Damit wäre das Quartett also voll. Der übergewichtige, in die Jahre gekommene Ex-Actionstar Steven Seagal beglückt den passionierten B-Movie-Fan zur Jahreswende mit seiner vierten direct to DVD – Produktion des Jahres 2005.
Sony sah sich veranlasst „The Foreigner“ eine Fortsetzung zu spendieren und beauftragte Produzent Andrew Stevens, der sich hier als Wachmann einmal mehr einen Cameo gönnt und nach Wesley Snipes wohl auch Seagal unter seine Fittiche genommen hat, „Black Dawn“ ins Leben zu rufen, der außer der Hauptfigur Jonathan Cold allerdings inhaltlich wenig mit dem Vorgänger gemeinsam hat. Er ist eben C.I.A.ler, verdrischt die Bösen und rettet den Tag. Man kennt es ja inzwischen. Seagals letzten Filme folgten grundsätzlich wenig variantenreich dem selben Prinzip und daran soll sich auch hier nichts ändern.
Da mit Sony nun auch wieder ein finanzkräftiger Geldgeber im Hintergrund die Fäden zieht, kann sich der geneigte Zuschauer aber immerhin über einen Stock Footage-freien Film freuen, der nur kurz vor Schluss enorme Finanz-Defizite bezüglich seiner katastrophalen CGI- und Green-Screen-Tricks offenbart, ansonsten aber richtig gut ausschaut. Ich vermute mal, da ging das Budget zuneige, denn eine minutenlange Verfolgungsjagd zur Filmmitte, das Highlight des Films, hat sogar Kinoqualitäten.
Kameramann Alexander Gruszynski („Stone Cold“, „Maximum Risk“) hinterlässt bei seinem Regiedebüt einen sehr soliden Eindruck. Ganz im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Produktionen nutzt er Stilmittel nur ganz selten, inszeniert äußerst bodenständig und damit weniger anstrengend. Die simpel gestaltete Optik erhöht sicherlich nicht den Anschauungswert des Films, passt sich aber dem ebenso drögen Skript, dem Hauptproblem des Films, an. Na den vielen wirkungslosen, nervenden Sperenzchen diverser direct to DVD – Produktionen braucht man hier keine Angst vor Epilepsie zu haben, sondern kämpft stattdessen mit der Aufmerksamkeit.
Denn das, was Martin Wheeler („7 Seconds“, „Razor's Edge“) hier zusammenschrieb, ist an Einfallslosigkeit kaum noch zu überbieten und folgt samt und sonders den typischen Seagal-Formaten der letzten Jahren. Jonathan Cold (Seagal) ist wieder back in action und muss sich diesmal auf amerikanischem Boden mit osteuropäischen Terroristen herumschlagen, die eine Plutoniumbombe zünden wollen. Die Bauteile hierfür müssen aber erst finanziert und beschafft werden, so dass Cold zunächst deren Händler infiltriert, einfach darauf wartet, dass seine Zielobjekte die vereinbarte Summe zur Übergabe mitbringen, um sie dann hops zu nehmen.
Leider gehört Alexander Gruszynski auch nicht zu den Filmemachern, die eine ohnehin flaue Geschichte einigermaßen flott vom Leder ziehen können, so dass „Black Dawn“ seit langem mal wieder ein Seagal-Film war, bei dem man sich wirklich phasenweise langweilt. Colds Einstieg in das Waffenhändlersyndikat erweist sich als problemlos und sein späterer Wettlauf gegen die Zeit, um die Katastrophe zu verhindern, als wenig prickelnd umgesetzte Hatz. Hinzu addieren sich fast schon obligatorisch Verräter der C.I.A. und, das ist immerhin eine Neuerung, Agent Amanda (Tamara Davies, „Gale Force“, „Deep Rescue“), eine ehemalige Schülerin von Cold, die ihn eigentlich für tot hielt und, als ihre Tarnung auffliegt, dazu gezwungen wird, mit ihm zusammenarbeiten. Überraschende Wendungen fehlen einfach und mit Spannung ist es auch nicht weit her, weil der Plot so schrecklich gewöhnlich abläuft und Actionszenen nicht so häufig Präsenz zeigen.
Steven Seagal (Sein neuer Buddy Joe Halpin ist übrigens anfangs in einer kleinen Nebenrolle zu sehen) selbst ruft die von ihm inzwischen längst gewohnte Performance ab. Die Doubles in den Kämpfen und Stunts (Besonders seitlich am LKW bei der Verfolgungsjagd) sind offensichtlich, er selbst wirkt etwas aufgedunsen, bekommt vom Drehbuch allerdings ein paar coole Oneliner spendiert. Geringfügig hinterlässt er den Eindruck, dass er bei dieser wieder etwas größeren Sony-Produktion auch mehr Lust hatte in seine stereotype Rolle zu schlüpfen. Producer-Credits standen ihm hier ja auch zu und der Zopf ist endgültig ab. In den letzten Filmen pflegte er ja einen Fusselteppich bis an die Schultern, der wich nun einem modischeren Schnitt.
So unglaublich viel hat Seagal hier allerdings auch nicht zu tun, denn die Action hält sich leider schon ein wenig zurück. Regelmäßige, harte Shootouts sorgen zwar immer wieder für etwas Kurzweiligkeit sind aber gänzlich akzentfrei und unspektakulär umgesetzt.
