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Brillante Studie über das Thema “White Supremacy” in Amerika.

Es ist bekannt, daß ein Großteil der Neonaziliteratur aus Amerika kommt. Dort blühen ebenfalls entsprechende Camps, in denen der weiße Mann trainiert, um im Falle des Falles zu den Waffen greifen zu können und all die Nigger, Spics, Chinks, Jews und den Rest, der nicht mit der gleichen Hautfarbe und Geisteshaltung gesegnet ist, endlich aus Amerika zu vertreiben, denn „The White Man marches on“. Man verehrt den Führer und ist stolz, entsprechende Naziinsignien zu besitzen. Seltsam, war es doch Amerika, welches im zweiten Weltkrieg gerade den Ariern die entscheidende Niederlage beigebracht hat. Wenn man sich allerdings diejenigen betrachtet, die dieser politischen Richtung nun heutzutage in den USA dienen, so ist es schnell vorbei mit „White Supremacy“, eher trifft „White Trash“ zu. „American History X“ nun befaßt sich mit genau dieser unerfreulichen Faszination anhand des charismatischen Neonazi-Anführers Derek und dessen Bruder Danny.

Derek, der in der Neonnaziszene von Venice Beach zu Ruhm und Ehre gelangt ist, tötet zwei Schwarze, die sein Auto stehlen wollen, einen davon auf besonders bestialische Weise. Da sein Bruder für ihn aussagt, kommt er mit dreieinhalb Jahren Gefängnis davon. Doch das Gefängnis ändert ihn und verändert seine einseitige Sichtweise, denn ausgerechnet ein Schwarzer sorgt dafür, daß ihm dort nichts geschieht. Derek will nun verhindern, daß sein Bruder Danny in die Fänge der in der Zwischenzeit hervorragend und landesweit organisierten Szene gerät und versucht, ihm zu erklären, warum er nicht mehr in diese Szene zurückkehren wird. Zwar gelingt es ihm, Danny zu überzeugen, dieser aber wird das Opfer eines gezielten Mordanschlags an seiner Schule, ausgeführt von einem Schwarzen. Hier endet der Film, und es ist dem Betrachter überlassen, die Geschichte fortzuspinnen – kehrt Derek der Szene wirklich den Rücken, ist er nicht gerade jetzt der ideale Märtyrer für die Kameraden? Der Film verweigert hier eine klare Aussage, verzichtet dankenswert aber auch auf ein Happy-End.

Von der ersten Minute an wird man von dieser rücksichtslosen Betrachtung der tatsächlichen Zustände in den Bann gezogen. Wenn in den stets schwarz/weiß gefilmten Rückblenden Derek, der virtuos von Edward Norton verkörpert wird, zu einer eloquenten Darstellung der Gründe für den Untergang der weißen Rasse Amerikas anhebt, dann sind dessen Argumente nicht sofort als dumpfer Unsinn zu entlarven. Der Film lebt natürlich von Edward Norton, der in seiner Rolle aufgeht, wenn man ihn dämonisch lächelnd und tätowiert auf der Straße stehen sieht, so ist die Faszination der einfacheren Neonazis nachzuvollziehen. Aber der Film ist keine Propaganda für ein weißes Amerika, auch keine Verherrlichung der Nazizeit oder der arischen Rasse, sondern eine ausgezeichnete Auseinandersetzung mit einem wirklich sehr heiklen und gerade in Deutschland leider wieder aktuellen Thema. Es gibt wenige Filme, die man unbedingt gesehen haben sollte, dieser hier gehört unzweifelhaft dazu. 10/10.

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