Review

Jarhead - Willkommen im Dreck

Ich lasse die Katze gleich mal aus dem Sack und strebe den offensichtlichen Vergleich an: Jarhead ist Full Metal Jacket im 21. Jahrhundert.
Der Film fängt ähnlich mit der Grundausbildung an und endet mit dem Heimkehren der Marines. Wir begleiten Anthony Swofford (Gyllenhaal) auf seinem Weg in den ersten Golfkrieg (und wieder heraus), an dem er als Scharfschütze teilnimmt.
Dabei gibt es keine großen Schlachtszenen (es vergehen 60min, bis überhaupt mal ein paar Schüsse fallen, zählt man die Ausbildung nicht dazu), der Feind bleibt verborgen, es gibt keine Helden. Stattdessen sehen wir die ganz persönlichen Probleme, die die Soldaten im Krieg bewältigen müssen. Wir sehen, wie sie zu infantilen Jungs werden (ich musste an Vonnegut denken, der sein WKII-Werk passenderweiße mit "The Children's Crusade untertiltet hat), feiern, albern sind.
Aber auch, wie sie immer deprimierter werden, weil ihre Heimatbeziehungen zersplittern, weil sie sich im Krieg nutzlos fühlen (sie kommen nicht zum Kämpfen), weil im Grunde genommen keiner von ihnen weiß, was er eigentlich dort in der Wüste zu schaffen hat.
Dass ausgerechnet Tom Waits' "Soldier's Things" dann die Heimkehr musikalisch begleitet ist passend irritierend.

Ich habe dem Film 9/10 Punkten gegeben, weil ich ihn am Ende doch etwas stark gestrafft fand (und ihm insgesamt ein kleines Zeitdehnungs-/straffungsproblem unterstellen würde). Aber er ist dennoch sehr, sehr sehenswert.

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