"Mord im Orient-Express" ist die filmische Umsetzung des bekannten Romans von Agatha Christie und wurde von Regisseur Sidney Lumet mit einer Riege von Weltstars verfilmt, die heute in dieser Fülle nur selten und dann auch noch derart begnadet zu sehen sind.
Hauptfigur des Films ist der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, der durch sein trockenes Auftreten hervorsticht. Rein zufällig begegnet diesem in Istanbul sein alter Freund Bianchi, der ihm, als Besitzer der Bahn, einen Platz im Orient-Express nach London beschaffen kann. Während der Fahrt wird der Detektiv Zeuge mehrerer seltsamer Begebenheiten und macht die Bekanntschaft mit recht abstrusen und illustren Personen in der Reisegruppe. Eines Nachts geschieht dann ein Mord am dubiosen Geschäftsmann Ratchett und Poirot sieht sich vor einem neuen Fall stehen. In kleinen aber äußerst geschickten Verhören kitzelt er die kleinsten, aber doch relevantesten Informationen aus den Fahrgästen heraus und wendet dabei sein gesamtes Repartoire an Tricks und Redekunst an. Zum Ende wird klar das der Mord etwas mit dem Mord an einem kleinen Mädchen zu tun hat, der ein paar Jahre zurücklag und von dem zu Anfang ein paar Zeitungsartikel eingespielt wurden.
Der Film ist wohl eine der klassischsten Kriminalgeschichten und schafft es durch viele Details und interessant verwobene Gespräche den Zuschauer zu fesseln. Trotz einer Handlungsebene, die auf Gespräche ausgelegt ist wird eine gewisse Spannung erweckt. Diese lässt einen besonders immer auf den nächsten perfiden Schachzug von Poirot warten, der die Fahrgäste immer wieder in Bredouillen bringt, sie gelegentlich in Sicherheit wiegt und dann aus ihren Reaktionen seine Schlüsse zieht. Seine trockene Art kommt besonders an den Stellen hervorragend herüber, wo der Bahnbesitzer den jeweils gerade Verhörten mit Halbweisheiten als potentiellen Mörder darzustellen versucht. Poirot kontert diese Mutmaßungen jedesmal äußerst geschickt, ohne dabei jedoch seine eigenen Vermutungen und Gedanken zu offenbaren.
Da der Film, wie beschrieben auf Gesprächen aufgebaut ist lebt er vom Spiel der Schauspielerriege, die absolute Weltklasse-Leistungen abruft, obwohl einige Charaktere nur wenig Zeit haben, aufgrund der Fülle an Personen. Dennoch wird es geschafft von jeder der Figuren eine spezifische Charakterdarstellung zu erschaffen. Schauspielerisch besonders hervorstechend ist natürlich Hauptdarteller Albert Finney, der den Hercule Poirot in einer derart brillianten Weise spielt, das wirklich der Charme dieses eigenartigen Detektivs den Zuschauer erreicht. Seine Gestik und Mimik in den Verhören ist zudem derart einzigartig und sehenswert, das man gebannt dem Handlungsverlauf folgen muss. Auch am Ende in der Auflösung kann er seine mimischen und gestischen Talente wieder herrlich ausspielen und unterstreicht damit gekonnt das Gesagte. Neben Finney würde ich keinen der anderen Darsteller hervorheben; sie sind alle in derselben guten Ebene anzusiedeln.
Als Fazit kann man den Film als Meisterwerk des Kriminalfilms bezeichnen, der sich durch eine interessante und subtile Fallauflösung auszeichnet, die durch die grandiosen Schauspieler noch einmal unterstützt wird. Ohne Zweifel die beste Verfilmung eines Krimis mit Hercule Poirot die existiert.