Der im Jahre 1958 veröffentliche Spielfilm „Macabre“ war nach vielen Auftragsarbeiten das erste wirklich eigene Projekt von US-Regisseur, -Produzent und Marktschreier William Castle („House on Haunted Hill“, „Schrei, wenn der Tingler kommt“). Noch viel mehr ein Kriminalfilm mit Grusel-Stilelementen denn Horrorfilm, entwickelte Castle für „Macabre“ bereits seine ausgetüftelte Vermarktungsstrategien, die als „Gimmicks“ in die Filmgeschichte eingingen und Castle zu ungeheurer Popularität verholfen. In diesem Falle schloss Castle eine Versicherung ab, die jeden, der beim Kinobesuch an einem Herzschlag stirbt, mit 1.000 Dollar absichert.
Erzählt wird eine verschachtelte Geschichte um Kleinstadtarzt Dr. Rodney Barrett (William Prince), der sowohl seine Ehefrau als auch seine Schwägerin verloren hat. Die Dorfgemeinschaft gibt ihm die Mitschuld an deren Ableben. Eines Tages erhält er zu allem Überfluss einen anonymen Anruf, der ihn darüber in Kenntnis setzt, dass seine 5-jährige Tochter entführt und lebendig begraben wurde und nur noch Luft für fünf Stunden hat. Zusammen mit seiner Sprechstundenhilfe begibt sich Barrett auf die verzweifelte Suche nach seiner Tochter…
„Macabre“ sieht man sein karges Budget, für das Castle dennoch sein Haus verpfänden musste, sofort an. In recht deutlich als solche erkennbaren Studiokulissen spielt sich die Handlung ab, oftmals behaftet mit dem Charme einer Theaterinszenierung. Eine Wonne jedoch ist die Einbettung von typischen Gruselfilm-Elementen, an Kunstnebel wird nicht gespart, der Friedhof ist zentraler Ort des Geschehens, Skelette und Knochen sind obligatorisch, die Stimmung bemüht düster und einige Schrecksekunden und Ideen tatsächlich makabrer Natur. Etikettenschwindel kann man dem guten William also nicht vorwerfen.
„Macabre“ besitzt noch nicht ganz die Klasse folgender Castle-Werke. Mit seinen Rückblenden und der Vielzahl in den Raum geworfener Namen von Charakteren, die man erst später kennenlernt, gerät der Erzählfluss, der letztlich in einer bösen Pointe mündet, bisweilen ins Stocken. Die Darsteller drohen spätestens während der Friedhofsaufnahmen vom Interieur erstickt zu werden und spielen mit für die Zeit und diese Art von Filmen typischer Theatralik dagegen an. Ein bekannterer Name dürfte der des Hauptdarstellers William Prince sein, der in zahlreichen TV-Serien sowie Filmen wie „Die Frauen von Stepford“, „Network“ und „Achterbahn“ mitwirkte. Der düstere „Comic noir“-Touch indes behält stets die Oberhand und weiß zu gefallen: Castle verbindet den Noir-Fatalismus mit dem Stil comicartiger Moritaten.
Nun wird sich aufgrund dieses Films ganz sicher niemand zu Tode erschrecken, ein an der Geschichte des Event-Kino-B-Movies im Allgemeinen und insbesondere natürlich an Castles Œuvre im Speziellen interessiertes Publikum wird aber seine Freude an diesem Grundstein für die hiermit losgetretene Erfolgsgeschichte des kurzweiligen, augenzwinkernden, unschuldig-naiven Genrefilms des sympathischen Filmmachers haben.