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Sidney Lumets „Tödliche Fragen“ leidet arg an seinem inzwischen völlig ausgelutschten Thema um korrupte Cops und Staatsanwälte, die im höchsten Grad in illegale Machenschaften verwickelt sind, um sich selbst daraus Vorteile zu verschaffen. Dieses Thema wird selbst damals kein großartiges Skandalpotential gehabt haben und erscheint, nach Filmen wie „Training Day“ oder „Narc“, heute umso trockener.

Der junge Staatsanwalt Al Reilly (Timothy Hutton), Ex-Cop und hinter den Ohren noch feucht, soll eigentlich nur die obligatorische Notwehr des Cops Mike Brennan (Nick Nolte) klären. Eine kurze formelle Angelegenheit wie es scheint, doch trifft er schon bald auf die ersten Ungereimtheiten und muss überrascht feststellen, was der Zuschauer schon lange weiß. Auch im amerikanischen Polizeiapparat gibt es Cops, die die Hand aufhalten und es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen.

Ein Gewissenskonflikt bahnt sich bei Reilly an, soll der Brennan bloß stellen oder lieber einen der letzten Cops, die wirklich durchgreifen schützen? Die Frage beantwortet eigentlich schon die Inszenierung, die Nolte, immerhin gekonnt gespielt, als widerlichen, brutalen, doppelzüngigen Dreckssack darstellt, dem keine Methode zu schmutzig ist. Leider wird der Thriller aber nie so recht spannend und kommt mitunter sehr langatmig daher, weil er unbedingt beide Seiten beleuchten möchte und auf der anderen steht Armand Assante als Drogenhändler, der nach Kuba flüchtet, um dort schon den Fall von Brennan zu planen.

Sidney Lumet schöpft hierbei aus einem schier unerschöpflichen Fundus von Klischees, die vom jüdischen Anwalt, über italienische Mafiosi, bis zu kubanischen Killern reichen und in ihrer Häufigkeit nahezu lächerlich erscheinen. Hinzu kommt die Tatsache, dass, während Reillys Recherchen, man als Zuschauer mit vielen Namen beworfen wird, die teils aus der Vergangenheit, teils aus der Gegenwart mit dem Fall in Verbindung gebracht werden, von denen man aber kein Gesicht vor Augen hat, was die einzelnen Verstrickungen schwer nachvollziehbar macht.

Wären da nicht die exzellenten schauspielerischen Leistungen und ein paar hübsch schmutzige Sets (Nacktbar inklusive), würde „Tödliche Fragen“ wohl vollständig zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Dem Plot fehlt jegliches Gespür für überraschende Ereignisse und einer spannenden Geschichte, was ihm zu einer biederen Befragungs- und Recherchenorgie Reillys verkommen lässt, um am Ende dann noch ein paar Morde und ein explosives Finale zu bieten. Hätte man sich dafür stärker auf die Charakterstudie und Motive der Protagonisten konzentriert, hätte hier sicher ein besserer Thriller draus werden können.

Fazit:
So bleibt aber nur ein größtenteils langweiliges Copdrama, dem nur die erstklassigen Leistungen der Hauptdarsteller und die dreckige Optik vor dem totalen Untergang retten können. Zu einfallslos geriet der Plot, zu eindimensional bleiben die Figuren und über die Klischees und rassistischen Tendenzen denkt lieber gar nicht mehr nach. Enttäuschend...

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