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„Jumpin‘ Jack Flash“ verhalf 1986 gleich zwei Frauen zum Durchbruch: Die zuvor vor allem als Schauspielerin tätige Penny Marshall legt mit ihrem Spielfilmdebüt den Grundstein für eine weitere Regiekarriere, während Hauptdarstellerin Whoopi Goldberg damit zur gefragten und kommerziell einträglichen Kinokomikerin avancierte.
Die Bankangestellte Terry Doolittle ist ein typischer Whoopi-Goldberg-Charakter: Eine Malocherin, die auch in unpersönlichen und rauen Kontexten Zwischenmenschliches hochleben lässt. Hier ist es eine Bank, für die Terry internationale Geschäfte tätigt, wobei sie nicht nur für die Kollegen im Büro da ist, sondern auch persönliche Gespräche mit den Kunden überall auf der Welt via PC führt. Ihrem Chef James Page (Peter Michael Goetz) ist das ein Dorn im Auge, denn der möchte sie – ganz im Sinne der Dienstleistungsphilosophie der 1980er – eigentlich nur als menschliches Computer-Pendant sehen.
Das profane Umfeld des Bankeralltags konfrontiert „Jumpin‘ Jack Flash“ dann mit seinem Gegensatz, der aufregenden Welt des Agentenbusiness. Auf ihrem Computer erhält Terry eine Nachricht von jemandem, der den Codenamen Jumpin‘ Jack Flash verwendet und sich als britischer Spion ausgibt, der in Osteuropa festsitzt und vom KGB verfolgt wird. Er beauftragt sie den Schlüssel für seinen Code zu finden, was nach einer Nacht ausgiebigen Hörens des entsprechenden Songs der Rolling Stones auch zum Erfolg führt – „Jumpin‘ Jack Flash“ ist auch ein musikalischer Film, der seine Heldin als Pop-Fan einführt und dann noch einen entsprechenden Soundtrack mit Songs von Bands wie Bananarama, The Pointer Sisters und Aretha Franklin besitzt, der nicht nur die Hauptfigur charakterisiert, sondern sich auch prima verkaufen lässt.

Terry chattet mit Jack nach der Code-Entschlüsselung und der gibt ihr eine Nachricht fürs britische Konsulat, die dort auf taube Ohren stößt. Da Terry dies jedoch verdächtig vorkommt, hilft sie Jack weiter und sucht auf eigene Faust nach Wegen um Unterstützung für dessen Rückkehr anzuleiern…
Hinter der Kamera bei „Jumpin‘ Jack Flash“ zogen auch ein paar Actionveteranen die Strippen: Joel Silver und Lawrence Gordon produzierten den Film gemeinsam, mit Cutter Mark Goldblatt und dem Autor Steven E. de Souza, der ungenannt das Script von David Franzoni, Charles Shyer, Nancy Meyers und Chris Thompson überarbeitete, waren zwei ihrer engen Compagnons an dem Film beteiligt. Doch trotzdem hält sich „Jumpin‘ Jack Flash“ in Sachen Schauwerte zurück, hat mal einen Mord hier oder eine kleine Fluchtsequenz dort zu bieten. Meist steht das doch im Dienste des Spannungsaufbaus und/oder der Komik. Etwa wenn Terry in einer Verkleidung im Tina-Turner-Style einen Ball infiltriert, dort ein Gerät an einem PC anbringt und erst beinahe entdeckt, was in der Folge dazu führt, dass ein Reißwolf Teile ihres Kleides verschluckt. Oder wenn die Schurken sie in einer Telefonzelle durch die Stadt schleifen, die am Greifarm eines Abschleppwagens befestigt haben.
Wer „Jumpin‘ Jack Flash“ noch als ulkige Goldberg-Komödie für die ganze Familie von früheren Fernsehabenden kennt, der dürfte beim Anhören der Originaltonspur etwas verdutzt sein: Terry flucht schon recht heftig, da fällt öfter mal das Wörtchen „fuck“ und das eine oder andere „motherfucker“. Hin und wieder geht es auch in den Slapstickbereich, urkomisch in jener Szene, in der eine von Wahrheitsserum bedröhnte Terry in einem Schönheitssalon landet. Allerdings sind solche Knaller Einzelstücke, meist ist „Jumpin‘ Jack Flash“ trotz Terrys Kodderschnauze doch ein eher harmloses Komödchen, dessen Gagtrefferquote im mittleren Bereich anzusiedeln ist: Öfter gibt es was zu Schmunzeln, aber die großen Brüllen lassen auf sich warten.

Immerhin ist „Jumpin‘ Jack Flash“ der Testlauf, der Goldbergs spätere Starpersona etablierte: Nie um einen frechen, oft auch unflätigen Spruch verlegen, vorlaut, abenteuerlustig, aber trotzdem alledem menschlich und mitfühlend, was ihr Konflikte mit Schurken und Bürokraten einbringt. Whoopi Goldberg spielt die Rolle dann auch mit Verve, dass man schon verstehen kann wie daraus ein Erfolgsrezept gestrickt wurde. Daneben muss sich der Rest der Belegschaft mit besseren Stichwortgeberparts zufrieden geben, selbst bei bekannteren Gesichtern: Egal ob James Belushi als zwielichtiger Techniker und Spion, Jeroen Krabbé als Kollege Jacks, Jon Lovitz und Carol Kane als Kollegin Terrys oder Annie Potts als hilfreiche Ehefrau eines Agenten – jeder hat zwar ein bis zwei markante Szenen, die aber nur Gastspiele bleiben.
Dieses Ensemble hetzt Penny Marshall durch eine flotte, aber nicht sonderlich komplexe Spionage-Comedy, weshalb die Größe des Autorenteams hinter diesem Film doch etwas verwundert. Die Bösewichte erkennt man so sehr an der Nasenspitze, dass sowohl der Zuschauer als auch Terry sofort Verdacht schöpfen, die Bedrohung Jacks wirkt trotz des Mordes an Mitagenten zu unkonkret und große Überraschungen bietet der Plot bei der Verbindung der Tiraden und Slapsticknummern nicht. Dank des hohen Tempos fällt das wenig auf, aber das angerissene Agentengenre groß gegen den Strich bürsten oder gar Agentenfilmflair aufzukommen zu lassen – das gelingt „Jumpin‘ Jack Flash“ nicht.

Doch die Besetzung ist gut, einige Gags sitzen richtig gut und der Clash zwischen biederer Bankenwelt und aufregendem Spionagekosmos hat ein paar gute Ansätze, auch wenn letzteres Genre leider zu wenig bedient wird um wirklich was draus zu machen. Als Etablierung von Whoopi Goldbergs Starpersona eh interessant und kein Film, dem man groß böse sein kann, aber auch keiner, der irgendwie groß hängenbleibt.

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