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„Wo die Kunst ist, da ist auch viel Dreck!“

Es gehört schon eine gewisse Abgewichstheit dazu, im Jahre 1989, nachdem das Slasher-Subgenre quasi all seine Klassiker bereits hervorgebracht hatte, einen derart uninspirierten Genre-Beitrag zu liefern, wie es der US-Regisseur Rospo Pallenberg mit „Die Todesparty II“ tat, der eigentlich „Cutting Class“ heißt und mit dem empfehlenswerten „Die Todesparty“ nichts zu tun hat. Kurioserweise zählt dieser selbst bei beinharten Genre-Fans in der Regel durchfallende Schnellschuss zu den allerersten Spielfilm-Gehversuchen des jungen Brad Pitt („Fight Club“), der bekanntermaßen später zum Superstar avancierte. Anders erging es Pallenberg, der hiermit debütierte und anschließend nicht mehr wollte oder nicht mehr durfte: Es blieb seine einzige Regiearbeit.

Brian Woods (Donovan Leitch Jr., „Der Blob“-Remake) befand sich einige Jahre zwecks Behandlung seiner psychischen Erkrankung in der Heilanstalt, geschlossene Abteilung. Als geheilt geltend, kehrt er an seine alte High School zurück, wo man ihm jedoch mit Misstrauen begegnet, allen voran sein alter Freund Dwight (Brad Pitt). Der Hauptgrund: Sie sind beide am selben Mädchen interessiert, der attraktiven Paula (Jill Schoelen, „Stepfather“). Als es zu einer unheimlichen Mordserie an der Schule kommt, fällt der Verdacht auf Brian. Doch ist er wirklich der Täter…? Ein Rückblick auf den Film inklusive aller Spoiler:

„Ich ändere jetzt meinen IQ!“

Zu Beginn wähnt man sich beinahe im Videospiel-Klassiker „Paperboy“, wenn ein Zeitungsjunge durch die Straßen der US-Kleinstadt fährt und die Gazetten vor die Hauseingänge pfeffert. Die interessante Titelsong ist die New-Wave-Nummer „Nearer to Morning“ von „Wall of Voodoo“, die gleich drei oder vier, wenn man das ebenfalls von ihrem Sänger Andy Prieboy vorgetragene „Man Talk“ mitzählt, Stücke zum Soundtrack beisteuerten. Paula öffnet die Tür ohne Hose, dafür im langen Hemd, holt sich die Zeitung rein und diskutiert mit ihrem besorgten Vater (Martin Mull, „Mrs. Doubtfire“), der auf die Jagd fährt. Die Szene verfügt über ein gewisses Sex-Appeal, doch die Kamera fängt nicht nur Paulas Beine ein, sondern gestattet auch einen beiläufigen Blick auf die Schlagzeile: „Boy Who Killed Father Released From Institution“

Aha, ein Vatermörder ist also wieder auf freiem Fuße. Dies muss auch Paulas alter Herr bald am eigenen Leib erfahren, denn statt dass er Stockenten schießt, wird er von einem Unbekannten mit Pfeil und Bogen angeschossen und lebensgefährlich verletzt. Ist’s der Vatermörder, der es schlicht deshalb auf Paulas Dad abgesehen hat, weil er eben ein Vater ist? Oder treiben radikale Tierschützer ihr Unwesen? Ist der alte Sack gar in vormals unberührtes Indianer-Gebiet vorgedrungen? Der Film schweigt sich aus – noch. Zurück in der Stadt baut Dwight, ein widerlicher Sunnyboy mit Fönfrisur, leider nur beinahe einen Unfall mit seinem protzigen Sportwagen, hat einen coolen Spruch auf den Lippen und stößt zu spät zum Chemie-Unterricht. In der nächsten Stunde steht Sport auf dem Plan, wo ein Mädel ein Baumblatt an einem Pfeil findet. Befindet sich der Todesschütze möglicherweise in genau dieser Schule, womöglich gerade am Barren die Fortpflanzungsorgane riskierend oder am Reck den Körper stählend? Bis jetzt sind es nur Indizien.

