Review
von Leimbacher-Mario
Vampiros Lesbos Neonpunkos
Tony Scotts Quasi-Regiedebüt "The Hunger" hat sich in der Gothic-Punk-Vampirszene zu einem kleinen, blutigen Kulthappen gemausert. David Bowie, ein extrem cooler Stil, die heiße Lesbenszene zweier der größten Schauspielerinnen aller Zeiten, der pulsierend-romantische Soundtrack - man versteht warum der Film in Szenekreisen gut ankam & sich nach seinem anfänglichen Flop doch noch rehabilitierte & Fans fand. Selbst wenn ich ihn persönlich eher als fad & zu kalt aufnahm, er mich nicht durchgehend flashen konnte. Unverständlich & schade das es weltweit keine Blu-ray gibt ist es in jedem Fall. Gerade wenn man die Schönheit des Films betrachtet. Die traumähnliche & etwas verschwurbelte Story handelt von einem lässigen Vampirpärchen (Deneuve + Bowie) in New York, dass sich mit unausweichlichen Themen wie Unsterblichkeit, der wahren Liebe & erotischer Anziehung/Abhängigkeit konfrontiert sieht...
Audiovisuell ist "Begierde" 80s pur & zwar die beste Seite des Jahrzehnts. Hier beweist der leider viel zu früh verstorbene Tony Scott eindeutig, was für ein Auge, Gespür für Licht & Schatten, Geschmack er hatte. Kein Wunder, dass der Film die Neopunk-Szene nachhaltig beeinflusst hat. Viel besser & anders sah der "Blade Runner" seines großen Bruders Ridley Scott auch nicht aus. Sein Look ist DIE riesige Stärke des Films, zusammen mit der prestigeträchtigen & abliefernden Besetzung. Deneuve, Sarandon & Bowie sind schon eine heiße Kombi. Das konnte nur höchst erotisch werden. Das Finale kulminiert zudem sehenswert & die angestoßenen Gedanken zum Thema Verbundenheit, Abhängigkeit & Unsterblichkeit kann/muss man für sich weiterspinnen. Insgesamt machte sich jedoch trotz all diesen tollen Ansätzen schnell Enttäuschung & Leere breit.
Alles wirkt extrem behäbig & unterkühlt (was ja immerhin zu Vampiren passt), teilweise aufgesetzt cool & viel hohler als er meint zu sein. Eher Modenschau als Poesie. Beides zu vereinen schafft er selten. Meistens hat er stark Schlagseite zum optischen Glanz. Die etlichen Jumpcuts & Rückblenden, Neonlichter & Nebel, Schulterpolster & tiefen Blicke laufen ärgerlich ins Nichts. Feeling ist da, Inhalt bleibt auf der Strecke. Von wirklicher Unterhaltung oder gar Spannung ganz zu schweigen. Viel mehr romantische Erotik als fesselnder Horror. Für Vampirfans ist zumindest einmal Sehen dennoch ein Muss. Trends sagte "The Hunger" nämlich eindeutig voraus & er ist eine coole, sexy Träumerin von Film.
Fazit: einmal mehr gilt für Tony Scott: Style over Substance. Trotzdem ist die sexy Vampir-Träumerei einfach zu hübsch, cool & stilprägend, um ihn schlecht zu bewerten. Trotz hypnotischer Langeweile & wenig Biss.
P.S.: Und wenn nichts mehr hilft: Willem Dafoes erster Kinoauftritt!