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Schrecklich ist, was menschlichen Körpern und Seelen hier widerfährt. Schrecklich ist dieser Film. Zum einen in seiner Folterpraxis: Wo Finger und Zehen abgetrennt, Bunsenbrenner auf Augen gerichtet und Bohrmaschinen in Menschen getrieben werden, kann der geeignete Film gefunden nicht sein, der, wie in Horrorfangemeinden zum Teil geschehen, mangelnder Brutalität noch zu bezichtigen ist. Das Gezeigte genügt. Freilich Empathie setzt das voraus. Der sich beim Gähnen hier Ertappende, der wird sie nicht besitzen. Denn die Komposition portraitiert Furchtbares; einen Augapfel, eine Flamme, ein Schreien, ein entsetzliches Schreien, ein unfassbar entsetzliches Schreien und eine Schere, die den freigelegten Sehnerv durchtrennen will und es tut. Ein Sekret, das aus der Schnittstelle läuft. Eine Qual, die sich wie ein 3-D-Bild von der Leinwand löst. Angedeutete und illustrierte Folter, beides schmerzt. Es schmerzt, weil das physische Leiden die große Angst der Menschen ist. Wenn es im Film um den Schmerz am Körper geht, dann projiziert sich die Fiktion unweigerlich auf die Imagination. Bei einem fremden leidenden Körper leidet auch unser Geist mit, er kann nicht anders (da er die Erfahrung Schmerz kennt und allzu sehr fürchtet), als seinem eigenen Körper einzureden, er sei es selbst, dem Qualen zugefügt werden.

Auf dieser Ebene erreicht "Hostel" sein Ziel, hier ist er wirklich Horrorfilm. Nur ist es auch das simpelste Prinzip, das sich anwenden lässt, um ein Publikum zu schocken. Das Prinzip des Fingers, der in der empfindlichsten Stelle bohrt. Hinter diesem Ansinnen existiert ferner nichts Weiteres. Wie Roth sein nicht uninteressantes Ausgangssujet für den plakativen Schrecken verspielt, daraus wird niemand schlau. Da ist "Elite Hunting", eine Agentur, deren Kundschaft für das Abschlachten von Menschen bezahlt. Da ist Sadismus, der seziert, aber nicht seziert wird. An Visualisierung ist Eli Roth gelegen, an der Frage, wie es wohl aussehen mag, wenn ein Mensch überrollt wird von einem Zug. Schadensdarstellung wird abgefeiert anstatt auch nur den Anflug eines subtilen Unterbaus für den Gegenstand zu entwickeln; ein Interesse an der diskrepanten Identität, dem Doppelleben als Geschäftsmann und Foltertourist, etwa. Verhehlen lässt sich ein gesellschaftskritisches Segment zwar nicht, nur ist es nicht annähernd so groß, als dass sein Radius bis in den Irak und Abu Ghuraib reichen würde.

Hierfür - und dies ist nun der andere Schrecken - präsentiert sich "Hostel" politisch zutiefst einfältig. Jedes Klischee erfüllen darf Amsterdam, auf dem Partyfeldzug dreier Rucksacktouristen (ein Isländer, zwei Amerikaner) als dionysischer Hort des Rotlichts und berauschenden Grases. Ist der niederländische Apfelkuchen gegessen, verlagert sich die Tour in die Region Bratislava, wo Roth jedwedes Taktgefühl völlig abgeht. Die slowakische Gegend, verkommen und verarmt, erscheint wie das Transsilvanien des 21. Jahrhunderts. Es fehlen nur noch Lendenschutz und Plumpsklo. Die Frauen, immerhin nicht hässliche, prostituieren sich, die Polizei, korrupt natürlich, prügelt Autofahrer zusammen und auf den Straßen räubern Kinderbanden im Grundschulalter und schlagen Männern mit Türschrankstatur den Schädel ein.

Amerikanische Horrorfilme beschwören seit jeher auch das im eigenen Lande lauernde Unheil herauf. Nur handelt es sich in jenen Backwoodfilmen zumeist um surreal anmutende Einzigartigkeiten sozialer Degeneration im überschaubar kontaminierten, dünn besiedelten Kleinkosmos. Roth dekultiviert nicht nur eine ganze Region, einen Staat, ein Stück Europa, er verortet vor allem die Abartigkeit einer kommerziellen Folterorganisation weit von sich weg ins ferne, ferne Ausland. Verleumdet wird dabei die hiesige Bevölkerung. Dubiose Blicke, klare Indizien (die wiederauftauchende Jacke des Isländers), involvierte Polizisten und Prostituierte suggerieren unverhohlen die Komplizenschaft einer ganzen Stadt. Spielte Roths Film in den Vereinigten Staaten, er wäre im Lichte der zweifelhaften US-Verhörmethoden (Stichwort: Irak, Guantánamo, geheime CIA-Gefängnisse) von einer ganz anderen Aussage getragen, er würde die amerikanische Seele nicht reinwaschen. Hat man Eli Roths Debütfilm "Cabin Fever" und dessen Dämlichkeit gesehen, dann fällt es selbst schwer, eine Reflexion des amerikanischen Klischeedenkens in diesem banalen Osteuropabild zu erkennen. Wie unbedarft "Hostel" überhaupt ist, wird am Ende auf einem Bahnhof allzu deutlich, wenn uns in den Details der Dilettantismus anlacht. Tschechische Coca-Cola-Werbung dort, aber deutsche Bahnsteigbezeichnungen. Und ein Werbeplakat, das mit "Jetzt auch am DVD" wirbt.

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