Drei Backpacker, zwei aus den USA und ein Isländer, reisen durch Europa, genießen die freizügige Rotlichtmeile sowie berauschende Coffee Shops in Amsterdam und bekommen einen Tipp von einem Hostel bei Bratislava, wo die hübschesten Mädchen ganz besonders auf Amerikaner stehen sollen. In der Slowakei schließlich angekommen, lernen sie tatsächlich zwei kurvenreiche Bettgenossinnen kennen, bis am nächsten Tag einer der drei verschwunden ist, der Anfang eines Höllentrips beginnt. Was Eli Roth in der ersten Hälfte gar nicht oft genug zeigen kann, sind barbusige Darstellerinnen, die ständig das Klischee der billig zu habenden Ostblockmodels erfüllen, wozu passend die amerikanischen Jungs neben Sex ganz überdeutlich den Partydrogen frönen müssen, dass es einem vom Zusehen schon schlecht wird. Nicht von den Pillen, sondern von der plakativen Art, mit denen die Figuren besetzt sind, mehr ist von einem Drehbuch, das innerhalb von zwei Wochen geschrieben wurde, auch nicht zwingend zu erwarten. Das Positive daran ist der Wendepunkt, der Spieß wird gehörig umgedreht, wenn die eben noch Frauen kaufenden Touristen plötzlich selbst als gekauftes Gut auf der Schlachtbank sitzen, ein Rollentausch, der sich zum kranken Folterszenario mausert. Die Idee dahinter, eine ominöse Organisation zu gründen, wo doch Snufffilme Hochkonjunktur haben, erweist sich als cleverer Kniff, dem sich das Vermarktungsgenie Quentin Tarantino als Produzent auch nicht entziehen kann. Dessen „Pulp Fiction“ läuft nebenbei in der Glotze und Takashi Miike hat einen kurzen Gastauftritt, soviel zu den Verweisen und Vorbildern. Zeitgemäß ist die Gangart - kommt „Hostel“ erst einmal in Fahrt - dreckiger Natur und bohrt in den Tiefen von schmutzigen Szenen aus „Saw“ und all seinen Sickoderivaten, ein tatsächlicher Folterfilm ist es allerdings nicht geworden. Denn ist die blödsinnige Einführung der Teenager und ihrer Gelüste erst einmal überstanden, kommt Eli Roth im Gegensatz zu seinem Debüt „Cabin Fever“ humorfrei rüber und präsentiert ein Blutbad mit einigen herben Ideen, ist allerdings auch immer clever genug, sich ein R-Rating nicht zu versauen. Würde die Kamera nicht oftmals wegschwenken, wäre es ein ultrabrutaler Splatter, so kann die ein oder andere Goreszene ein Verbindung mit fiesen Ideen wie Achillessehnen durchtrennen oder Finger abschneiden den Magen des Mainstreampublikums dennoch beanspruchen. Auch die Leichenberge, die durch die verrotteten Industriehallen gekarrt werden, sprechen eine deutliche Sprache, nämlich dem derzeitigen Trend folgend, konsequenteres Gemetzel in expliziten Bildern wieder in die großen Kinos zu bringen. Die Quantität des „Hills Have Eyes“ Remakes erreicht er zwar nicht, kann sich aber fast durchgehend qualitativ sehen lassen, da haben die SFX-Künstler eine ansehnliche Palette zusammengebastelt. Davon abgesehen ist es auch inmitten der ganzen Remakes der Neuzeit mal wieder anerkennenswert, wenn ein talentierter Nachwuchsfilmer mit eigenen Visionen von Horror daherkommt, auch wenn man nicht die große Story präsentiert bekommt und auch wenn man sich wünschte, dem Elite Hunting Club ein wenig mehr Background zu gönnen, ohne gleich einen neuen „Fight Club“ zu kreieren. Die Atmosphäre kann mit ihren schmuddeligen Chirurgen- bzw. Schlachthaussets punkten, Gleiches gilt für die vielschichtigen Gesichter aus mehreren Nationen (teilweise auch verschiedene Sprachen sprechend), um nicht nur den Opfern, besonders dem leider arg glatten Jay Hernandez das Gefühl zu vermitteln, dass sie sehr, sehr weit von ihrer Heimat entfernt sind.
Fazit: Auch wenn man Genrefan Eli Roth mal wieder anmerkt, was er denn in letzter Zeit für Filme gesehen hat, ist „Hostel“ zumindest in der zweiten Hälfte mit seinem konsequenteren, stellenweise herben Look und seinen drastischen Momenten ein Schritt nach vorne Richtung visualisierten Schreckens. 6/10 Punkten