Review

Oh Mann, hört denn das niemals auf? Ist Horror heute ohne "Scream" nicht mehr zu denken? Dieses neue Armutszeugnis des in den USA mittlerweile gänzlich zerstörten Genres soll wieder das große Ding sein und in gewisser Hinsicht ist es das auch, allerdings in negativer. "Cabin Fever" habe ich nicht gesehen, aber die Reviews davon geben eigentlich auch einen sehr guten Hintergrund für Eli Roths Zweitling ab. Soll heißen, sehr überschaubare Story - was ja nichts machen würde, wenn die Atmosphäre stimmte -, reduzierte Sets, mittelprächtige Effekte und einen gewaltigen Mangel an Inspiration. Es mag mir scheinen, die Story wäre um die in Tschechien vorhandenen Sets herumgeschrieben worden als daß man nach den geeigneten Örtlichkeiten für ein bereits existierendes Konzept gesucht hätte.
Es beginnt also wie in jedem Slasher, der etwas darauf hält ein solcher zu sein, mit debilen Amis (und einem noch döferen Isländer), die Scheiße labern - eine geschlagene Stunde lang! Natürlich geht es nur ums Drogen tun und Ficken (wie offenbar den Personen hinter der Kamera ebenso, glaubt man den Interviews) und es werden der Reihe nach irgendwelche Tussen aufgefahren, die angeblich gut aussehen sollen - man hätte ja in der Tschechei ein unendliches Reservoir gehabt. Abgesehen von der Redundanz des Gezeigten und Gesprochenen (man weiß nach 10 Minuten, dass man es mit Primatenaffen der untersten Ordnung zu tun hat), ist es auch nicht wirklich spannend, wenn einer der drei Backpacker einfach nach einer Rauschparty verschwindet. Eigentlich geht es einem komplett am Arsch vorbei.
Dann verschwindet auch noch der zweite, nun dürfen wir sogar an der Desintegration teilhaben, allerdings ist diese, da man ja in den USA auf ein R abzielt, entsprechend kurz und abgedunkelt. Irgendwie fühlte ich mich wie in einer deutschen „Jungmutation“ (Copyright Splatting Image) Mitte der Neunziger, mit dem Unterschied, dass man im Zentrum der von Schnaas oder Ittenbach an den Haaren herbeigewürgten Stories wenigstens wirklich blutige, gut ausgeleuchtete Effekte hatte. Man will hier voll krass sein, aber die Freigabe und das Geld…! Die wenigen Spannungsmomente, so man sich dieser Bezeichnung befleißigen möchte, bieten die ewiggleichen Verfolgungsszenen, aber allzuviel von den europäischen Locations sieht man dennoch nicht, denn das Meiste spielt sich indoor ab.
Den grandiosen Showdown erwähne ich nicht, sonst krieg ich wieder eine Spoilerwarnung vorgesetzt, aber lasst euch sagen, dass jeder zweitklassige 70er Schocker mehr Schmackes hatte. Was heißt, als kontemporäres Positivbild sei Tobe Hoopers überraschend guter „Toolbox Murders“ genannt! Wenn schon einfaches Gewaltkino im gerade noch akzeptablen Bereich, dann so. Viel wird Roth der Produzent Quentin Tarantino (dessen Name in Titelgröße auf den Plakaten steht) nicht helfen, denn der arbeitet an der Selbstdestruktion, mit der er schon mal grandios Bill killend begonnen hat.
Wirklich ärgerlich fand ich aber die Inkonsistenz der Charaktere: am Anfang sexgeile Drogenwracks, am Ende mutiert einer von ihnen aber natürlich zu Captain America und macht alle Bösen fertig. Ich dachte, so was überließen wir Jerry Bruckheimer, oder nicht? Das muß nicht sein und relativiert die zumindest zeitweilige unfreiwillige Komik sehr (das japanische Mädchen, das nach der fulci-artigen Heraustrennung eines Auges dennoch beschließt, mit dem „Helden“ zu fliehen, sich aber am Bahnsteig in einem Glas gespiegelt sieht und dann (erst!) vor den Zug springt, war ein absoluter Brüller – „ihr könnt mich zerschnetzeln, aber versaut nicht mein Make-up!“) - nee, das wird nüscht mehr, Mr. Roth!
Wie schrieb doch die katholische Filmkommission immer so schön? - Abzuraten!

Details
Ähnliche Filme