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Für den 16-jährigen Neo-Nazi Danny Vinyard ist sein Bruder Derek der Größte. Aus diesem Grund schreibt er auch einen Schulaufsatz über ihn, der aber wegen seiner rassistischen und menschenverachtenden Färbung auf wenig Gegenliebe von seinem Lehrer Dr. Sweeney stößt. Dieser stellt Danny ein Ultimatum, nach dessen Ablauf er einen komplexen Essay über die Wurzeln und Merkmale seiner Überzeugung vorlegen soll.
Am selben Tag wird Derek nach dreijähriger Haftstrafe entlassen und wird von seiner Familie, die seit dem Tod seines Vaters auch äußerlich ein Bild des Schreckens abgibt, empfangen. Was noch keiner weiß: Derek hat sich geändert.

Mit Hilfe von Backflashszenen wird die Vorgeschichte geschildert. Bei seinem Aufenthalt im Gefängnis wird Derek bewusst, dass die buchstäbliche Schwarz-Weiss-Malerei, die sein Urteil über seine Mitmenschen dominiert hat, nicht haltbar ist. Er lernt notgedrungen den Schwarzen Lamont kennen, freundet sich mit ihm an und ist schockiert angesichts der Bagatelle für die Lamont einsitzt. Auf der anderen Seite beobachtet Derek die heuchlerische Doppelmoral der Neo-Nazi-Szene im Gefängnis, die mit Latinos, also nach ihrem Weltbild rassisch Minderwertigen, Geschäfte macht. Derek durchlebt die größte Sinnkrise seines jungen Lebens und erhält dabei nur Unterstützung von seinem ehemaligen Lehrer Dr. Sweeney, dem jetzigen Lehrer seines Bruders, der ihm aber nicht doktrinaristisch sagt, was Richtig und Falsch ist, sondern Derek selbst die - im Wortsinne - schmerzhafte Erkenntnis gewinnen lässt.

Moralisch geläutert, versucht Derek in Freiheit seinen Bruder zu retten, der immer tiefer in die Szene abzurutschen droht. Als es zur Konfrontation mit deren Anführer Cameron Alexander kommt, wird der ehemalige Jäger plötzlich zum Gejagten. Mit Hilfe seinen Erfahrungen kann Derek seinen Bruder überzeugen, womit seine Probleme aber nicht gelöst wären, denn er hat nun den Hass von Weiss und Schwarz gegen sich.

AMERICAN HISTORY X zeigt Ursachen, Konsequenzen und Widersprüche von Rassismus auf. Dieser wird oft von Generation zu Generation vererbt. Dereks Vater, ein Feuerwehrmann, hatte schlechte Erfahrungen mit einzelnen Vertretern der schwarzen Rasse, was sich zur Induktion auf die Gesamtheit der Schwarzen ausdehnte, die er fortan verteufelte. Eine Einstellung, die er an seine Söhne weitergab und die Derek erst recht nach dessen Tod mit letzter Konsequenz verfocht.
Rassenhass ist nicht nur die Flucht in eine Ideologie, um seine eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu verarbeiten, er ist außerdem ein gemeinsamer Nenner, vor allem spirituell Benachteiligter, um Anschluss an Gleichgesinnte und die Anerkennung einer irgendwie gearteten Gesellschaft zu finden.

Die in schwarz-weiß gedrehten Szenen sind ein Stilmittel, das offensichtlich metaphorisch Dereks stark eingeschränkte und vom fanatischen Rassismus getrübte Urteilsfähigkeit zum Ausdruck bringen soll.

Die Charakterrolle des Derek Vinyard ist Edward Nortons größte schauspielerische Offenbarung, denn er überzeugt als fanatisch-brutaler Nazi, ebenso wie als Resozialisierter und moralisch Geläuterter mit gesunden Wertvorstellungen.

AMERICAN HISTORY X erlaubt einen tiefen Blick hinter die Kulissen der Rassenproblematik. Der Film greift sich aber ein Beispiel heraus, das teilweise zu märchenhaft und glatt abläuft, durch rassische Klischees und Stereotypen getrübt wird, aber durch ein provozierendes Ende zu versöhnen weiß, welches insofern gelungen ist, als das es offen lässt, ob Derek eine Einsicht gewonnen hat oder rückfällig wird und die zweifelsohne verwerfliche Tat zum Anlass nimmt einen erneuten Hass auf eine gesamte Rasse zu entwickeln.

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