Nachdem Terence Hill mit seinem Dauerkumpel Bud Spencer auf der komödiantischen Schiene einen Kassenschlager nach dem anderen einfuhren, kam man auf die seltsame Idee, den einen oder anderen Western der beiden mit einer neuen Synchronisation erneut auf den Markt zu schmeißen. Eine künstlerisch höchst zweifelhafte Methode im Interesse des Geldverdienens, und bei einem ernsten Film wie „Django und die Bande der Gehenkten" von vornherein eigentlich schon zum Scheitern verurteilt. Es reicht eben nicht, mal so einen neuen Text den Darstellern in den Mund zu legen und dazu die brutaleren Stellen herauszuschneiden. Dass dadurch der Gesamteindruck deutlich leidet, sieht man hier nur allzu deutlich. Und so ist das hier auch ein Review zu der verunstalteten Version, auch genannt „Joe, der Galgenvogel". In den diversen Film-Datenbanken müsste man eigentlich den Film zweimal listen, so verschieden sind die beiden Filme geworden...
Die düstere Rachegeschichte eines Mannes, der zum Friedensrichter wird und Unschuldige auf skurrile Art und Weise vor dem Galgen rettet, um dann mit diesen Totgeglaubten Rache zu nehmen, ist auch durch Kürzungen kaum auf lustig zu trimmen. Zu morbide die Atmosphäre, wenn die (vorläufig) Gehenkten noch eindrucksvoll mit den Beinen zappeln. Auch wenn Joe mit markigen Sprüchen die Situation beim anschließendem vom Galgenabnehmen entschärfen will, so richtig mag das alles nicht zusammenpassen. Dabei hat man am Anfang der Geschichte durchaus noch etwas Hoffnung, denn nach dem Wortgefecht mit dem abgefeimten zukünftigen Gouverneur Berry gab es eine Drescherei, die allerdings erstens nur von kurzer Dauer ist und zweitens Joe merkwürdigerweise die Gegner von Berry versohlt, der Einstieg ist also schon mal sehr merkwürdig. Ebenso seltsam verläuft die Wandlung unseres lustigen Joes zum Racheengel, denn dass er nach einem Überfall auf einen Goldtransport, der in einem Massaker endet, auf diese Idee kommt, reicht mir eigentlich als Grund nicht aus. In früheren Western musste dazu mindestens die halbe, besser noch ganze Familie ausgelöscht werden, um zu so einem verbitterten Mann zu werden. (Kleine Randbemerkung: In der Originalversion war die getötete Frau auf dem Wagen Joes Ehefrau, was hier völlig unter den Tisch fällt und die Unglaubwürdigkeit der Handlung noch verstärkt.)
Überhaupt wird die ganze Geschichte, je weiter sie voranschreitet, immer haarsträubender. Wenn frisch vom Galgen abgeschnittene Leute, die sich ja quasi wie neugeboren fühlen müssen, Joe den Gehorsam verweigern und auf eigene Rechnung Kasse machen wollen, ist das gleich mehrfach unlogisch. Erstens wundert man sich, warum Joe nicht ganz einfach ohne diese Leute Berry an den Kragen geht. Wäre für einen längeren Film wahrscheinlich nicht füllend genug gewesen. Zum anderen fragt man sich, warum diese Leute, obwohl sie ja alle als unschuldig galten, auf einmal zum Verbrecher mutieren. Denn auch wenn ein Einzelner - ein Mexikaner - den treibenden Keil in der Meute der Auferstandenen bildet und selbst vor Mord nicht zurückschreckt, so ist die Gier nach einem Überfall auf einen weiteren Goldtransport wohl auf alle übergesprungen.
Die lustig gemeinten Wortspiele von Joe sind zudem spärlich ausgefallen. Nicht nur, dass sie vergebens gegen die ernste Grundstimmung des Filmes ankämpfen, auch für sich allein stehend sind die Sprüche äußerst lau und wirken seltsam konstruiert und selten locker wie in den Spätwerken. Diese Verkrampftheit ist auch Hill anzumerken, denn diese nachträgliche Vertonung verträgt sich auch in keinster Weise mit seiner ernsten Mimik. Genauso unpassend dazu auch die traurige Filmmusik, die wohl nur zum Original zu passen scheint. Der Gipfel der Peinlichkeit sind aber die nach innen gekehrten Monologe Joes, bei dem er sich an den „Dicken" erinnert und dem Zuschauer vorgaukeln will, dass man es hier nur vorübergehend mit einer Solo-Einlage des Hauptdarstellers zu tun hat und sein geliebter Buddy jeden Moment aus dem Gebüsch springen könnte. Und irgendwann würde man sich das auch so wünschen, dann hätte man bei der Friedhofszene zum Schluss des Filmes auf den dreisten Klau beim Ur-Django verzichten können (jaja, das geliebte Maschinengewehr) und es wäre vielleicht mit einer Riesenkeilerei zu Ende gegangen.
Vielleicht werde ich noch einmal dazu kommen, die Urversion „Django und die Bande der Gehenkten" zu sichten, die Lust ist mir jedoch erst einmal gründlich vergangen. Und wie ich dann dieses Review noch umschreiben kann, weiß ich auch noch nicht. Es wird wohl ähnlich schwer sein wie das, was mit dem Film passierte. Ein seltsames Experiment ist kläglich gescheitert.