Review

Erst Haie vor Mallorca, nun ein Tsunami vor Sylt. Das Gute an der Sache: Die Pro7-Produktion hängt die RTL-Gurke locker ab. Das Schlechte: Auch Pro7 vermag es nicht, das für sich genommen interessante Szenario voll auszureizen.
Warum dies nicht gelingt? Winfried Oelsners Mix aus Katastrophenthriller, Acton und den üblichen zwischenmenschlichen Drama-Elementen bleibt zu inkonsequent. Keines der Elemente kommt voll zur Geltung, vielmehr verliert sich "Tsnumai" inbesondere zu Beginn in furchtbarem Kitsch, Klischees und überziegen agierenden Darstellern. Mitunter schon unfrewillig komisch ist hierbei Hauptdarsteller Kristian Kiehling anzusehen. Highlights sind ohne Zweifel seine kämpferischen Fähigkeiten und Aktionen - ein echter Heidenspass diesem Diletantismus des Surfer-Hemdchens beizuwohnen! Anja Knauer spielt insgesamt recht ordentlich, fällt aber in erster Linie durch ein Muttermal links des Mundes auf. Außerdem wirkte sie in ihrer Rolle zu jung auf mich. Wenn auch furchtbar klischeehaft, so agiert Dan van Husen im Part des Bösewichts mit Abstand am überzeugendsten. Doch muss auch er mit einer penetranten Überzeichnung seiner Rolle kämpfen, denn so bilderbuchartig finster ist wohl selbst der größte reale Fiesling nicht. Seine Motivation zum Auslösen der Beinahe-Katastrophe bleibt darüberhinaus zumindest zweifelhaft und wirkt eher so, als hätte man drehbuchseitig dringend einen Auslöser gesucht - und nicht gefunden.

Neben zahlreichen Klischees und Kitschelementen in der Story hat "Tsnumai" aber noch mit anderen Problemen zu kämpfen: So hätte man die Katastrophe ruhig etwas mehr zum Zuge kommen lassen können und im weiteren sollte auch ganz schnell der Tonabmischer seine Kündigung erhalten. Wie kann bei einer professionellen Produktion bitte die Geräuschkulisse lauter abgemischt sein als die Dialoge? Die Konsequenz in Form schwer verständlicher Dialoge ärgerte mich am meisten, weswegen es dafür auch kräftig Punktabzug meinerseits gibt. Die trotz der titelgebenden Welle eher schwache Action - über die lächerlichen Endlosmagazine will ich garnicht erst herziehen - tut im Einklang mit den mäßigen Leistungen Kristian Kiehlings und den dämlichen Nebencharakteren ihr übriges zum finalen Stoss ins Wertungsmittelmaß.

Letztlich weniger ärgerlich als RTLs "Haialarm auf Malle", dennoch ists schlussendlich eher ein sprichwörtlicher Schss ins Meer. Schade, um das nette Szenario, das einen nüchternere, weniger unglaubwürdigere Aufbereitung verdient hätte...

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