Recht verzwicktes Gangsterdrama, vielleicht mit einem Twist zuviel
„Revolver“ ist genau die gleiche Kategorie wie „Lucky Number Slevin“. Beide hier völlig unbekannt, laufen nicht im Kino, wenn dann doch irgendwann einmal, dann nur eine Woche, weil das Material keinen Konventionen entspricht. Während der Thriller mit Bruce Willis aber bis zum Ende seine Genialität aufrechterhalten kann, verliert „Revolver“ im letzten Viertel des Films deutlich, und es ist ungemein schwer für den aufmerksamen Zuschauer, die Handlung vollkommen zu verstehen, denn irgendwann hat man vor lauter Wendungen den Durchblick verloren. Das mag natürlich auch am harten Originalton liegen, denn gangsterenglisch ist wirklich hart zu verstehen. Es ist auch nicht ganz klar, wohin die Reise gehen soll...ein Actionfilm ist es sicher nicht, obwohl eine Menge recht blutiger Schießereien vorkommen, ein Thriller schon eher, wobei hierfür die Spannung nicht wirklich ausreicht. Es ist aber auch keine Gangsterkomödie Britischer Machart wie beispielsweise „Snatch“, obwohl Guy Ritchie für beide Filme verantwortlich ist und der Soundtrack eindeutig seine Wurzeln auf der Insel hat. Was also ist „Revolver“?
Irgendwie ein Rachefilm unkonventioneller Machart. Nach sieben Jahren wird Jake Green aus dem Gefängnis entlassen, dort saß er zu Unrecht, dort bildete er sich weiter, dort erfand er die Formel für den perfekten Betrug. Was will ein Mann der eine Strafe verbüßt, für die er nichts kann? Genugtuung. Der Gegenspieler und die Wurzel allen Übels ist der Casinobesitzer Macha, ein typischer Gangster. Macha wird zum Ziel eines perfiden Plans, den Green zusammen mit den beiden undurchschaubaren Figuren Avi und Zach ausführt. Es ist aber niemals klar, wer eigentlich die Fäden in der Hand hat, und schnell sind wir bei einem Film aus der Richtung von „Für eine Handvoll Dollar“, denn alle Parteien werden irgendwie gegeneinander ausgespielt. Das Ende läßt den Zuschauer recht ratlos zurück, der Bildschirm wird schwarz, es gibt keinen Abspann. Zwar erklärt Green aus dem Off ab und an gewisse Hintergründe, doch erhellend ist das nur bedingt. Mancher Dreh ist einfach zu verwirrend.
Man ist ja schon allerhand gewöhnt, wenn es um den modernen Gangsterfilm geht, und um alle Zweifel auszuräumen, schlecht ist der Film auf gar keinen Fall. Wie auch, Jason Statham - mit fieser Langhaarfrisur - hat die Hauptrolle, Ray Liotta spielt seinen Opponenten, da kann eigentlich unter der bewährt stilsicheren Regie von Ritchie nichts schiefgehen, zumal auch hier wieder eine große Zahl skurriler Figuren mitwirken darf. Schöne Bilder, geschmackvoller Soundtrack, blutige Feuergefechte...aber dann kommt eine längere Szene in einem Fahrstuhl, und von da an geht es bergab mit der Logik. Sicher macht der finale Twist Sinn, aber bis dahin hat man das Interesse ein wenig verloren. Was bleibt, ist ein sehenswerter Film über Betrug, Gaunereien und Schach, und wenn man das Genre des Gangsterfilms im allgemeinen mag, dann fühlt man sich hier zu Hause. Alle anderen mögen vorsichtig sein, denn lustig ist der Film zu keiner Sekunde. Weiteres Material zum Thema des Films rund um Lug und Betrug findet sich bei Niccolo Macchiavelli und seinem Standartwerk „Der Fürst“ – für den Revolver knapp noch 8/10