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Nach „American Beauty“ und „Road to Perdition“ liefert Sam Mendes mit „Jarhead“ wieder eine gelungene Mischung aus Unterhaltung und Anspruch ab.
Vom Aufbau erinnert das Ganze an „Full Metal Jacket“ und „Platoon“, denn auch hier ist ein junger Rekrut Hauptfigur und Ich-Erzähler des Films. In diesem Falle handelt es sich um Swoff (Jake Gyllenhall), der sich zu den Marines meldet. Sein Vater und sein Onkel haben in Vietnam gedient haben und obwohl der Herr Papa jetzt ein gebrochener Mann ist und die Familienverhältnisse zerrüttet will Swoff seinem Beispiel folgen.
Der Rest des Films verfolgt ähnlich wie die meisten (Anti-)Kriegsfilme keinen klaren Plot, sondern wirkt eher wie ein Bericht über Kriegsgeschehnisse, in diesem Falle des Golfkrieges, in dem die USA zur Hilfe Kuwaits gegen den Irak und Saddam Husseins Truppen antraten…

Das Besondere am Golfkrieg war allerdings die Tatsache, dass die meisten Soldaten keinen einzigen Schuss abfeuern konnte und das zeigt auch „Jarhead“: Die meiste Zeit verbringen Swoff und seine Truppe mit Warten und Training, während sich die Kriegsszenen in Grenzen halten. Lediglich gelegentliche Bombardements gibt es zu sehen, doch „Jarhead“ ist nichts für Leute, die auf große Schauwerte aus sind, sondern eine etwas andere Art von Kriegsfilm sehen wollen.
Die Geschichte umspannt episodenhaft die Zeit von Swoff Grundausbildung bis zur Heimkehr nach dem Golfkrieg und ist ziemlich kurzweilig. Dies liegt nicht an unbedingt neuen Ideen, sondern an der Tatsache, dass Sam Mendes ein sehr realistisches Bild vom Soldatenleben zeichnet. Sperrt man einen Haufen Männer allein zusammen, verhalten die sich bald wie Kinder, was zu infantilen Scherzen en masse führt – im Krieg aber auch gefährliche Konsequenzen und psychologische Ausraster zur Folge haben kann. So erweist sich „Jarhead“ als wenig moralisierend, da auch bei Swoff und quasi jedem seiner Freunde es irgendwann mal aussetzt. So zeigt sich der schmale Grat zwischen Humor (das Gehabe der Marines ist stellenweise wirklich witzig) und Schock, denn bei den Ausrastern geraten auch Menschenleben in Gefahr.
Zudem punktet „Jarhead“ optisch und akustisch. Der Soundtrack wartet mit bekannten Songs wie „War“ oder „Jesus Walks“ auf, die aber stets zum Geschehen passen, und Sam Mendes findet immer die richtigen Bilder dazu. Beeindruckend vor allem jener Teil des Films, in dem SWoof und seine Truppe zwischen den brennenden Ölquellen operieren müssen oder das Fest, bei dem die Soldaten zur Feier des Kriegsendes in die Luft ballern und ihre Tarnklamotten verbrennen.

Ein klarer Antikriegsfilm ist „Jarhead“ nicht, da die Schrecken des Krieges nur in wenigen Szenen gezeigt werden. Doch Kritik an einigen Zuständen in der US Army kann man doch finden, z.B. wenn Swoff erzählt, dass die Army keinem helfen kann, wenn die daheim gebliebene Frau oder Freundin untreu geworden ist. Gelungen ist „Jarhead“ jedoch fast auf ganzer Linie bis auf kleine Längen, wie z.B. die etwas seltsame Traumsequenz beim Fronturlaub und ähnliche Sachen.
Schauspielerisch ist „Jarhead“ dagegen wirklich gänzlich fehlerfrei. Jake Gyllenhall und der Rest der Jungdarsteller spielen die Jarheads sehr lebensnah. Jarhead bezeichnet übrigens den Kurzhaarschnitt der Soldaten, deren Köpfe kahl wie ein Schraubglas sind. Als Swoffs Staff Sergeant Sykes erbringt Jamie Foxx eine weitere Glanzleistung und verkörpert eine ganz andere Kategorie von Soldat als Swoff: Den Soldaten, der Spaß an seinem Job hat und der nicht nach Ende der ersten Dienstzeit aufhören will. In einer Nebenrolle dabei: Dennis Haysbert.

Alles in allem ist „Jarhead“ ein ungewöhnlicher Kriegsfilm, der zwar kleine Längen hat, aber sonst voll und ganz überzeugt. Vor allem Sam Mendes eingängige Bildsprache, der tolle Soundtrack und das realistische Flair machen „Jarhead“ zu einem Kinoerlebnis.

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