Autor und Regisseur Robin Aubert hat einen sehr merkwürdigen Film kreiert.
Es geht mehr oder minder ums Klonen, aber so unkonventionell wurde das Thema wohl noch nie verpackt.
Da lohnt sich das Ansehen schon aufgrund diverser skurriler Momente, wenn auch die Story etwas verwirrend und zugleich behäbig daherkommt.
Saint Martyrs heißt das abgelegene, ländliche Dörfchen, in dem Journalist Flavien und Fotograf Armand das regelmäßige Verschwinden von Einwohnern untersuchen sollen.
Kaum dort angekommen, verschwindet Armand spurlos. Auf der Suche nach seinem Kollegen kommt Flavien einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das auch mit ihm persönlich zu tun hat.
Aubert liefert besonders zu Beginn ein paar witzige Einfälle, wie die Frau mit den drei Brüsten oder dem gefakten Titelblatt der neuesten Zeitungsausgabe „Affenmensch heiratet dreibeinige Transe“.
Dann folgen wir der surreal anmutenden Reise Flaviens, der auf zahlreiche absurde Figuren stößt: Eine Geisterbraut (leicht verwest), die doppelten Malvinas an der Rezeption seiner Absteige, eine silikonverseuchte Truse in einem Diner, die ausschließlich in pinker Unterwäsche herumläuft, ihr mongoloider Sohn, der sich mit seinem Teddy unterhält und eine Frau, die auf der Weide zwischen Kühen auf ihrer E-Gitarre (plus Verstärker!) klimpert.
Da bleibt zuweilen kein Auge trocken, denn einige Szenen sind herrlich grotesk, dass man meinen könnte, ein naher Verwandter von Helge Schneider hätte Ideen mit eingebracht.
Allein der Anblick einer molligen Solotänzerin im Ballettkleid in einer usseligen Absteige oder der kleine Lebensmittelladen, in dem ein alter Kauz nur auf einem Stuhl sitzt und in regelmäßigen Abständen laut loslacht, sind kleine Höhepunkte der etwas anderen Unterhaltungsart.
Ansonsten sollte man „Saint Martyrs“ aber nicht als reinen Berieselungsfilm angehen, denn da könnte man leicht den Faden verlieren.
Die Spannung des Ganzen wird dadurch erzeugt, indem man sich als Zuschauer alle Gegebenheiten zusammenklamüsern muss und das mit Zeitsprüngen, doppelten Personen und plötzlichen Schauplatzwechseln.
Die Auflösung ist aber nachvollziehbar, sofern man zuvor fein aufgepasst hat.
Etwas problematischer ist es dann mit der Form der Darbietung, da Aubert nach einiger Zeit ein wenig die Luft ausgeht. Nicht, dass vorher Tempo drin war, aber die pfiffigen Ideen sucht man in der letzten Hälfte nahezu vergebens.
Aubert schwelgt in seinen Bildern und verlässt sich zu sehr auf die unwirkliche Atmosphäre, die durch die blassen Farbfilter auf Dauer etwas ermüdend wirkt, was übrigens auch auf das eindimensionale Spiel des Hauptdarstellers zutrifft.
Besonders in der letzten Dreiviertelstunde kommt nichts entscheidend Neues hinzu, was den Film bereichert hätte.
Dennoch muss man dem Streifen einen gewissen Mut konstatieren, sich dem flotten Mainstream zu widersetzen und stattdessen mit markanten Gestalten und denkwürdigen Szenen aufzuwarten.
Dass diese Mixtur nicht jedermanns Sache sein dürfte, ist klar.
Wer aber zwischendurch mal einen bizarren Trip wagen möchte, sollte volle Aufmerksamkeit und Lust auf Unkonventionelles mitbringen.
6 von 10 Punkten