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Die Zusammenfassung dieses Films ist relativ einfach. Der Journalist Eric Larsen besucht den Literaturnobelpreisträger Abel Znorko (auf so einen Namen muss man auch erstmal kommen), um mit ihm ein Interview über sein gerade erschienenes 21. Buch zu führen. Die beiden sehr unterschiedlichen Männer geraten dabei mehrmals verbal heftig aneinander. Im Laufe des Gesprächs kommen dann sowohl für Snorko als auch für den Zuschauer ganz neue Aspekte ans Licht, mit denen man nicht wirklich rechnet.

Die Chancen dass mir dieser Film gefällt lagen bei 50:50. Dafür sprachen Justus von Dohnany, den ich für einen ausgezeichneten Schauspieler halte, was er sowohl in „Tramper“, „Das Experiment“ als auch „Napola“ bewiesen hat, sowie meine latente Affinität zum deutschen Film, der meiner Meinung nach immer noch vollkommen unterbewertet ist. Diesen höchst zweifelhaften Ruf hat er sich insbesondere in den 90ern durch dusselige Beziehungskomödien erworben. Aber gerade in den letzten Jahren gab es so viele positive Überraschungen (man nehme nur TATTOO, 23, FICKENDE FISCHE oder VERSCHWENDE DEINE JUGEND), das er es langsam verdient hätte, aus dem Schattendasein herauszutreten.

Dagegen sprach die vollkommene Überbewertung des Herrn Adorf, der sicher kein schlechter Schauspieler ist, mir persönlich aber viel zu oft zum deutschen Megastar hochstilisiert wird. Zudem übernahm Volker Schlöndorff die Regie, dem der Ruf anhaftet immer sperrige Sachen zu verfilmen, nur um die Intellektuellen unter uns oder solche die es gerne wären, zu befriedigen.

An der Bewertung kann man erkennen, dass bei Enigma das positive bei weitem überwiegt. Selbst Mario Adorf gefällt mir in seiner Rolle ausgezeichnet, er muss schließlich auch 50 % des Films tragen. Von Dohnanyi untermauert das von mir oben erwähnte Lob, und Schlöndorff führt eine eher unauffällige Regie so dass die volle Aufmerksamkeit den beiden Darstellern zufällt.

Allerdings merkt man doch an nahezu jeder Stelle, dass es sich hierbei um die Adaption eines Theaterstücks handelt, denn die geschliffenen Dialoge sind teilweise sehr hochtrabend und sicherlich nicht jedermanns Sache. Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt der dauerhaft so mit anderen kommuniziert…Kleine Beispiele gefällig? „Ich lege keinen Wert darauf von Banalitäten überschwemmt zu werden“. Noch besser gefällt mir „Ich bin auf diese Insel geflohen um der triumphierenden Vulgarität zu entrinnen.“ Ist doch klasse oder? Der heimliche Höhepunkt jedoch ist Adorfs Satz „Das Schöne an einem Mysterium ist das Geheimnis das es beherbergt und nicht die Wahrheit die es versteckt“. Wen solche Sätze nicht abschrecken und dazu grundsätzlich kein Problem mit dialoglastigen Filmen hat, wird mit einem wirklich interessanten Werk belohnt, das zudem 2 oder 3 vollkommen überraschende Wendungen bereithält. Diese wirken aber nie aufgesetzt oder übertrieben. Auch die anfängliche Arroganz von Adorfs Charakter, die sich im Laufe des Films in Ängstlichkeit und Verzweiflung wandelt, wird von ihm wirklich grandios dargestellt.

Ein Film nicht für jedermann und auch nicht zu später Stunde, ansonsten aber auf jeden Fall lohnend.

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