauscht um den aufgebauten Erwartungen der Zuschauer nachzugehen und für eine Art 'Ausgleich' zu sorgen. Jenes alternative Ende wäre ein 'offenes' welches mit dem Kind des Holländers zu tun hat. Das eigentlich ursprüngliche Ende wurde vorzeitig verworfen da es, (wieder mit der Tochter des Niederländers), viel zu hart ausgefallen wäre. Auf beide möchte ich im Detail nicht weiter eingehen, da es gut möglich wäre sie mal auf einer Special Edition zu sehen zu bekommen. Dem neugierigen Film Fan sei aber gesagt, dass dieses jetzige Ende die wohl beste Lösung war...

Ich muß zugeben dass mich kein Film in den letzten Jahren so sehr geschockt hat wie "Hostel". Es war eine unglaubliche Filmerfahrung, eine Mischung aus Spannung, Schrecken, Terror und purer Verzweiflung. Jede Sekunde habe ich meine Anspannung gespürt, mitgefiebert und mich gefragt wie man aus so einer Hölle entkommen kann. Der Gedanke dass diese 'Idee' von einer realen Internetseite stammt ist äußerst befremdlich. Mit "Hostel" hat man den Horror real verpackt und ihn abschreckend in Szene gesetzt...

Die Kritiker waren sich nicht einig, sowohl Entrüstung wie auch eine 'leise' Begeisterung waren zu vernehmen. Zu erklären ist dies damit, dass dieser Film für ein Zielpublikum gedacht ist. Allerdings wurde ihm durch pure Mainstream-Kinogänger, (Fast-Food-alles-gucker), eine Aufmerksamkeit zu Teil welcheletztendlich auch für den umstrittenen Ruf gesorgt hat. Ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum Leute die mit solchen Filmen nichts anfangen können und mit dem Gesehenen völlig überfordert sind, sich auch noch die Zeit dafür nehmen ihn beurteilen zu wollen. Manche Argumente erscheinen mir sogar beinahe grotesk. Es ist als würde jemand in einen Porno Film gehen, (von dem er gehört hat er wäre ziemlich extrem), und sich danach darüber aufregen, dass zuviele freizügige Szenen zu sehen waren...

"Hostel" ist und war nie für die Masse gedacht, nicht für den 'Samstag Abend Kinogänger' der alles gesehen haben muß um mitreden zu können. Dies ist ein Genre Film der für e-c-h-t-e Horror Fans gemacht wurde. Er bietet nicht die 'leicht verdauliche Version' wo der Betrachter sich unterhalten fühlt, sondern er will genau das erreichen was viele empfunden haben, Abscheu! Was in diesem Film passiert und gezeigt wird ist schrecklich. Sowohl die Gewalt wie auch die Moral sind so dargestellt wie sie sind, nämlich abgestumpft, unerträglich grausam und ein innerer Kampf mit dem Geschehen. Kein Mensch wird sich beim Betrachten der Qualen unterhalten fühlen, niemand wird es als cool oder hip ansehen sondern eher erschrocken hinterfragen, kann es sowas tatsächlich geben, sind Menschen zu so etwas fähig? Und genau dies macht "Hostel" aus, er ist direkt und grenzt aus. Auf der einen Seite haben wir die Horror Fans welche endlich wieder Grund zum Erschaudern haben und die ihre Nerven in jeder Phase spüren können. Auf der anderen Seite das Mainstream Publikum welches hilflos zurückbleibt und sehr schnell reagiert indem es diesen Streifen als 'krank' abstuft...

Ich bin mir ziemlich sicher das diese "Hexenjagd" auch damals "Texas Chainsaw Massacre" in den 70'ern durchmachen mußte. Auch da waren viele Leute angewidert, sprachen von einem 'kranken' Film. (Heute ist TCM ein anerkannter Genre Klassiker!!!) Es gab sogar welche die sich fragten wem sowas nur gefallen könnte. Genau dieses Unverständnis taucht auch bei den vielen Reaktionen zu "Hostel" auf. Es zeigt mir wiederum dass es sehr viele Leute gibt, die so einen Film nicht sehen sollten. Kann man ihn empfehlen? Nein! Sollten Horror Fans ihn sehen? Ja! Es ist kein Film für jederman, und so langsam sollten die Leute mal kapieren, dass es auch Sparten gibt, die nicht für ihre Augen und für ihr Verständnis gedacht sind. Natürlich kommt es auch darauf an was man von einem Film erwartet oder sich erhofft, allerdings sollte man sich mal selbst fragen was man denn wirklich sehen will. Ich mag zb. keine "Woody Allen" Filme, deswegen sehe ich mir auch keine weiteren davon an, aber ich komme auch nicht auf die Idee sie zu beurteilen oder darüber zu schreiben...

Nun gut, kommen wir mal zum Schluß meiner Worte. Ganz gleich wieviel Kritik, Abneigung und Spott "Hostel" bisher erdulden mußte, er wird auch in 10, 20 und noch in 30 Jahren gesehen und es wird über ihn gesprochen werden...


...denn er ist jetzt schon ein Genre Klassiker!


10 Punkte

Dean-Corso

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