Sam Mendes, der mit American Beauty und Road to Perdition schon sehr eigenwillige, jedoch herausragende filmische Beiträge auf seinem Konto verbuchen kann, ist es auch mit Jarhead gelungen, einen ganz ungewöhnlichen Film zu kreieren, der in seiner eigenen Liga spielt. Dabei kommt eine unkonventionelle, abwechslungsreiche und gleichzeitig authentische Mischung aus Komödie, Satire und Drama zustande, die von dem Einsatz im Golfkrieg handelt, jedoch nicht eine Gefechtssituation beinhaltet. Das hört sich vielleicht nicht machbar an, funktioniert aber einwandfrei.
Der Film beginnt mit einer äußerst komödienhaften Kriegssatire, die teilweise stark an Full Metal Jacket erinnert und mit Bravour dagegen standhalten kann. Ein Lacher jagt den anderen. Ab der Hälfte des Films schwankt Jarhead jedoch zu einem ernsten und ruhigen Kriegsdrama um, wobei der Übergang reibungslos und mit ausreichender Länge verläuft. Dennoch stellt diese zweite Hälfte einen ziemlichen Kontrast zum Anfang dar. Doch nicht nur diese zwei Seiten machen Jarhead so interessant. Es ist vielmehr das andauernde und elende Abwarten der Soldaten auf den ersten Einsatz und den ersten Schuss, denn genau diese Thematik steht im Zentrum des Films. Die Soldaten geraten nie in eine richtige Kriegssituation, geschweige denn, dass sie auf Feindkontakt stoßen. Schließlich bekommt unser Protagonist Swoof nicht einmal die Möglichkeit sein Gewehr zu benutzen (zumindest war er kurz davor), bevor der Krieg vorbei ist. Der Gedanke an einer Kritik am Krieg schwebt gleichzeitig ständig im Hintergrund mit.
Aus darstellerischer Sicht sei besonders Jake Gyllenhall hervorzuheben, der sich immer mehr zu einem grandiosen Schauspieler entwickelt und mir als solcher immer besser gefällt. Er schafft es ohne Fehler seine Rolle glaubhaft zu verkörpern. Die Leistung der anderen Akteure kann auch durchaus überzeugen, ist aber nicht weiter nennenswert. Auch Jamie Foxx kann sein Talent abrufen, tut sich dennoch nicht großartig hervor.
Die Kameraarbeit ist bei Jarhead wirklich eindrucksvoll gelungen. Egal, ob nüchtern gehaltene Eindrücke aus der Ausbildung oder atemberaubende Wüstenaufnahmen mit brennenden Ölquellen, die Kamera ist stets passend eingesetzt. Gerade die Sets in der Wüste sind einzigartig gelungen. Dabei erhält der Film durch gezielten Einsatz von Farben und Bildern einen gewissen Dokumentarcharakter.
Beim Score des Films trifft dasselbe zu. Die Musikauswahl ist immer stimmig, sehr facettenreich und rundet den Film ab. Das Theme von Jarhead gefällt mir persönlich am besten.
Den einzigen Kritikpunkt stellen einige wenige Längen dar, die für mich als begeisterten Zuschauer kaum merkenswert auffallen. Gerade die ruhigen Bilder zum Schluss des Films sind wohl die Ursache dafür, diese sind allerdings vollkommen angebracht. Es fällt mir schwer weitere Mängel an Jarhead zu erkennen. Dementsprechend fällt auch mein Gesamteindruck aus.
Jarhead ist erfrischend, abwechslungsreich, vielschichtig, nachdenklich, humorvoll, unterhaltsam und so vieles mehr. Vor allem steht hier nicht der Krieg im Vordergrund, obwohl sich der Film im Golfkrieg abspielt., sondern die Soldaten. Eine sehr gewagte Herangehensweise, die aufgeht und dafür von mir belohnt wird.
9/10 abgebrannten Munitionsposten