Mit der Romanverfilmung von Thank You For Smoking schuf Regisseur Jason Reitman einen Film, der thematisch perfekt ins aktuelle Zeitgeschehen passt. Es geht um Zigaretten, den Kampf ihrer Befürworter und Gegner und das Ringen der amerikanischen Tabakindustrie das Rauchen wieder/weiterhin salonfähig zu machen.
Nick Naylor (Aaron Eckhart) ist beruflich erfolgreich, aber als PR-Manager der Tabakindustrie nur bedingt beliebt—gilt er in der Welt des Tabaks noch als "bester Mann", wollen ihn Zigarettengegner lieber tot sehen. Gesundheitsfanatiker Senator Finistirre (William H. Macy) indes möchte auf Zigarettenschachteln Giftsymbole anbringen lassen und schürt natürlich kräftig das Feuer im Kampf der Befürworter und Gegner, doch ist das für Nick Naylor ebenfalls kein Hindernis. Wenn er im Leben eines kann, ist es Reden (und das ist im Grunde alles, was er kann) und das setzt er als Waffe gegen alle ein, die ihm auf den Schlips treten wollen.
Mit Argumenten, die bei genauerer Betrachtung entweder gar keine oder in der Tat intelligente Vergleiche und Gegenbeispiele sind, spielt Nick geschickt jeden Gegner an die Wand. Dabei kommt er so glatt und arrogant rüber, wie man sich einen erfolgreichen Amerikaner in Branchen wie der von Nick vorstellt. Selbst vor dem zwölfjährigen Sohnemann und egal zu welchem Thema, das Argumentieren nimmt bei ihm kein Ende. Somit ist der Film ziemlich dialoglastig und kann schon deshalb auf die Nerven gehen, da das Geplapper (branchenbedingt) meist nur heiße Luft ist. Dazu sind viele Szenen, vor allem der Anfang und die Szenen mit Nicks Sohn, der für sein Alter viel zu klug und scharfsinnig daherkommt, dermaßen amerikanisch, dass dem USA-Hasser fast schon die Galle hochkommen kann, obwohl in Thank You For Smoking auch schon mal die amerikanische Gesellschaft ins Fadenkreuz der Kritiker gerät—das leider viel zu schwach und deshalb nicht wirklich brauchbar.
Die schwarze Satire möchte unbedingt intelligent sein, ist meistens aber nur eins—sterbenslangweilig. Das hohe Erzähltempo, das trotzdem langatmig wirkt, zynische Kommentare von Nick aus dem Off und moderne Sets und Kameraschnitte wollen offene, sarkastische Lockerheit suggerieren, doch versagt das kläglich. Die Inszenierung wirkt zu konstruiert, zu künstlich und gezwungen, um wirklich richtig gut zu sein. Deshalb fühlen sich die gerade mal 88 Minuten auch um einiges länger an, obgleich Thank You For Smoking immerhin auch einige kleine Höhepunkte aufweisen kann—etwa wenn Nick mit seinen Freunden aus bezeichnender Weise der amerikanischen Alkohol- und Schusswaffenindustrie darüber diskutiert, welche ihrer Branchen jährlich die meisten Todesopfer fordert, um das eigene Ego zu stärken, der zynische Überfall mit Nikotinpflastern oder die finale Debatte auf dem Senatorenkongress. Unglücklicherweise sind solche Szenen, die wirklich intelligent abgewickelt werden, viel zu rar und auch dann ist der Humor sehr subtil und als solcher nicht einmal bemerkbar. Das schadet dem Unterhaltungswert immens.
Obgleich jede Szene bis zum Erbrechen überspitzt dargestellt wird (was aber immer noch ziemlich realistisch rüberkommt), ist die Satire einfach viel zu zahm inszeniert worden—so fühlt es sich jedenfalls an. Um korrekt zu bleiben, kommt im ganzen Film kein einziger Glimmstängel vor—wieder eine gute Idee, die dank der Langeweile kaum bemerkt wird. Dass es für Nick ein Fehler ist, mit einer knallharten Reporterin (Katie Holmes) eine Affäre zu beginnen, dürfte auch dem minderbemitteltsten Zuschauer von Anfang an klar sein und scheint auch nicht so ganz auf das sonstige Verhalten Nicks zu passen. Katie Holmes Rolle scheint ohnehin nur für die Hinarbeitung zu Nicks plötzlichem (nur rudimentär fundiertem) Sinneswandel—allein des Happy Ends wegen—wichtig. Ebenso die Diagnose, dass Nick, jahrelang Raucher, plötzlich keine einzige Zigarette mehr rauchen darf, wenn er am Leben bleiben will. Dieses Thema interessiert nämlich schon in der nächsten Einstellung mehr, hätte für Nicks weiteres Leben eigentlich auf der Stelle irgendwelche Konsequenzen haben müssen. Von der Sucht kommt man ja schließlich nicht allein durch eine Überblende in die nächste Szene los.
Zu Gute halten muss man Thank You For Smoking dann allerdings noch, dass es beide Seiten—Gut und Böse (wobei die Definition von Gut und Böse sicherlich Interpretationssache bleibt)—ausleuchtet und zeigt, dass die Methoden aller im Grunde die gleichen sind. Was Neues lernt man dabei aber nicht. Außer dass Rauchen schädlich ist. Und das weiß man auch so, weshalb es Thank You For Smoking in dieser Form sicher nicht gebraucht hätte. Als Komödie ist es völlig unbrauchbar, als Film im Allgemeinen einfach nur langweilig auf die Beine gestellt (und das, obwohl die Schauspieler alle recht engagiert wirken). Das ewige Rumstochern in der gleichen Wunde—"Rauchen ist tödlich"—wiederholt sich immer wieder aufs Neue und ermüdet bald auch den eingefleischtesten Nichtraucher. Wahrscheinlich hat das in Buchform alles besser funktioniert. Gute Ansätze sind ja immerhin vorhanden.