Basketball als sozialer Vorreiter
Sportfilme gibt’s viele. Basketballdramen auch ein paar. Underdogstories gibt’s auch viele. Und Filme mit gesellschaftlich-sozialen bis gar politischen Komponenten a la „Hidden Figures“ oder (um im Genre zu bleiben) „Coach Carter“ oder „Remember the Titans“ sind ebenso vorhanden. Und doch hat mich „Glory Road“ in all diesen Beziehungen überrascht, überzeugt und übermannt. Authentischer Bball, gute Gruppendynamik und ein schönes Zeitkolorit samt souligem Soundtrack sorgen für tolle 120 Minuten. Erzählt wird die wahre Geschichte eines wenig erfolgreichen texanischen College-Basketballteams, dessen neuer Trainer nicht nur bisher eher im Damensport unterwegs war, sondern das Team auch mit einigen schwarzen Spielern von der Straße ausstattet, was zur damaligen Zeit alles andere als normal war und nicht nur für positive Stimmung, Furore und Reibung sorgte, innerhalb des Teams als auch bei den Konkurrenten und allgemein der amerikanischen Gesellschaft und der Einschätzung des Sports, der Leistungsfähigkeit schwarzer Basketballer…
„Glory Road“ sieht zuerst schonmal besser und authentischer aus als seine Konkurrenz. Die 60er werden sehr chic getroffen, mit weit mehr als nur einem Farbfilter. Die Musik stimmt, die Klamotten stimmen, die Klischees stimmen. Dazu passt die Gruppenchemie sehr gut, die jungen Darsteller erfüllen ihren Job stark, nur Josh Lucas als weißer Coach wackelt manchmal in die overactende Richtung. Ansonsten ist das durch die Bank mitreißend und glaubhaft. Dann kommen die Basketballszenen, die super und intensiv, realistisch und übersichtlich dargestellt werden. Keine Selbstverständlichkeit. Und dann werden einem - ohne predigend oder kitschig zu werden - die Ausmaße und Auswirkungen dieses Spiels klar, auch auf zukünftige Generationen und die Sportart allgemein bis heute. Sogar selbst auf die amerikanische Gesellschaft, den damaligen Zeitgeist und die unaufhaltsame Entwicklung, die durch solche Ereignisse zum Glück angestoßen wurde. Und so setzt sich ein zugängliches Puzzle zusammen, dessen Summe größer und wichtiger ist als seine Einzelteile, die man eigentlich alle schonmal irgendwo gesehen hat. Manchmal alleinstehend vielleicht sogar besser. Aber eventuell nie in dieser effektiven Kombi, zumindest was Basketball (aus Hollywood und außerhalb von Dokus wie „Hoop Dreams“) betrifft.
Fazit: nicht vom generischen deutschen Titel verunsichern lassen - „Glory Road“ ist einer der besten, gesellschaftlich wichtigsten und stilsichersten Basketballfilme aller Zeiten. Nicht mehr, nicht weniger.