American History X ist ein sehr kontroverser Film, den ich persönlich für einen der bedeutendsten Filme der 90ger, vielleicht sogar allgemein halte. Ein Werk über Rassismus hat immer mit dem Problem zu kämpfen das es einerseits die Thematik nicht zu stumpf und einseitig behandeln darf und andererseits darf man natürlich diese Szene für den Zuschauer nicht zu sehr glorifizieren. Doch gerade in der ersten Stunde herrscht in diesem Film die Gefahr, das Falschgesinnte sich bestätigt fühlen. Da werden in kunstvollen, Leni Riefenstahl ähnlichen schwarz-weiß Bildern die Taten der Nazis dargestellt, ohne davor zu warnen das dies falsch ist. Fakt ist, das der Film beim Zuschauer eine gewisse Intelligenz oder besser Reife voraussetzt um die zweifellos wertvolle Aussage zu begreifen. American History X schafft meiner Meinung nach einen genialen Spagat zwischen dem Problem und kann allgemein durch ein ausgezeichnetes Drehbuch glänzen, das vor allem durch die Dialoge besticht. Dies wird vor allem in der Diskussion im Esszimmer sehr gut verdeutlicht, indem auch gleich mit einem Vorurteil, nämlich das alle Nazis dämlich wären, aufgeräumt wird.
Nein die Person des Derek Vyniard ist hochintelligent und nur durch Hass zu so einem Menschen geworden. Dadurch passiert etwas seltsames, nämlich das der Zuschauer der Hauptfigur in einigen Dingen sogar recht gibt. Doch spätestens mit der brutalen Ermordung des Schwarzen ( Für mich eine der schockierendsten Szenen der Filmgeschichte), wird einem klar das man ein Monster vor sich hat, dessen Taten alles andere als gut sind.
Die 2 größten Kritikpunkte an American History X sind anhand der Meinung einiger Kritiker:1.Die unglaubwürdige Wandlung der Hauptfigur im Gefängnis und 2. Die zu schnelle Bekehrung des kleinen Bruders. Ich halte beide Behauptungen für falsch da Derek ja nicht als Rassist geboren bzw. aufgewachsen ist, sondern erst durch die Ermordung seines Vaters zu einem geworden ist. Außerdem wurde er ja nicht nur durch die Vergewaltigung seiner Nazi Kollegen, sondern auch schon davor gedemütigt, als er sah wie sie mit Ausländern dealten und somit erkannte das sie hier, wie von ihm selbst formuliert " Einen Dreck auf seine Ideale gaben." Als ihn dann sein ehemaliger, schwarzer Lehrer im Gefängnis besucht und von Derek gebeten wird seine Freilassung zu beschleunigen, stellt der Lehrer ihm die wohl entscheidende Frage:" Hat sich durch das was du tust dein Leben gebessert?" Mit Tränen in den Augen muss sich Derek schließlich eingestehen, das dem nicht so ist und das er mit seinem Hass nicht nur seine Familie zerstört ,sondern auch sich selbst Leid zugefügt hat. Als er sich darauf von den Nazis abkapselt, steht er im Knast alleine da und die Schwarzen könnten ihn jederzeit umbringen. Doch er überlebte das Gefängnis, was er wohl ausschließlich seinem schwarzen Arbeitsgenossen zu verdanken hat.
Das der kleine Bruder Danny dann das macht was Derek ihm sagt ist nur allzu logisch, da dieser ja schon immer sein Idol war und Danny ohne ihm auch gar nicht erst mal in diese Skinheadkultur hineingeraten wäre. Darüberhinaus glaubte Danny nie richtig daran.
Über den Inhalt des Films könnte man Seiten schreiben, deswegen werde ich jetzt abbrechen und mit den Schauspielern weitermachen. Die liefern allesamt eine sehr gute Leistung. Doch auf Edward Norton muss ich noch speziell eingehen, denn was der Mann hier abliefert ist eigentlich mit keinem Superlativ der Erde zu beschreiben. Trotzdem werde ich dies jetzt tun. Norton spielt diese Person so dermasen genial , das man nur noch staunen kann. Am Anfang baut er so viel Charisma auf das es schlicht unmöglich ist ihm nicht zuzuhören ( dadurch ensteht aber auch eine gewisse, anfangs geschilderte Gefahr), doch auch als seine Figur bekehrt wurde macht Norton dies brillant.
Der mit Abstand beste Schauspieler seiner Generation, der wenn er weiter so macht, in einem Atemzug mit Robert De Niro und Al Pacino genannt werden darf.
Fazit: American History X ist ein unglaublich packender und wichtiger Film, der eigentlich alles richtig macht. Eine objektive Sicht auf Rassismus, besser gesagt Hass im Allgemeinen, auf allen Seiten ( was das tragische Ende umso deutlcher macht) führt gegen Ende dann zu einem logischen Schlussfazit "Hass ist Ballast". American History X ist meiner Meinung nach ein intensives und unverfälschtes Meisterwerk, das auch die Ausländer nicht immer nur als unschuldige Opfer darstellt, denn das sind sie bei weitem nicht.
10/10