Review

Einmal mehr kündigte der selbsternannte Großmeister, der aus Deutschland auszog um Hollywood zu erobern, an, dass sein neuester Film nun endlich der internationale Kracher nicht auszumalender Güte werden würde.
Das Ende der Geschichte ist längst bekannt, der grandiose Flop am amerikanischen Boxoffice legendär und die schwierige internationale Vermarktung in aller Herren Länder nun auch kein Geheimnis mehr. Uwe Boll („House of the Dead“, „Alone in the Dark“) ist und wird auch kein „Spezialist für Spieleverfilmungen“ mehr, findet sich aber mit überschätzten Kollegen wie Paul W.S. Anderson („Resident Evil“, „AVP: Alien Vs. Predator“) in guter Gesellschaft.

Dennoch muss man seine inszenatorischen Fortschritte bei „Bloodrayne“ konstatieren. Ich kenne die Game-Vorlage nicht, weswegen ich auch keine großartigen Vergleiche ziehen kann, doch das Ergebnis sieht überraschend professionell aus und ist ein klarer Fortschritt zu „Alone in the Dark“. Ins Kino würde ich auch diesen Film nicht entlassen, aber als teure DTV-Premiere (immerhin fast 20 Millionen Dollar Budget) allemal die Tauglichkeit bescheinigen, denn Boll ist tatsächlich erwachsener geworden.

Gleichzeitig steht er sich aber auch wieder ständig im Weg, weil er sich selbst für einen guten Filmemacher hält, anstatt beim Produzieren zu bleiben, was ihm offensichtlich mehr liegt.
Denn „Bloodrayne“ ist zuallererst mal ein düsteres Fantasymärchen, das im schwarzen Sud ersäuft. Tageslicht oder eine zumindest mal ansatzweise aufgehellte Szenerie will Boll nicht zeigen. Seine penetrant zu viel Hintergrund verschluckenden Bilder strahlen aber weder die phantastische Aura noch die gruselige Endgültigkeit des Genres aus. Es ist eben alles nur spärlich erleuchtet, aber Atmosphäre will deswegen nie und nimmer entstehen und das wirkt sich katastrophal auf so einen Genrefilm aus.

Denn die müde Story plätschert zusätzlich sehr überraschungsarm vor sich hin, indem sie das Publikum nach Rumänien ins 18. Jahrhundert entführt, wo der finstere Vampirlord Kagan (nach „A Sound of Thunder“ schon wieder unglaublich mies: Ben Kingsley) herrscht und nach Artefakten Ausschau halten lässt, die aus ihm einen unverwundbaren Supervampir machen könnten. Dazwischen saugt er eben Jungfrauen aus und zeigt sich allgemein mustergültig boshaft.
Gleichzeitig hat es jedoch die junge Rayne (ausreichend sexy: Kristanna Loken, „Panic“, „Terminator 3: Rise of the Machines“) als unter speziellen Vorzeichen geborene Vampirin mit besonderen Fähigkeiten, die sie als sonderbares Freakwesen eines Wanderzirkus begehrt machen, auf ihn abgesehen. Vergewaltigte und tötete Kagan doch einst ihre Mutter. An ihrer Seite tummeln sich bald drei Vampir-Jäger, die ihr hilfreich zur Seite stehen. Das war es vom Inhalt her und so interessant, wie sich das liest, ist das auch umgesetzt. Keinerlei Spannung, kein wirklicher Sinn, aber immerhin eine geringe Laufzeit von gerade einmal 90 Minuten. Deswegen fällt das dünne Skript auch nicht ganz so auf.

Wohl auch deshalb ist Uwe Boll stets darum bemüht sich in die nächsten blutrünstigen Kämpfe zu retten, wo Olaf Ittenbach dann sein Handwerk gleich literweise verrichtet, was erst in der unrated Fassung in voller Blüte zur Geltung kommt, wenn das Kunstblut in rauen Mengen fließt.
Die Schwertkämpfe sind derweil leider erwartend schwach und eher ein Fall von geschickt zusammengeschnitten anstatt gut choreographiert. Flüssige, geschmeidige Bewegungsabläufe sollte man hier jedenfalls keine erwarten, zumal die Darsteller ohnehin auf diesem (und diversen anderen) Gebieten nicht mit Talent ausgestattet worden sind. Man schnetzelt zwar regelmäßig, herzlich und erbarmungslos, notfalls auch mal Unschuldige, aber berühren diese Blutfontänen den entspannten Zuschauer eigentlich wenig bis gar nicht.

