Endlich mal wieder so ein Film, für den es sich gelohnt hat, den Videorekorder nicht auf den Müll zu werfen. Unter der Woche in irgendein Nachprogramm verbannt, war er hier in Deutschland dafür prädestiniert, keine hohen Wellen zu schlagen. Mich hat Anfangs weniger die Story, als vielmehr die Tatsache interessiert, dass das Blödelduo Ben Stiller und Owen Wilson hier in einem ernsten Drogendrama auftreten. Umso erstaunlicher ist es, dass unterm Strich ein nachdenklicher, unspektakulärer dafür sehr eindringlicher Film zur Drogenproblematik entstanden ist.
Erzählt wird die (wahre) Lebensgeschichte von Drehbuchautor Jerry Stahl (Ben Stiller). Als cleaner Junkie lässt seine letzten zehn Jahre Revue passieren und zeichnet den langsamen Absturz vom Gelegenheitskonsument bis zur extremen Abhängigkeit.
Als Rahmenhandlung dient dabei Jerry`s Lebensbeichte auf einem schäbigen Hotelzimmer vor der attraktiven Kitty (Maria Bello), ebenfalls ein Ex-Junkie. Ist ihre Beziehung zunächst nur darauf beschränkt, ihr neues, cleanes Leben gemeinsam zu ertragen, entwickelt sie nach und nach tiefere Gefühle zueinander. Vom anfänglich lustlosen Geschlechtsverkehr, der mehr wie ein Zeitvertreib und Ablenkung für die beiden ist, öffnen sie sich im Verlauf des Films auch seelisch immer weiter. Dazu passen auch Nick`s immer offener und drastischer werdenden Schilderungen der Episoden seines Abstiegs zur extremen Abhängigkeit.
Zunächst beschränkt sich sein Konsum auf ein paar Crackpfeifen. Zusammen mit seinem Kumpel Nicky (Owen Wilson) führt er ein ungebundenes Lotterleben, beruflich läuft zunächst alles Bestens und das Crack fügt sich nahtlos in Jerry’s Alltag ein. Mit zunehmenden beruflichen Druck und dem Hollywoodzwang auf Empfängen oder Partys ein perfektes Bild abzugeben, steigert Nick seinen Konsum kontinuierlich. Aus Crack wird Heroin, er selbst entfernt sich immer weiter von seiner Freundin (Elisabeth Hurley), wird selbstsüchtig und endet in Selbstüberschätzung und Wahnvorstellungen. Bald ist sein gesamtes Leben nur noch auf die Beschaffung der Droge ausgerichtet. Nachdem er seine Arbeit, seine Freunde, sein gesamtes Geld verloren hat und die Gesundheit seines Kindes auf Spiel gesetzt hat, schafft er den Ausstieg in einer Drogentherapie. Kitty symbolisiert dabei die Hoffnung auf ein neues Leben, ohne Heroin und die oberflächliche Hollywoodwelt.
Beeindruckend und fern von Hollywoodklischees wird der allmähliche Verfall des Leben von Jerry gezeigt. Vergleiche zu „Jim Carroll in den Straßen von New York“ (1995) drängen sich auf und sind durchaus berechtigt. Diese muss Permanent Midnight aber keinesfalls scheuen, liefert doch Ben Stiller eine überzeugende Leistung als drogenabhängiger Yuppie. Als er zuletzt sogar einen Schuss neben seinem Baby und dabei völlig stoned von der Polizei abgefangen wird, hat Jerry seinen Tief- und der Film seinen Höhepunkt erreicht. Begleitet wird das Ganze durch hochkarätigen Nebendarsteller und einem tollen zeitgenössischem Soundtrack. Getrübt wird das positive Gesamtbild lediglich durch die deutsche Synchro, die Connie Nielsen tatsächlich einen breiten sächsischen Akzent verpasst hat, so dass ihre Rolle eher wie eine Parodie, denn wie ernsthafte Schauspielerei anmutet.
Daran werde ich mich erinnern:
Jerry sitzt völlig stoned im Auto, während sich sein Baby auf dem Beifahrersitz einscheißt.