„Nase auf und Mund zu!“
Bevor Buena Vista „Schnee in der Neujahrsnacht“, den ersten abendfüllenden Spielfilm des deutschen Regisseurs Thorsten Schmidt, im Jahre 1999 in die Kinos brachte, drehte dieser drei Kurzfilme. Der dritte, „Rochade“, stammt aus dem Jahre 1997 und war eine Arbeit für die Filmakademie Baden-Württemberg. Die gut halbstündige, von Anette Mast geschriebene Komödie wurde 1998 mit dem Student Academy Award ausgezeichnet.
Eine Geschäftsreise vorgebend, verabschiedet sich Richard (Max Herbrechter, „Rote Erde“) von seiner Frau Rosmarie (Sissy Höfferer, „Nach uns die Sintflut“), um sich heimlich mit seiner Geliebten Chèrie (Beate Maes, „Praxis Bülowbogen“) in einer anderen Stadt zu treffen. Jedoch droht ihm eine unverhoffte, tatsächliche Einladung von Geschäftspartnern seinen Seitensprung zu vereiteln. Da läuft er Udo (ebenfalls Max Herbrechter) über den Weg: Dieser hat gerade seine Arbeit und seine Freundin (Nele Mueller-Stöfen, „Das Superweib“) verloren, sieht Richard, von seinem Oberlippenbart abgesehen, aber zum Verwechseln ähnlich. Kurzentschlossen muss der Bart dran glauben, Richard und Udo tauschen die Rollen. Doch als ein Mordanschlag auf Udo verübt wird, der eigentlich Richard galt, kommt alles ganz anders als geplant…
„Rochade“ ist eine überraschend professionell umgesetzte schwarze Verwechslungskomödie, die neben verdienten Schauspielerinnen und Schauspielern mit toller Kameraarbeit in Kombination mit ideenreichem Schnitt aufwartet. Besonders eindrucksvoll ist in dieser Hinsicht die Parallelmontage aus den beinahe tödlichen Schüssen auf Udo, während Richard einen Abgang beim Sex hat. Die Handlung entwickelt sich bitterböse weiter, denn auch Richards Frau schaltet sich ein und es sollte nicht der einzige Mordanschlag auf den bedauernswerten „falschen Richard“ bleiben – der indes nicht totzukriegen scheint.
Doch auch Richard hat nicht lange gut lachen, denn sein perfider Plan wendet sich gegen ihn und Udo droht, Richards Platz im Leben einzunehmen. Damit nicht genug, setzt Schmidt mit einer weiteren überraschenden Wendung als Pointe noch einen drauf. „Rochade“ macht Spaß und eignet sich hervorragend als Vorprogramm eines Unterhaltungsfilmabends oder ein Höhepunkt eines Kurzfilmfestivals. Mit seinem Gespür für Dramaturgie, Timing, Bildkompositionen und Schauspieler(innen)einsatz empfahl sich Schmidt damit nachdrücklich für seine daraus resultierte Regiekarriere.