Kiffen in Amsterdam, billig ficken in der Slowakei - oh ja. Ein Rucksacktrip durch das neue und alte Europa. Wir sind Amerikaner und was wir dort am alten Kontinent erleben werden, ist der blanke Horror, eingebettet in eine belanglose Aneinanderreihung billiger Klischees. Darauf der Stempel von Quentin Tarantino, ein bekennender Fan von Regisseur Eli Roth, und schon wurde das, was sich "Hostel" nennt, zum geheimen Horror-Tipp für Genre Fans und darüber hinaus. Zugegeben, auch ich wurde neugierig. Warum eigentlich?
Na ja, als Filmfan wurde man am Rande doch auf Roths polarisierenden "Cabin Fever" aufmerksam, auch wenn ich ihn bis heute noch nicht zu Gesicht bekommen habe. Dazu der Tarantino-Faktor. Man ist halt doch ein Gewohnheitstier - und der Name bürgt für brillant inszenierte Lässigkeit.
Tja, so wird man getäuscht und erlebt erst einmal zwei Amerikaner und einen Isländer auf einem Road-Trip durch old Europe. Dabei nimmt man schon alles mit, was sich an Anrüchigem anbietet. Dope in den Niederlanden, billige, hübsche Frauen in der Slowakei und nach einer halben Stunde, nachdem man im Rausch die willigen "Babuschkas" vernascht hat, wird es dann erst richtig zur Horrorshow. Die bösen Menschenquäler kommen. Überhaupt, nach "Hostel" möchte man lieber dazu gezwungen werden mit einem Eimer Wasser die Hölle löschen zu müssen, als in die Slowakei zu reisen. Aggressive, Touristen bedrohende Kinderbanden, skrupellose Sadisten - einzig die bei jeder Gelegenheit die Beine spreizenden Schönheiten nimmt man gerne mit. Das teuflische Lockmittel, um in das infernale, slowakische Gebiet zu reisen. Wir Männer sind eben Schweine. Ach ja, wären die beiden Protagonisten doch bloß in Amerika geblieben.
Der scheinbar, wie alle Europäer halt so sind, unzuverlässige Reisebegleiter, der Isländer, ist schon verschwunden. Nun geht es los, urplötzlich sind sie da. Der Übergang zum menschlichen Horror folgt abrupt. Der Film nimmt andere Bahnen, als man zunächst aufgrund der anrüchigen Tennie-Road-Trip Vorgeschichte vermutet hat. Innovativ ist der urplötzliche Umschwung allerdings nicht. "From Dusk Till Dawn" lässt grüßen. Nun regieren die Bohrmaschinen, Skalpelle und Kettensägen in heruntergekommenen, morbiden Räumlichkeiten.
Roth versteht zweifelsohne, wie man schockiert. Das Gezeigte ist schlichtweg kompromisslos derb. In Körper gerammte Bohrer, tiefste Schnitte in das menschliche Fleisch und heraushängende Augen in übel verstümmelten Gesichtern. Die Art, wie man damit den Betrachter konfrontiert, ist das einzige, was Substanz bietet. Brauche ich das? Nein, vor allem nicht, wenn der Rest derart verkümmert und letztendlich nur der großen Freude am Quälen dient. Der Regisseur mag die Mechanismen des Schockierens kapieren und effektiv umsetzen, aber der Film an sich überzeugt, wenn man hierbei überhaupt davon sprechen kann, nur auf dieser rohen Ebene.
Dementsprechend roh fällt das Endwerk aus. Blutig wie ein englisch gebratenes Steak. Dem einen schmeckt es, den anderen ekelt es. Die Würze geht im Laufe des Films verloren, weil das Blut alles ertränkt und ansonsten nur eine Ansammlung stupider, aber vor allem belangloser Länderklischees geboten wird. Frei nach dem Motto: Drogen in Amsterdam, der leichte Fick, aber auch das letzte Stündchen im teuflischen Ostblock. (3/10)