Besonders das menschenverachtende Vorgehen der Terroristen, die jeden Zeugen ihrer Beutezüge skrupellos über den Haufen schießen, hinterlässt einen etwas bitteren Nachgeschmack. Auf übertriebenes Abschlachten von Zivilisten wie im Vorgänger wird allerdings verzichtet, während der Eingangsüberfall in Amsterdam mit dilettantischen Sicherheitspersonal nervt. Wer keine Schutzwesten trägt und so mies zielt, hat in dem Job echt nichts verloren...
Freuen darf man sich als Zuschauer dann auf die Verfolgungsjagd, die zumindest eine Leihgebühr wert sein sollte. Colds und Amandas an ihre Enttarnung anschließende Flucht vor den Waffendealern gestaltet sich als kleine Zerstörungsorgie. Zunächst auf dem Container eines fahrenden, dann bald führerlosen Kipplasters landend, hangeln sie sich ins Fahrerhaus und zerlegen auf ihrer wilden Flucht einiges an herumstehenden und fahrenden Autos, flüchten vor den wild ballernden Gegnern, springen vom Fahrzeug ab und bringen diese dann auch in einem leider zu kleinen Feuerball um. Ich vermute mal, dass in diesen Szenen das Großteil des Budgets floss, denn von der Choreographie der Szenen bis zur klasse Kameraarbeit heben sich diese Minuten doch deutlich aus dem einsilbigen Geschehen des restlichen Ablaufs ab.
Schade, dass der Film zu dieser Qualität danach nicht mehr zurückfindet. Die ohnehin geringe Spannung verflacht kontinuierlich, weil sich das Geschehen zusehend verheddert. Die Terroristen wollen das Plutonium für ihre Bombe, das auch schon aus einem amerikanischen Reaktor entwendet wurde, und die Waffenhändler ihre Geld. Um die entkommenen Parteien ausfindig zu machen und herauszufinden, was es mit den abtrünnigen C.I.A. lern auf sich hat, trennen die beiden Protagonisten sich. Seagal stattet in einer ganz witzigen Sequenz übrigens einem Hacker einen Besuch ab, um mehr Hintergrundinformationen zu bekommen.
Das Finale entbehrt dann wirklich jeder Beschreibung, da das Budget wohl so langsam dem Ende zuging und deshalb zu kostengünstigen CGI-Tricks gegriffen wurde. Spätestens hier holt den immerhin bis dahin passabel unterhaltenden „Black Dawn“ die Realität wieder ein. Die Green-Screen-Tricks im Hubschrauber und die gesamte Bombenexplosion mit vorherigem Transport sind wirklich lächerlich umgesetzt worden.
Für Seagal-Komplettisten oder Fans (wenn es die noch gibt...), bleibt vermutlich auch „Black Dawn“ ein Muss. Wirklich schlecht ist er ja auch nicht und eine Steigerung nach seinem peinlichen „Today You Die“ sowieso, wenn auch nur knapp. Der Film ist letztlich zwar, abgesehen von den letzten Minuten, solide umgesetzt, aber eindeutig etwas zu lang geworden. Ein knackiger Plot, bei dem man einige das Geschehen doch enorm streckende Szenen einfach gestrichen hätte, wäre von Vorteil gewesen und abwechslungsreichere Action hätte ich auch ganz gern gesehen. Außer der Verfolgungsjagd gibt es eigentlich nichts. Die paar blutigen Schießereien gehören inzwischen zu jedem Seagal-Klopper und von echten Martial-Arts-Einlagen kann eigentlich auch nicht gesprochen werden. Meist sind das dann nur fixe Moves eines Seagal-Doubles.
Das wahre Problem ist jedoch eigentlich der Plot. Zu einsilbig, vorhersehbar und überraschungsfrei verarbeitet er längst bekannte Elemente und Spannung zu erzeugen scheint Alexander Gruszynski auch noch nicht gelernt zu haben. Phasenweise kleckert der Film zwischen Terroristen, Waffenhändlern und Cold nebst Amanda so gelangweilt hin und her, dass man die Vorspultaste bemühen möchte.
Fazit:
Deswegen reicht es auch nur zu einem durchschnittlichen B-Movie, das Steven Seagal wieder leichten Auftrieb gibt, ansonsten allerdings einen sehr überflüssigen Eindruck hinterlässt. Die Schauwerte beschränken sich auf die furiose Verfolgungsjagd, ansonsten erweitern die Actionpalette nur ein paar durchschnittlich umgesetzte Shootouts. Seagal präsentiert sich gewohnt schwach mit ein paar guten Onelinern, der Rest hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Hauptmanko ist hier der dröge, einfallslose Plot. Über „Black Dawn“ muss man sich nicht ärgern, gesehen haben muss man ihn allerdings auch nicht. Eben nur eine typische direct to DVD – Produktion unter zu vielen, die wenigstens nicht mit Stock Footage um sich wirft und bodenständig inszeniert wurde. Dennoch wünsche ich mir in Zukunft für die nächsten Seagal-Filme wieder kreativere Regisseure, die zudem noch wissen, was einen Spannungsbogen ausmacht.