Der Zuschauer erfährt nun in bester Seifenoper-Manier, dass Dwight irgendwie mit der scharfen Paula verbandelt ist und Brian ebenfalls ein Auge auf sie geworfen hat, beide Kerle früher Kumpels waren, aber Brians Klapsen-Aufenthalt dazwischenkam, seit dem Dwight nichts mehr mit ihm zu tun haben will. Anschließend steht Kunst auf dem Programm, denn Paula posiert als Unterwäschemodell im Unterricht. Brian stellt ihr nach. Ist er der irre Killer? Sicherlich nicht, das wäre etwas sehr profan… oder? Der kauzige Rektor (Roddy McDowall, „Die Klasse von 1984“) mit seinen lustigen Sprüchen erhascht einen Blick auf Paulas Hintern, doch er wird dabei beobachtet. Das Whodunit? lenkt den Verdacht überaus auffällig auf Brian, also kann er es nach den Genre-Regeln eigentlich nicht sein. Wer den armen Teufel, der als nächster dran glauben muss, im Ofen verfeuert hat, bleibt also unklar. Dwight und seine Freunde brechen in die Schule, pfeifen, wie üblichen in den US-of-NSA, auf jeglichen Datenschutz und lesen in Brians auskunftsfreudiger Akte, die der Stasi zur Ehre gereichen würde. Brian ist wachen Geistes und stets die Szenerie genau beobachtend.

„So viel Blut hab’ ich ja lange nicht mehr gesehen!“

Zurück im Schulalltag springt ein Mädel mitten im Unterricht plötzlich auf und macht Faxen, was den Lehrer aber überhaupt nicht interessiert – Zustände sind das... Heiter geht es weiter, nämlich auf eine Schulexkursion mit einem komödiantisch überzeichneten Lehrer und alle latschen am sterbenden Jäger und Vater Paulas vorbei, ohne ihn zu bemerken, wie er da im Schilf vor sich hin röchelt. An der High School steigt schließlich ein Sportwettkampf und da sind die Cheerleader natürlich nicht weit. Eine von ihnen cheerleadet ohne Höschen, doch ihr unter den Rängen gaffendem Freund wird vor ihren Augen die Kehle durchgeschnitten – Täter: unbekannt. Doch es gibt auch gute Nachrichten, denn Dwight und Brian scheinen sich wieder anzufreunden, während sich jedoch der Hausmeister durch markige soziopathische Sprüche verdächtig macht. Haben wir da einen neuen Verdächtigen Nummer eins?

Zu früh gefreut, denn prompt wird Lehrkörperin Mrs. Knocht (Nancy Fish, „Dr. Giggles“) mit dem Kopf auf den Kopierer geknallt, wo sie ihren anscheinend schweren Verletzungen erliegt. Dieses zugegeben nicht ganz alltägliche Ereignis treibt endgültig einen Keil zwischen Dwight und Brian, denn ersterer bezichtigt letzteren nun öffentlich des Mordes, was diesen in die Flucht treibt. Nach einem Schnitt auf Oben-ohne-Mädels in der Umkleide lässt man Brian Paula in ihrem Badezimmer überraschen und ihn sich ihr erklären. Dwight hingegen lässt sich hängen, betrinkt sich, hat Ärger mit dem Sportlehrer usw. Hat Brian nun wieder bessere Karten? Zumindest scheint er über Beweismittel zu verfügen, denn er entdeckt einen Ring an der Hand des Mörders auf der Fotokopie, die während Mrs. Knochts Ableben entstand: Es handelt sich um Dwights Schmuck! Umgehend informiert er Paula. Der Sportlehrer muss zwischenzeitlich auf dem Trampolin sein Leben lassen (Sport ist Mord!) und ausgerechnet Paula entdeckt schließlich mehrere Leichen. Der Mörder schreibt unterdessen eine Aufgabe für den Mathelehrer an die Tafel, die dieser falsch löst und in einer harten Mordszene mit einer Axt erschlagen wird – von, Achtung, jetzt kommt’s: Brian!

