Das verrückte Labyrinth
Es gibt Filme, die sind in der nostalgischen Erinnerung grandios, nach 15-20 Jahren jedoch arg eingerostet ("Der dunkle Kristall"). Es gibt jedoch auch Filme, die strahlen auch nach Jahrzehnten des Nichtguckens noch die gleiche Fantasie & Faszination aus, wie damals, als man als Kind gebannt, aufgeregt & mit Herzklopfen immer wieder die aufgenommene Kassette in den Recorder schob. Filme wie "Hook", "Jurassic Park" oder "Die Goonies". In diese erlesene Reihe würde ich auch "Die Reise ins Labyrinth" einordnen, aus persönlichen Gründen vielleicht sogar noch höher. Szenen/Personen wie die schwindeligen Treppen, das Furz-Moor oder Hoggle, haben mich als Kind einfach so geprägt, dass "Labyrinth" gut & gerne als einer der Filme aufgezählt werden kann, die mich dem Medium Film öffneten & in die ich mich nachhaltige & für immer verlieben durfte. In ein ganzes Hobby.
Die Reise der jungen, langsam zur Frau werdenden Sarah, die ihren, vom Kobolt-König gestohlenen Bruder zurückholen will & dabei durch das fantasiereichste Labyrinth aller Zeiten muss, ist eine magische Kindheitserinnerung & lässt meine Augen auch dieses Jahr, zu seinem 30. Jubiläum, leuchten. Mittlerweile als prachtvolle 4K-Restauration auf einer UHD. Die junge Jennifer Connelly prägte mein frühes Frauenbild, David Bowie geht in seiner Rolle als König der Kobolde nicht nur musikalisch auf & Jim Hensons Armee von handgemachten Puppen & Animatronics gab meiner Kreativität & Fantasie enorme Inspiration. Auch wenn ich damals an manchen Stellen etwas Angst hatte & mir z.B. immer etwas vor die Augen hielt, als man plötzlich die ersten Kobolde sieht. Weitere
atemberaubende & prägende Szenen, sind der Fall in das Loch der Hände oder die unterirdisch rollende Todeskugel - etwas morbid, überschwänglich kreativ, faszinierend & mehr als spannend für einen kleinen Jungen.
Eigentlich ist der ganze Film eine beeindruckende Aneinanderreihung klassischer Fantasyszenen, die ich nie vergessen werde. Einfach ganz großes Kino, dass lange Zeit als flache, unreife Fantasy abgestempelt wurde. Völlig zu unrecht, was nicht nur die abwechslungsreiche & unfassbar kreative Welt samt seinen bunten Bewohnern beweist, sondern auch die Deutungsebenen auf Sarahs Pubertät, die sich entwickelnden Freundschaften oder positiv angestoßene Themen wie Familie, Ehre, Liebe oder die Macht der Fantasie. Selten war ein Film über Magie, selbst so magisch. Dazu herzlich, nie zu düster & einfach eine Mischung, die heutzutage unmachbar erscheint. Gefühlvoller Horror, romantische Fantasy, temporeiche Coming-of-Age-Story - eine Mischung, die mich bis an den Rest meines Lebens gerne begleiten darf. Von Didimus bis König Jareth, von Ludo bis zu den sich streitenden Türknöpfen. Kommt in mein Zimmer!
Fazit: eine der unterschätztesten Fantasy-Perlen, ein fesselndes Abenteuer plus eine von Bowies coolsten Rollen. Gruselt, unterhält, fasziniert - nicht nur 6-jährige Leimbachers ohne Filmerfahrung ;)