Review

Nun hat die Welle der direct to video Sequels auch „American Pie“ erwischt, wobei der Verleiher immerhin den Anstand hatte den Film durch die Titelgebung „American Pie: Band Camp“ (bzw. „American Pie präsentiert: Die nächste Generation“) als Spin-Off zu kennzeichnen und nicht als vierten Teil auszugeben.
In den Vorgängern begann die Figur des Steve Stifler aufgrund von Fansympathien immer mehr Screentime zu bekommen und dementsprechend gehört „American Pie: Band Camp“ Steves kleinem Bruder Matt (Tad Hilgenbrinck). Der große Bruder dreht inzwischen professionell schlüpfrige Videos, während Matt im Schatten seines großen Bruders steht. Natürlich werden hier fein alle Stifler-Manierismen der Vorgänger abgehakt; vor allem im Bereich der großen Klappe versucht Matt es dem Bruderherz gleichzutun.
Bei seinem neuesten Streich treibt es Matt dann etwas zu bunt, als er die Abschlussfeier eines höheren Jahrgangs sabotiert, indem er die Instrumente mit Pfefferspray besprüht. Leider wird er erwischt und es geht zum Schulpsychologen – Chuck Sherman (Chris Owen). Das ist der erste wirkliche Brüller des Films, denn die gute alte Sherminator-Rede (mit Anspielungen auf „Terminator“ natürlich) zieht auch hier mal wieder, wenn Chuck Matt zur Strafe dazu verdonnert mit ins Band Camp zu fahren.

Im Band Camp Tall Oaks (noch aus „American Pie 2“ bekannt) will Matt jedoch durch das heimliche Filmen sexueller Ausschweifungen den gleichen Ruf wie sein Bruder erlangen – das Orchester geht ihm am Arsch vorbei. Doch bald eckt er mit seiner Attitüde mehr als unangenehm an…
„American Pie: Band Camp“ kann bei weitem nicht mit den Originalfilmen mithalten und das liegt größtenteils am Fehlen der Originalbesetzung. Tad Hilgenbrinck hat die Stifler-Tour zwar recht ordentlich drauf, doch er wirkt stets einer Spur weniger dreist und weniger frisch als Seann William Scott, zumal seine Leistung eine reine Kopie ist. Arielle Kebbel als Love Interest macht noch eine gute Figur, während es dem Rest der Besetzung an Charisma mangelt (man denke an Nebencharaktere wie die MILF-Typen aus den Originalen, deren Miniauftritte immer noch super viel Charme hatten). Neben Chris Owen mischt noch Eugene Levy in seiner Paraderolle als Jims Dad (und jetziger Jugendbetreuer des Camps) mit – beide gewohnt Klasse, aber in kleinen Rollen halt.
Lachkrämpfe im Stile der Originalfilme verursacht „American Pie: Band Camp“ zwar nicht, aber zumindest anfangs funktioniert das Kopieren von Vorbildern noch überraschend gut. Matt gibt ein paar schön freche Sprüche von sich und ein paar Szenen sind auch wirklich wunderbar zum Ablachen geeignet (z.B. die „Nutcracker“-Szene), wenngleich der Film stellenweise auf das Niveau von „Party Animals“ absinkt, was die Originalfilme ja noch vermieden.

Doch dann kommt Hälfte zwei und „American Pie: Band Camp“ wird deutlich schwächer. Der Gaganteil sinkt ab, stattdessen wird hier überdeutlich die Moralkeule geschwungen. Matt muss sich so langsam von seinen Arschlochattitüden trennen (würde das der wahre Stiffmeister tun?) und zu einem echten Freund mutieren. Dem Gesetz der Serie siegt dann auch die wahre Liebe, was anfangs noch mit der ähnlich dezenten Portion Gefühl wie in den Originalen, doch auch das erstickt gegen Ende in einer Riesenladung Kitsch.
Doch in einigen Punkten funktioniert das Rezept-Kopieren bei „American Pie: Band Camp“ dann wieder überraschend gut, angefangen bei dem rockigen Sound, der bekannte Gitarrenklänge bietet und gut ins Ohr geht. Ebenfalls gelungen sind die Momente, in denen auf die Originalfilme noch mal eingegangen wird (u.a. erfährt man noch ein wenig mehr über die weiteren Schicksale von Jim, Michelle und natürlich Steve).

Das Ergebnis ist zwar der Orginal „American Pie“-Filme unwürdig, doch dank ordentlicher Inszenierung und teilweise wirklich gelungener Gags ist „Band Camp“ durchaus passabel. Von weiteren Sequels ist jedoch abzuraten, zumal man das Teil auch ohne das „American Pie“-Label als Camp-Komödie in die DVD-Regale hätte werfen können.

Details
Ähnliche Filme