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Erstverfilmung des 1942 gedruckten, 2004 noch einmal für das Fernsehen bearbeiteten "The Body in the Library", dass vom Titel her durchaus zu den im Volksmund geläufigeren, aber jetzt auch nicht wirklich zu den am Wertesten Geschätzten Titeln von Agatha Christie gehört. Hier als Premiere zur Weihnachtszeit, Eröffnung einer gemeinhin anerkannten BBC Serie, deren Bearbeitung von damals frisch an den Start gegangen bis zur finalen Ausstrahlung 1992 einen Großteil glühender Anhänger auch unter den Lesern der Werke von Agatha Christie gefunden hat.

Das gleiche Kunststück der Überzeugung gelang auch mit den Erinnerungen der Zuschauer der seit den Sechzigern überaus populären vier Verfilmungen durch George Pollock und der dortigen Personifizierung durch Margaret Rutherford, die hierbei speziell in 4.50 From Paddington (1987) ebenso wieder aufgegriffen wurden und dem Vergleich durchaus auf ihre Weise ehrenhaft standhalten, wenn sicherlich nicht gänzlich beikommen vermochten. Mitentscheidend dafür sind das Gespür für Milieu und Personen, das Halten an den Text, ohne die Unterschiede der verschiedenen Medien zu missachten und das Erzeugen von entspannten, leicht provinziellen, in der Zeit stehengebliebenen englischen Krimiflairs:

Als eine ihm unbekannte junge, blonde Frau tot in seiner Bibliothek gefunden wird, gerät trotz seiner Unschuldsbeteuerungen schnell der verdutzte Hausherr, der pensionierte Colonel Bantry [  Moray Watson ] in den Verdacht. Um diesen und den Tratsch reinzuwaschen, wendet sich seine Frau Dolly Bantry [ Gwen Watford ] an ihre gute Freundin Miss Jane Marple [ Joan Hickson ], dem Hintergrund des Mordes und der Identität der Toten auf die Spur zu gehen. Zudem wird aus alten Zeiten der ehemals bei Scotland Yard tätige Colonel Melchett [ Frederick Jaeger ] reaktiviert, der den bisher leitenden Detective Inspector Slack [ David Horovitch ] bei den Untersuchungen ein wenig unterstützen und führen soll. Die Ermittlungen führen das ungleiche Trio auf jeweils ihren Wegen in das Hotel "Majestic" in Danemouth, wo Josie Turner [ Trudie Styler ], die Cousine der Toten, und ihre letzten Bekanntschaften, der potentielle Adoptivvater Conway Jefferson [ Andrew Cruickshank ] und seine verwitweten Schwiegerkinder Adelaide Jefferson [ Ciaran Madden ] und Mark Gaskell [ Keith Drinkel ] sowie der Tanzpartner Raymond Starr [ Jess Conrad ] gastieren.  

Wie ersichtlich, hält man sich eng an die Grundzüge des Romans, der quasi nur aus zwei Schauplätzen, dem einen des Fund- und dem anderer der der Vorgeschichte der toten Frau, ihren Verstrickungen in der Gesellschaft und so auch dem Raum von Ermittlung und Befragung ergibt. Zwischen beiden Örtlichkeiten, theoretisch nur wenige Kilometer und so auch Fahrtminuten getrennt, könnten die Unterschiede größer nicht sein; sowieso lebt die Handlung, die zumeist mit Rückblenden über die fraglichen letzten Minuten und dem Wer Wo mit Wem und gespickt ist, von dem Kontrast aller Personen, ihrer Herkunft und ihren Beziehungen zueinander. Ein Durcheinander aus Motiv und Alibi, welches durch die Streitigkeiten auch der Ermittler und weiterem Kauderwelsch aus zusätzlichen Einflüssen trotz der sonstigen Begrenzung noch an Dramatik, bisweilen auch gegenüber dem des Buchstabensalats  zulegt.

Denn daran, woran das Manuskript ein wenig, die zweite Verfilmung im neuen Jahrtausend nicht nur, aber auch wieder am Scheitern ist, nämlich einem im Grunde spröden Abgleich vom letzten Abend der verschwundenen Tänzerin und dem Zeitschema der anderen Mitglieder im Runde und so viel trockener Theorie mit raschelnden Papier mangelt es hier theoretisch auch nicht. Dankenswerterweise werden die Umstände aber nicht andauernd wie bei einer Schallplatte auf Wiederholung und so entnervend, sondern vergleichsweise mit Schmackes, bösen oder zumindest eindeutigen Blicken, darunter auch Geknurre zwischen den Polizisten untereinander und auch ansonsten stabilen statt blassen Nebenfiguren auf An- und Dramatik betrieben. Hinzu kommt ein allgemeines Misstrauen zwischen der höheren Adeligkeit oder sonstwie zu Ehren und Reichtum gekommener Großbürgerlichkeit / Militär / Polizeibeamter oberen Wesens gegenüber der grundsätzlich als nieder eingestuften und so gering beachteten Kunst und Kultur. Die Filmproduktion ist ebenso als Lotterhaufen verschrien wie das Schauspiel an sich, und auch Tänzer Raymond wird eher als Gigolo denn als ernstzunehmender Artist und von Beginn weg an als 'billig' und 'ordinär' angesehen.

Auch das Küstendomizil – gedreht wurde im imposanten Swallow Highcliff Hotel, Bournemouth – , dass ja nun gerade von der für die Touristen gebuchten Unterhaltungsbranche und seinen Vergnüglichkeiten und Vergänglichkeiten für Kur und Urlaub lebt, hat mit dieser Unterscheidung aus Angemessener Lebensweise und Tingeltangel für den schnellen Augenblick zu leben, und bringt so dem Plot um Gewinn und Verlust, Vor- und Nachteilen, An- und Aberkennung von Privilegien zusätzlichen dramaturgischen Gewinn. Inszeniert in durchgehend bedächtiger Manier, mit Konzentration auf dem Gesagten und dem Wie das Gesagten und so dem Vermögen der Darsteller und dem Vertrauen auf schriftlichen Ursprung und seinem Text wird eine längst vergessene Ära von etwas steifer Borniertheit und britischer Scheuklappen sowie dem Hang nach trotzdem eifrig getauschten Tratsch und Klatsch wiederbelebt.

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