Eins der größten Probleme von „Bloodrayne“ ist seine fatale Fehlbesetzung. Boll castete im Wahn mal wieder alles was seinen Namen für ein paar Dollars hergab, auch wenn sie in so einem Film nichts zu suchen haben. Der recht amüsante Miniauftritt von Billy Zane („Dead Calm“, „Vlad“) passt noch und würde Kingsley nicht über alle Maßen schlecht schauspielern (Man könnte ihm glatt Absicht unterstellen...) könnte man ihn auch noch akzeptieren, aber Michael Madsen („Reservoir Dogs“, „Kill Bill“), der nicht so ganz nüchtern dreinschaut, und Michelle „Ich gucke immer so angepisst“ Rodriguez („The Fast and the Furious“, „Resident Evil“) passen als Vampir-Jäger leider gar nicht ins Geschehen und sind zwei absolute Stimmungskiller, weil beide Gesichter inklusive deren bekannten Spielweisen sich kaum in die Fantasywelt einfügen lassen. Bolls Taktik, aufgrund finanzieller Einsparungen die Schauspieler erst kurz vor Beginn der Dreharbeiten zu verpflichten, erweist sich hier wieder als Mängelursache. Schier keiner vor Ort, der sich auf seine Rolle vorbereitet hatte. Emotionen sind allen grundsätzlich fremd und Sympathien erlangt auch niemand, höchstens durch die Rollenvorgabe und Kleiderwahl.

Von Spannungsaufbau während dessen natürlich keine Spur. Aber das ist man von Boll ja auch nicht anders gewohnt. Dafür ist sein Umgang mit der Kamera jetzt souveräner. Unpassende Verspieltheiten kann er sich dennoch nicht verkneifen und die Protagonisten aus dem Hubschrauber immer wieder beim Ritt über endlose Wiesen zu zeigen, zeugt nun auch nicht gerade von Kreativität.
Dafür fängt er sein dieses Mal deutlich teureres Interieur geschickter ein. Die Farbfilter sind passend gewählt, das Intro mit den Barock-Gemälden für seine Verhältnisse geradezu kunstvoll und das Gesamtbild scheint, abgesehen von der unmotivierten Sexszene (mit dem blassen Matthew Davis, „Blue Crush“, „Into the Sun“), in der penetrant auf Kristanna Loken Hupen gehalten wird, aus einem Guss. Keine wilden Auswüchse diverser Stilmittel mehr, auch wenn das Finale etwas schnell geschnitten worden ist. Selbst die Maskeneffekte der Verwandlungen sehen soweit professionell aus, wohingegen die miese CGI-Falle mit den ratternden Messerrädern dann schon wieder ein Ausfall war.

Aufgefüllt mit etwas Intrigenspiel zwischen den lokalen Herrschern, der Suche nach den Artefakten, Konfrontationen mit eigenartigen Figuren, peinlichen Locations (Meat Loaf und sein Vampir-Etablissement, die miese getrickste Sequenz im Kloster) und einer Schlacht, die eigentlich eine Hinrichtung ist und nie gezeigt wird, kann „Bloodrayne“ sich mit einem soweit soliden Tempo dabei ein gewisses Unterhaltungsmaß bewahren ohne komplett in die Abgründe von „Alone in the Dark“ abzurutschen oder aber einige Handlungslücken zu schließen.
Dies ist tatsächlich bisher Bolls bester Film und auch wenn er etliche Mängel mit sich bringt, ärgert man sich hinterher nicht über die verbrachte Zeit. Der Wiedersehwert ist zwar gering, weil die lahme Story echt am Allerwertesten vorbeigeht, doch gemessen an den niedrigen Erwartungen und den Vorgängerfilmen reicht es gerade noch zum gemäßigten Durchschnitt.


Fazit:
Der einfallslose Score dümpelt eintönig, der Plot plätschert zwar linear aber genauso einfältig ohne Highlights vor sich hin und die Riege durchweg bekannter Gesichter hat nur wenig mehr zu tun, als seine Texte aufzusagen und in den Kampfszenen an der richtigen Stelle zu stehen. Ja, auch aus „Bloodrayne“ ist kein guter Film geworden und dennoch ist er für Boll ein Fortschritt. So wenig er immer noch von Spannung, Atmosphäre, Actionchoreographie und Schauspielerführung versteht, umso erfreulicher lässt sich feststellen, dass er nun endlich einigermaßen sinnvoll inszeniert, soweit glaubwürdige Sets (Wobei ohnehin viel von der Dunkelheit verschluckt wird) kreieren kann und ein gewisses Potential als Filmemacher offenbart, um diesen goutierbaren Fantasyflick auf Kurs zu halten. Für Fans solide heruntergerissener, aber auch langatmiger Videothekenware damit einen Blick wert. Nur die Idee mit dem Kinofilm sollte Uwe Boll nun bitte endgültig begraben. Sein Ruf ist nicht zu unrecht ruiniert und er kann nur noch weiterhin verlieren. Ich bleibe da doch lieber bei den stylishen, modernen Vampir-Actionvarianten wie „Underworld“, „Blade“, deren Sequels und hoffentlich auch „Ultraviolet“. Immerhin ist die Loken sehr ansehbar *gg*.

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