Ich war mir zunächst nicht sicher, ob ich mir nach CABIN FEVER überhaupt noch Lust Eli Roth´s neuestes Werk habe. Zu sehr ging mir das grenzstupide Spektakel auf die Nerven und ich fragte mich, ob dieser Mist schon den Gipfel des von Quentin Tarantino über alle Grenzen gelobten Eli Roth darstellt. Zunächst muss ich sagen, dass ich froh bin, mit HOSTEL vom Gegenteil überzeugt worden zu sein.
Die Story des Films lässt sich auch sehr kurz zusammenfassen. Zwei Amerikaner und ein Isländer, den die beiden eher zufällig aufgegabelt haben, sind auf Sauf- und Ficktour durch Europa, werden durch einen Mittelsmann auf einen zunächst vielversprechenden Pfad in die Slowakei gelockt und müssen feststellen, dass sie direkt in eine Schlachtbank für perverse Geschäftsleute gelockt wurden.
Die Film scheint zunächst wie eine dämliche Teeniekomödie zu beginnen. Die Drei Dauergeilen Touristen vergnügen sich zunächst in Amsterdam mit reichlich Dope und reisen dann ziemlich schnell weiter an den Ort, wo angeblich alle ihre feuchten Träume wahr werden sollen. Das ist auch der grösste Schwachpunkt von HOSTEL. Geschlagene 40 Minuten des Films unterhalten sich die Drei nur übers Kiffen, Ficken und Saufen. Das mag zwar der Mentalität des geitig beschränkten (vornehmlich amerikanischen) Rucksack- und Sextouristen sein, ist aber auf eine derart lange Dauer extrem ermüdend und nervig. Ich lache zwar auch ganz gerne mal über den ein oder anderen Witz unter der Gürtellinie, wenn er gut und ohnehin schwarzer Humor mit im Spiel ist. Doch in diesem Ausmaß schadet es dem Film mehr als es ihm nützt.
Zur eigentlichen Idee des Films: Josh, Paxton und Oli merken nur langsam, dass was faul ist im State Slowakei. Als klar ist, dass sie von ihrem Mittelsmann in Amsterdam getäuscht wurden, ist es für zwei von ihnen auch schon zu spät. Zeil ihrer Reise ist kein Superpuff sondern ein Folterkabinet, in dem vom Leben gelangweilte Geschäftsleute einer perversen Nebenbeschäftigung frönen können: Dem Foltern und Töten ahnungsloser Menschen. Das Beklemmendste daran ist, dass sich Roth das beleibe nicht selber ausgedacht hat. Er wollte zunächst eine Doku über das Thema machen. Dass er sich die Slowakei als Handlungsort ausgesucht hat, ist dabei eher von wenig Relevanz. Er könnte überall auf der Welt spielen und die Wirkung wäre nicht minder verstörend. Denn was die Krawattenträger tun, ihre perversen Triebe auszuleben, ist wahrlich scheusslich.
Im Finale treibt es Roth allerdings wieder arg bunt. Wenn einer der Überlebenden zum Rächer der Gefolterten mutiert, hat das schon wieder etwas zu amerikanisch mainstreamiges. Und Roth fügt seinem ansonsten nicht unintelligenten Horrortrip unnötigen Schaden zu. Zur den Schauspielern sei nur soviel gesagt: Die Leistung von Roth´s CABIN FEVER als Maßstab zu nehmen, bedeutet natürlich eine enorme Verbesserung. Gleiches gilt für die Atmosphäre.
Es besteht natürlich auch wieder die Wahrscheinlichkeit, dass aufgeschreckte Moralapostel sich von Roth´s Spektakel provozieren lassen und anschliessend unter gütiger Mithilfe einiger bestimmter Medienvertreter die Barrikaden hoch- und runterklettern. Nun ja. Wäre ja nicht das erste Mal.
HOSTEL ist ein abgründiger und durchaus intelligenter Horrortrip. Nur trüben ein arg lahmer Einstieg und ein überzogenes Revenge-Finale den eigentlich guten Eindruck.
mit gutem Willen 6,5 von 10.