Wegen der Erfolge von Tod auf dem Nil und das Böse unter der Sonne (und natürlich dem zuvor gehenden Mord im Orient-Express) indirekt fortgeführte Reihe um Peter Ustinov als die Verkörperung des Hercule Poirot; und trotz des Zuspruchs dort ursprünglich nicht mehr im Kino, sondern eingangs mit Mord à la Carte, Mord mit verteilten Rollen und Tödliche Parties jeweils als Telemovie über Warner Bros und CBS und entsprechend auch weniger gut von Beginn an situiert. Vier weitere Filme in vergleichsweise kürzerer Zeit von ebenso vier Jahren sollten demnach noch folgen, vier weitere Bearbeitungen nach Agatha Christie, von denen zumindest eine, nämlich eben dieser außenstehende und davon auch unabhängige Rendezvous mit einer Leiche vom Titel her und dem Bekanntheitsgrad des Romans auch durchaus gängig und namhaft, die Verfilmung nun durch Golan & Globus selber als Schlusslicht der 'Reihe' aber ebenso wenig bekannt und innerhalb der Hundertschaften an Bearbeitungen oder Variationen nach Christie auch verhältnismäßig untergegangen ist:
Auf dem Kreuzfahrtschiff in den Urlaub nach Palästina macht Hercule Poirot [ Peter Ustinov ] Bekanntschaft mit der Familie um Emily Boynton [ Piper Laurie ], die nach dem Tod ihres Mannes mit eigenen Kindern und Stiefkindern wie Nadine Boynton [ Carrie Fisher ], Lennox Boynton [ Nicholas Guest ], Raymond Boynton [ John Terlesky ], Carol Boynton [ Valerie Richards ], Ginevra Boynton [ Amber Bezer ] und auch noch dem Familienanwalt Jefferson Cope [ David Soul ] nach Qumran reist, um dort die Ausgrabungen zu besuchen. Mit bei der sowieso schon illustren Truppe sind auch noch die junge Ärztin Dr. Sarah King [ Jenny Seagrove ], die ein Auge auf einen der männlichen Sprösslinge geworfen hat und die Amerikanerin Lady Westholme [ Lauren Bacall ], der das ganze Theater eigentlich zu viel und unter der Würde ist. Bald ist jemand tot, und Colonel Carbury [ John Gielgud ] braucht dringend Poirots Hilfe.
"Du siehst doch ein, dass sie sterben muss?"
Die Worte wehten hinaus in die stille Nacht, schienen einen Moment in der Luft zu verharren und dann in der Dunkelheit hinunter zum Toten Meer weiterzuziehen.
Hercule Poirot, die Hand schon am Fenstergriff, hielt stirnrunzelnd inne. Dann machte er energisch das Fenster zu, um die schädliche Nachtluft auszusperren. Hercule Poirot war in dem Glauben erzogen worden, dass man die Luft von draußen am besten draußen ließ und dass insbesondere Nachtluft der Gesundheit höchst abträglich war. Er lächelte nachsichtig, während er penibel die Vorhänge zuzog und sich zu Bett begab.
"Du siehst doch ein, dass sie sterben muss?"
Merkwürdige Worte, die Hercule Poirot, seines Zeichens Privatdetektiv, da zufällig an seinem ersten Abend in Jerusalem belauschte. "Dass ich aber auch immer und überall an Verbrechen erinnert werden muss!", murmelte er bei sich.
Golan & Globus wagen einen etwas anderen Ansatz als Warner Bros und CBS, werden die Geschichten nicht wie dort und preislich günstiger in das Heute und Hier und Jetzt versetzt, sondern die originale Zeit behalten, die Dreißiger statt die Achtziger, was etwas mehr Wert auf Ausstattung und Dekoration voraussetzt und kostenintensiver ist. Auch der sonstige Aufwand ist leicht höher, die Verpflichtung anderer Darsteller wie Bacall, Gielgud, Fisher, Laurie, vielleicht noch Soul und Seagrove, wobei der ausführende Regisseur des Ganzen mit Michael Winner sicherlich noch die beste Wahl aus dem Fundus der israelischen Produzenten (wer sonst, Pyun? Zito? Norris?), aber halt trotzdem nur der Michael Winner ist. (J. Lee Thompson hätte es auch machen können, war aber recht mit Bronson okkupiert.)
So richtig viel besser als die vorherigen TeeVee-Bearbeitungen, derer zwei mäßig, einer ganz gut ist, sieht man übrigens nicht aus, etwas blass in den Farben, die bemüht werden, dazu auftoupierte Frisuren, immerhin sind die Zimmer hübscher und die Stätten etwas edler. Anfangs geht es auch noch auf die große Reise und dem Abklappern diverser Touristenzentren, ein Ausflug quer durch die halbe Welt und das alte Europa speziell, wobei man spätestens in Triest noch den Rest des Figurentheaters vorstellt und man dann per Kreuzfahrtschiff den festen Boden in Richtung Heiliges Land wieder verlässt.
Poirot, dem auf hoher See ganz anders und unwohl wird, bekommt dabei und dies als Vertreter des Zuschauers schon so einiges an Hintergrundinformationen und üblen Absichten einiger Beteiligter durch seine spitzen Ohren und dem Sein zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit, wird beizeiten und dies buchstäblich das Gift in die Gegend verspritzt, dies aber auch andauernd und langwierig, sodass die Zeit bald wie festgehalten scheint und auch einige Zeitrafferaufnahmen nicht mehr am Helfen sind. Eine lange Vorbereitung des Ganzen, durch Bilder vor Ort in Israel nur etwas interessant gehalten und ansonsten auf Blickkontakt und getuschelte Worte im Verborgenen reduziert; die Dramaturgie verhält sich ähnlich wie die strenge Mutter und ehemalige Gefängnisaufseherin als Anstandsdame, die keine Freude und kein Enthusiasmus aufkommen lässt und alles von vornherein am Blockieren ist.
Mittig endlich gibt es dann den ersten und (fast) den einzigen Toten in der Handlung und dabei auch, kurz vor der Entdeckung der Leiche eine Szene, die hervorsticht und ein wenig Erinnerungen an De Palma weckt, warum auch nicht, wenn schon Pino Donaggio der Komponist der Szenerie hier ist. Eine spätere Verfolgungsjagd zu Fuß auf einem Markt, die an allen Tatverdächtigen vorbeiführt und schließlich und endlich in einer Sackgasse endet, könnte in ihrer ernsten Absurdität stilecht auch von De Palma sein und verpasst ähnlichen Ereignissen in dessen Mein Bruder Kain oder auch dem erstmal letzten Domino - A Story of Revenge einen schmerzhaften Stich. Politische Gegebenheiten um das Schicksal Palästina in der Umrahmung der dann folgend stattfindenden Ermittlungen tragen auch ein wenig Interesse zum Geschehen bei, ebenso ein geringfügig vorhandener psychologischer Aspekt in der Erzählung wie auch das Klammern an biographischen Umstände der Autorin Christie; der nackte Film selber bleibt seltsam hemdsärmelig und wie im Nebenher, in Pausen eines anderen Ereignisses und oftmals auch wie verkrampft unter Zwangsarbeit und unwillig gedreht.