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Am gleichen Tag, an dem ein bis dato unbescholtener Polizist scheinbar grundlos durchdreht und mit seiner Dienstwaffe zehn Kinder erschießt, wird Thomas Roy, ein berühmter Autor von Horror-Romanen, in die Notfall-Psychiatrie eingeliefert, weil er sich selbst - bis auf seine Daumen - alle Finger abgeschnitten und anschließend versucht hatte, sich aus einem geschlossenen Fenster in den Tod zu stürzen. Sein behandelnder Arzt Dr. Paul Lacasse wird kurz darauf von dem Journalisten Charles Monette angesprochen, der für ein geplantes Buch über den Schriftsteller recherchiert und anhand von Zeitungs-Artikeln belegen kann, dass Roy in den letzten fünfzehn Jahren immer wieder am Schauplatz von Tragödien aufgetaucht ist, die identisch mit Szenen aus seinen Büchern sind... nur, dass diese sich erst ereignet haben, NACHDEM er die Worte zu Papier gebracht hatte! Fast scheint es so, als würde alles, was Roy schreibt, Realität werden. Klar, dass Roy auch vor Ort anwesend war, als der besagte Polizist Amok gelaufen ist. Paul weigert sich zunächst, den übernatürlichen Hokuspokus für bare Münze zu nehmen und sucht nach einer rationalen Erklärung für die Geschehnisse, muss jedoch schnell erkennen, dass von seinem Patienten tatsächlich eine böse Macht ausgeht, die ihn zur tödlichen Gefahr für seine Umwelt macht... Es hat schon seinen Grund, warum es satte acht Jahre gedauert hat, bis Éric Tessiers "Evil Words" - übrigens die Adaption eines Romans desselben Autors, der auch die literarischen Vorlagen zu den ebenfalls im Rahmen der Störkanal-Reihe des Labels I-On New Media veröffentlichten Streifen "5150 Elm's Way - Spiel um dein Leben" und "7 Days" geliefert hatte - nach seiner Kino-Premiere während des 2004er-Fantasy Filmfests hierzulande auf DVD veröffentlicht wurde, denn wie so viele andere frankokanadische Genre-Streifen aus dieser Zeit ist das Ganze nicht nur visuell und inszenatorisch auf biederem TV-Film-Niveau hängengeblieben, dezent verkünstelt und schaumgebremst im Tempo, sondern auch inhaltlich mal ziemlich unspektakulär und langweilig... und unterscheidet sich darum auch nicht großartig von solchen landeseigenen Exemplaren wie "The Collector" oder "White Skin", die da als Serienkiller-Thriller bzw. Pseudo-Vampir-Streifen auf eine identische Art und Weise gescheitert sind. Nun ja, es ist zugegeben ja auch ziemlich lange her, dass David Cronenberg von Toronto aus mit seinen frühen Splatter-Streifen Kanada in den 70ern als Film-Nation für innovatives und wegweisendes Genre-Kino auf die Karte gehievt hatte, warum also sollte das 30 Jahre später irgendwelchen Quebecer-Hanseln erneut gelingen? Zugegeben, die Erzählung an sich lässt sich da zu Beginn noch relativ vielversprechend und mysteriös an, das Ganze driftet dann aber doch spätestens in der zweiten Film-Hälfte mit der unfreiwillig komischen Darstellung blasphemischer Riten während eines brachial eingeschobenen Erklärbär-Flashbacks in schiere Horror-Trash-Gefilde ab. Der Versuch, die dröge Handlung mittendrin durch eine spontan gesetzte Schock-Szene mit Eye-Violence aufzulockern, geht mal eher in die Hose und dass "Evil Words" zum Schluss förmlich in ein wahres Blutbad mündet, empfindet man da doch lediglich als deplaziert und Ausdruck der Unfähigkeit der Macher, die Angelegenheit zu einem sinnvollen Ende zu bringen. Echt schade, denn die Grund-Idee hat was (unter anderem ziemlich deutliche Anleihen bei "Der Schrecken der Medusa" und dem japanischen "Cure") und die Geschichte an sich hätte auch wirklich mehr hergegeben. Übrigens: Wer sich mal wieder gepflegt einen grinsen möchte, der sollte unbedingt 'nen Blick auf die Rückseite der DVD-Hülle werfen, wo der Promo-Text so richtig heftig den Larry macht und "Evil Words" als "Trip in die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele" anpreist sowie im Brustton der Überzeugung behauptet, dass dieses laue Filmchen sich "nicht vor den großen Klassikern wie "Das Schweigen der Lämmer" und "Die Mächte des Wahnsinns" zu verstecken" bräuchte (ROFLcopter!)...

4/10

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