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Mal ehrlich – Wer hat "Shrek“ nach dem Erscheinen der ersten Pressefotos nicht für einen Kinderfilm gehalten?
In Wirklichkeit jedoch ist "Shrek“ ein echtes Anarcho-Märchen, auch wenn FSK (welche den Film ohne Altersbeschränkung freigab) und Kinobetreiber (welche ausschließlich Werbung für Kinderfilme ins Vorprogramm setzten) dies anscheinend nicht verstanden haben. Denn Kinder werden vermutlich wenig Verständnis für die schonungslose Abrechnung mit altbekannten Märchen und neuen Disney-Filmen haben; im Gegensatz zum jugendlichen und erwachsenen Zielpublikum.
Denn man merkt "Shrek“ an, dass sich Dreamworks-Mitgründer Jeffrey Katzenberg an Disney rächen wollte, nachdem er dort auf übelste Weise abgesägt wurde. So sind die ständigen Anspielungen auf das Gesinge in Disney-Filmen einer der gelungensten Running Gags des Films. Und wenn die Stadt des bösen Despoten Lord Farquaard in jedem Detail an Disneyworld (Stichwort: It's a small world) erinnert, grinst man mindestens ebenso hämisch wie Katzenberg es wohl angesichts von "Shrek“ getan hat. Ebenso sind mir als Disney-Laie direkte Anspielungen auf Schlüsselszenen diverser Maus-Filme aufgefallen (wie viele Szenen wohl Kenner wieder erkennen werden).
Aber auch Märchen allgemein bekommen ihr Fett weg; unheimlich komisch die Szene, in der Titelheld Shrek das Ablegen von Schneewittchens Sarg mit "Die tote Braut hat auf dem Tisch nichts zu suchen!“ kommentiert.
Auch die Anfangsszene, in der man Shreks Alltag, erlebt ist ein echter Brüller: Sie ist einerseits eine Karikatur des eigenen every-day-buisness, zum anderen sonnt sich der Film in Hässlichkeit seines Helden. Unterlegt wird die Szene dann nach mit dem Song "All Star“ von Smash Mouth.
Wenn man natürlich ein breites Filmwissen besitzt, macht "Shrek“ gleich doppelt Spaß. Bei Ansehen der Folterungen des Lebkuchenmännchens und des magischen Spiegels fallen einem Unmengen von Filmen ein, die durch diese Szene parodiert werden. Und wenn Shrek ganz "Forrest Gump“-mäßig Oger mit Zwiebeln vergleicht fallen die Kommentare seines besten Freundes, eines sprechenden Esels, bei weitem nicht so mitfühlend aus, wie die Entsprechungen aus dem Tom-Hanks-Film. Und die Geschichte des sympathischen Losers (in diesem Fall Shrek), der sich in das beliebteste Mädchen (in "Shrek“: Prinzessin Fiona) verliebt, ist in Unmengen von Teenie-Komödien bereits auf "zivile“ Weise erzählt worden. Und, und, und...
Kritik muss ich allerdings auch üben: Zum einen eifert "Shrek“ dem Trend, öfter irgendwelche Furz- und Rülpswitze á la "Scary Movie“ oder "Rent a man“ einzubauen, nach. Doch im Gegensatz zu den beiden Beispielen passen sie bei "Shrek“ einfach nicht in den Film hinein.
Zum anderen fährt "Shrek“ den Humor zum Ende hin zugunsten der Liebesgeschichte zwischen Shrek und der Prinzessin zurück, abgerundet durch ein widerlich übertriebenes Happy End nach gängigen Hollywood-Standards. Denn hier kopiert "Shrek“ nur noch diverse Märchen, anstatt sie wie zuvor zu parodieren.
Dies stört zwar den Gesamteindruck etwas, aber trotzdem verdient "Shrek“ meiner Ansicht nach 8 von 10 Punkten.

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