In Gangsterfilmen geht es um markante Sprüche, Gangsterstrategien, Machtansprüche und gerangel, um Deals, um Coups, ums Geld, um Drogen, um Hierarchien, um Schusswaffen, um Sex, um kalte Abrechnungen und vor allem, ganz oft um sehr viel herumgepose.
In "Revolver" geht es darum natürlich auch, aber nicht wie bei vielen anderen Vertretern des Genres, darum möglichst eiskalte brutale oder skurrile Vertreter dieses Milieus bei ihrem Tagwerk zu zeigen oder sogar in ihrer Pseudocoolness nur in Hochglanz auszuleuchten um sie als Gewinner oder stylische Verlierer darzustellen. Nein, 'Guy Ritchie' lenkt das Augenmerk dieser Geschichte, mit der ersten Minute auf etwas viel wichtigeres. Weg vom vielen Schein, straight gerichtet auf das tiefgreifende Innenleben eines ins Spiel involvierten, 'Mr. Green'. Der Film erzählt bevorzugt durch innere Monologen seines Protagonisten und erzeugt dadurch eine einzigartige Perspektive, die es im wahrsten Sinne des Wortes, in sich hat. Denn anstatt, wie viele andere Vertreter des Genres an der Oberfläche der Figuren zu verharren und lediglich Tiefe Einblicke in die Gesetze und das Verhalten der einzelnen Akteure des Milieus zu gewähren, geht Revolver einen entscheidenden Schritt weiter und hämmert nach und nach eine ganze Palette der Regeln um die Psychologie des "Games" und derer Beteiligten, in den Kopf des Zuschauers.
Ja, wenn die Palette mit Regeln, dort auf genügend Platz trifft, die Aufmerksamkeit und Wachheit beim Empfänger stimmt und auch ne Portion Lebenserfahrung am Start ist!
Ganz einfach ist es gerade bei der ersten Filmsichtung nämlich nicht unbedingt, alle Aspekte der Story zu verfolgen, zu analysieren und bewerten zu können. Man muss sich mit der fortschreitenden Geschichte, an wiederkehrenden Zitaten entlang hangeln (sie in Szene zu setzen ich an dieser Stelle beim Film belasse), und sich konzentrieren um mit "Mr. Green" immer tiefer in die Analyse der Einflussfaktoren, welche die Struktur des (Gangster)Spieles formen und bestimmen, einzutauchen. Letztlich soweit hinein, dass aus dem Gangsterfilm eine astreines verworrenes(doch nachvollziehbares) philosophisches Schaustück wird, in dessen Mittelpunkt ganz klar die verschiedenen Aspekte des freien Willen stehen.
Diejenigen deren Horizont nicht an der Teppichkante endet, werden dabei schlussendlich bemerken, dass diese anscheinend sehr spezielle Gangstergeschichte jeden von uns mehr betrifft, als man im ersten Moment ahnt und danach vielleicht die Machtverhältnisse, ihre eigenen persönlichen Verhaltensweisen und das Gefüge unserer Welt, mit anderen Augen betrachten. Das man mit diesem Deluxe Gesamtpack sehr gut herausgearbeitete und dargestellte Charaktere und szenische Bilder geliefert bekommt, erwähne ich nur kurz zum Schluss, denn das muss man eh selbst gesehen haben und beurteilen.
In diesem Sinne "check yourself, before you wreck yourself".
P.S.: Denke nicht, dass es nur den thematisierten Teil des "Selbst" als Gegner gibt und keinen Gegner im Außen. (zwei Statements im Anhang des Filmes wollen dies Nahe legen). Nichtsdestotrotz ist "Revolver" genial tief(ab)gründig und liefert wichtige analytische gedankliche Samen, sodass es für mich einfach ein Lieblingfilm werden musste.
[kurzes Meta Expose: "Mr. Green" = vom grünen Rauchzeug gecrackter (auch wenn man das im Film nicht sieht ; "Macha"='"Matcha" ( Ist ein Grüntee. Wird bevorzugt von gecrackten luziden Träumern benutzt. Achtung Koffeinsackgasse!!!)]