Dieser faselt gegenüber Paula irgendetwas von Liebe und Sünde, doch Dwight greift ein und versucht, Kenntnisse aus dem Chemie-Kurs anzuwenden, doch leider kam er ja damals zu spät zum Unterricht! So ist sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt und die pädagogische Aussage des Films perfekt. Es kommt zu einem Duell in der Werkstatt, Dwight findet sich im Schraubstock steckend wieder, doch Brian entpuppt sich als strohdoof, schließt die Augen und lässt sich Werkzeug von Paula in die derangierte Rübe jagen. Irgendwie geht dann doch alles ganz schnell und ein ganz netter Schlussgag besiegelt „Die Todesparty II“.

Conclusio: Was längere Zeit den Eindruck eines überzeichneten und in Sachen Handlung sehr unwahrscheinlichen, aber eigentlich recht angenehmen Genrefilms für Schulhasser erweckte, der einen überraschend kleinen Kreis Verdächtiger anbietet und darauf hinauszulaufen scheint, Kritik an der Vorverurteilung psychisch Kranker zu üben, ja, vielleicht sogar ein ganz heißes Eisen anzufassen und sich für die Resozialisierung von Mördern auszusprechen, flacht leider vollends ab, als dann eben doch die einfachste Auflösung präsentiert und gleich der erste Verdächtige zum tatsächlichen Killer erklärt wird. Dabei entblödet sich „Die Todesparty II“ nicht, den Oberunsympathen Dwight, der Brian auch im Falle seiner Unschuld nie eine wirkliche Chance gegeben hätte und sich auch ansonsten verhält, wie der letzte Kotzbrocken, zum Helden zu verklären und das Mädchen kriegen zu lassen, womit der Film konträr zu sämtlichen Slasher-Regeln verläuft. Da hilft es dann auch nicht mehr viel, dass sich der Film nicht allzu ernst nimmt, aber auch nicht zur Komödie wird, wenngleich einige Gags eher zum Abgewöhnen sind – beispielsweise die häufigen Schnitte auf Paulas Vater, der sich durch die Botanik schleppt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige gelungene Gags zu attestieren und der lässige ’80er-Look kann sich ebenfalls sehen lassen. Die Spezialeffekte sind mitunter zwar reichlich billig gemacht und die etwas sehr bemüht auf Originalität getrimmten Mordszenen arg konstruiert, dafür gewinnt der Film zum Ende hin aber an Härte und wird blutiger. Im schauspielerisch durchwachsenen, weil zum Chargieren neigenden Ensemble kann man immerhin auf die hübsche Jill Schoelen verweisen, die ja schon so etwas wie eine kleine Genre-Ikone und gerngesehen Scream Queen ist; ich werfe einfach mal Filmtitel wie „Stepfather“, „The Bite“, „Skinner ...lebend gehäutet“ und „Stimme der Dunkelheit“ in den Raum und bemerke, dass sie auch mit Wes Craven und Robert Englund zusammengearbeitet hat. Ihrem Gegenspieler Brian fehlt es an vielem, vor allem aber an einer irgendwie bemerkenswerten, bizarren Hintergrundgeschichte, wenn er schon der Mörder sein soll. Ein weiteres Indiz dafür, wie unheimlich einfach es sich Autor Steve Slavkin und Regisseur Pallenberg letztendlich gemacht haben. Das ist schade und enttäuschend, denn Potential hätte dieser Streifen zumindest in der zweiten Slasher-Liga durchaus gehabt – ob nun mit oder ohne Brad Pitt. Slasher dürfen gern auf den ersten Blick konservativ erscheinen, mit seinem Hang zum gesellschaftlichen Konformismus und Teenager-Sozialdarwinismus in Kombination mit der zugegebenermaßen nicht ganz so untypischen Eindimensionalität verrät „Die Todesparty II“ jedoch das Subgenre gewissermaßen.

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