Review

Na wer hat nicht "Hype" geschrien, als man das erste Mal den Trailer im Kino sah? Wenn ein Regisseur bereits den Ruf hat, ein unterirdisches Debut abgeliefert zu haben, was nur auf Grund von Promotion scheinbar dermaßen von großen Namen gelobt wird, darf man beim Zweitling schon mal skeptisch sein. Und tatsächlich ... Quentin Tarantino presents ... da lockt einmal mehr 'nen Meister und dreiviertel der Zielgruppe kann produced und directed ja sowieso nicht so recht auseinander halten, Hauptsache Quentin steht auf der Verpackung. Also gaaaaaaaaaaaaanz weit runter mit den Erwartungen und Film ab ... so macht's dann auch viel mehr Spaß, wenn der Streifen wider erwarten gar nicht schlecht ist.
Aber der Reihe nach. Wie schon in Cabin Fever lässt sich Eli Roth eine ganze Weile Zeit, bis sich die Ereignisse überschlagen. Vielleicht hat er das mal in einem Buch gelesen - soll angeblich die Charaktere vertiefen, damit man besser mit ihnen leidet, bevor sie abgeschlachtet werden. Aber Herr Roth übt ja noch, sollte allerdings mitunter wissen, dass die längste Einführung nichts nützt und einem die Figuren auch dann noch scheiß egal bleiben, wenn sie eh nur als sexgeile Chauvis dargestellt werden. Roth zeichnet seine Charaktere irgendwo zwischen Party over the top, bis völlig hirnlos. Einfach mal so in die Slowakei zu fahren, weil da angeblich so richtig die Titten wackeln, wirkt da schon ein wenig überstürzt, besonders wenn der Film sich einerseits einen großen Vorlauf gönnt, um realistisch zu wirken, aber trotzdem oftmals viel zu überzeichnet wirkt. Mag ja tatsächlich vorkommen, Cabin Fever basierte ja genauso auf wahren Ereignissen *zwinker zwinker*, aber man sollte die Zügel der Geschichte trotzdem manchmal fester anpacken.
Aber was soll's, mag man danach drüber meckern, nett anzusehen ist das Geplänkel ja schon ... zwar relativ öde und hohl, aber zumindest versteckt sich der Film nicht hinter einer Pseudoerotik, sondern wirkt recht offenherzig.
Also fängt es alsbald an, ordentlich mysteriös zu werden und auch die ersten Opfer in irgendeinem versifften Keller werden gezeigt und ein wenig vorgequält. So macht sich der Held, wobei es sogar recht überraschend ist, wer's sein darf bzw. wer nicht, auf, seine Freunde zu suchen, weil sich ja die ganze Stadt so seltsam verhält und immer ganz komisch guckt, wenn er ein Schlagwort zu laut sagt. Drüber weggesehen, denn spätestens sobald unser letztes Opfer selbst in Gefangenschaft gerät, gibt's ordentlich Saures. Denn Roth hat seine Hausaufgaben gemacht ... bereits die Kulisse, eine Mischung aus zerfallenen Ruinen und alten Plattenbauten ist ungemein atmosphärisch ... hinter jeder Ecke lauert Ekel und Blut. Alles ist in einem kranken braun-gelb gehalten ... sehr schön ... so soll’s sein.
Dabei ersäuft Hostel nicht wirklich in Gedärm, was wohl viele Gorehounds auf die Barikaden laufen ließ, die nach der Werbung den ultimativen Splatter erwarteten. Vieles wird dem Kopf überlassen, obwohl es auch reichlich Szenen gibt, die über das gewohnte Maß an Gewalt in Hochglanzproduktionen hinausgehen (Auge!). Trotzdem ist Hostel, gerade für jene, die besonders für psychische Gewalt sehr empfänglich sind, extrem starker Tobark. Das liegt vor allem an der einfachen, aber äußerst konsequenten Inszenierung ... nichts wirkt gelackt, der Film ist richtig schön schmuddelig, die Figuren gehen in Angst und Panik auf und kotzen sich auch mal die Seele aus dem Leib. Die Gefühle des Zuschauers krempeln sich dabei geschickt um. Die kommende Selbstjustiz wirkt sicherlich platt und ist moralisch sowieso unter aller Sau, aber das hier ist ein archaischer Film und in diesem Sinne spielt er seine Möglichkeiten perfekt aus. Die Prämisse des Films bleibt dabei wohl auf ewig im Verborgenen ... man sollte nicht wirklich drüber nachdenken, mehr als Terror und Grausamkeiten will der Film sicher nicht schaffen (auch wenn der vorbereitende Filmteil dafür schon wieder zu lang und austauschbar war), damit wäre die Intention zwar höchst zweifelhaft ... aber alles bleibt dermaßen realitätsfern (obwohl es ja auf wahren Ereignissen basiert *zwinker zwinker*) und dem Fantastischen behaftet, dass man das nun wirklich nicht anklagen muss.
Schön wäre es, wenn Roth sich mit Hostel die Hörner nun abgestoßen hätte und seine Vorbilder nun zu Genüge studiert hat. Besonders wegen der eher mäßigen ersten Hälfte wirkt der Film, auch weil er inhaltlich nichts zu erzählen hat, wie ein kleiner Bausatz eines Horrorfilmfans, im Gegensatz zu Cabin Fever aber frisch genug, um auch allein gut dazustehen, also braucht man da nicht allzu hart ins Gericht gehen. Trotzdem ... gebt dem Herrn doch mal ein vernünftiges Drehbuch mit ein wenig Tiefgang und ich denke, er könnte da was Feines draus zaubern.

6 von 10

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